Integrierte Zinsbuchsteuerung: Aktuelle Herausforderungen für Banken nach der Zinswende

Shownotes

In dieser Folge von zeb.Sound of Finance tauchen wir in die Welt der Zinsbuchsteuerung ein – einem Kernelement der Banksteuerung, das seit der Gründung von zeb im Jahr 1992 fester Bestandteil unserer Beratung ist. Gemeinsam mit Dr. Wilhelm Menninghaus, unserem erfahrenen Experten für Zinsbuchsteuerung, beleuchten wir die zentralen Aspekte dieses komplexen Themas und zeigen auf, welche Herausforderungen und Chancen die aktuelle Zinswende für Banken mit sich bringt.

Was erwartet Dich in dieser Episode? • Eine grundlegende Einführung in das Konzept der Zinsbuchsteuerung • Die Rolle von aktiven und passiven Positionen im Bankgeschäft • Die Auswirkungen steigender Zinsen auf Bankstrategien • Der Umgang mit Zinskurven-Volatilität und Risikomanagement • Einblick in regulatorische Anforderungen und neue Kennzahlen • Die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Vorstand, Treasury, Risikocontrolling und Gesamtbanksteuerung • Die drei Top-Themen, die Banken jetzt in ihrer Zinsbuchstrategie adressieren sollten

Mit über 30 Jahren Erfahrung gibt Wilhelm wertvolle Einblicke in bewährte Praktiken und zukunftsorientierte Maßnahmen – fundiert, praxisnah und mit einem Blick auf das große Ganze.

🎧 Jetzt reinhören und verstehen, warum eine gute Zinsbuchsteuerung entscheidend für den Erfolg in einem volatilen Marktumfeld ist!

podcasts@zeb.de https://zeb-consulting.com/de-DE/podcasts https://www.linkedin.com/in/dr-wilhelm-menninghaus/ https://www.linkedin.com/in/timo-franke-zeb/

Transkript anzeigen

00:00:00:

00:00:06: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Sound of Finance, dem Podcast von ZEB.

00:00:13: In der heutigen Episode beschäftigen wir uns mit einem Thema,

00:00:16: das eines der Kernthemen unserer Beratung bereits seit der Gründung des ZEB 1992 ist.

00:00:22: Und welches unsere Expertinnen und Experten, auf welcher kann ich,

00:00:24: glaube ich, mit aller Bescheidenheit sagen, inhaltlich maßgeblich mitentwickelt und geprägt haben.

00:00:30: Und zwar soll es heute um das Thema Zinsbuchsteuerung gehen,

00:00:33: also die Steuerung des zinstragenden Geschäfts einer Bank.

00:00:36: Und damit am Ende des Tages um nichts anderes als eines der Kernelemente der

00:00:40: Banksteuerung, welches gerade aufgrund der jüngsten Entwicklung an den Kapitalmärkten

00:00:44: aktueller und wichtiger ist denn je.

00:00:46: Das heißt, wir möchten heute folgende Fragen mit euch beantworten.

00:00:50: Was ist überhaupt Zinsbuchsteuerung? Also was steckt hinter diesem Thema?

00:00:53: Wie lässt sich ein Zinsbuch steuern? Und warum ist Steuerung überhaupt notwendig oder wichtig?

00:00:58: Und was macht dieses Thema eigentlich gerade vor dem Hintergrund der Zinswende,

00:01:02: also der jüngsten Entwicklung an den Zins- und Kapitalmärkten,

00:01:05: beziehungsweise inzwischen sogar der Wende der Zinswende eigentlich so besonders spannend.

00:01:09: Mein Name ist Timo Franke, ich bin Senior Manager im zeb und spreche über diese

00:01:14: Fragen heute mit Wilhelm Manninghaus.

00:01:16: Wilhelm ist der Experte für Zinsbuchsteuerung bei uns im zeb und begleitet das

00:01:21: Thema live seit über 30 Jahren.

00:01:23: Also im Grunde seit Anbeginn des zeb könnte man sagen.

00:01:26: Somit hat Wilhelm nicht nur die Entwicklung des Themas bei uns maßgeblich geprägt,

00:01:31: sondern auch verschiedenste Marktphasen miterlebt. Von der Finanz- bis zur Euro-Krise,

00:01:36: der langen Niedrigzinsphase, aber eben auch der Zinswende der letzten Jahre,

00:01:40: die viele Häuser umgetrieben hat.

00:01:41: Ich persönlich habe das Thema Zinsbuchsteuerung sozusagen bei Wilhelm gelernt.

00:01:45: Ich bin also bei ihm in die Lehre gegangen und freue mich umso mehr heute mit

00:01:49: dir, lieber Wilhelm, über dieses Thema zu sprechen und mit dir diesen Podcast

00:01:53: auch zu nehmen. Schön, dass du dabei bist.

00:01:55: Ja, Timo, lieben Dank für die Einladung. Ich freue mich auch auf unseren hoffentlich

00:01:59: sehr intensiven Austausch zu diesem aus meiner Sicht hochgradig ergebniswirksamen

00:02:04: Thema für unsere Kunden.

00:02:06: Sehr schön. Wilhelm, lass uns starten mit einer kleinen Einführung in das Thema

00:02:11: und einem kleinen Blick auf die Marktsituation.

00:02:13: Denn bevor wir, glaube ich, tiefer in das Thema reingehen, macht es Sinn,

00:02:17: über nochmal ein paar grundlegende Definitionen zu sprechen.

00:02:20: Wenn du es in wenigen Worten beschreiben müsstest, was steckt überhaupt hinter

00:02:24: Zinsbuchsteuerung? Was wäre also sozusagen eine Definition der Zinsbuchsteuerung?

00:02:27: Und was macht das Thema denn so wichtig aus deiner Sicht?

00:02:30: Ja, du hast es am Anfang ausgeführt. Das ist ja eins meiner Kernthemen.

00:02:33: Und ich brenne eigentlich seit ich im zeb bin, seit Anfängen,

00:02:37: für dieses Thema. Und Zinsbuchsteuerung gehört zum Kerngeschäft von Retailbanken, von Banken generell.

00:02:44: Es geht natürlich darum, die

00:02:46: verschiedenen Erfolgsquellen des Zinsbuchs gemeinschaftlich zu steuern.

00:02:51: Das heißt, das gesamte Kreditgeschäft, das gesamte Einlagengeschäft,

00:02:55: die Anlage- und Refinanzierungsstrategie einer Bank auszusteuern.

00:03:00: Das läuft alles im Zinsbuch zusammen. und hier dann zu überlegen,

00:03:06: wird das alles fristenkonkurrent ausgesteuert oder lässt man offene Positionen,

00:03:11: mit denen man auch Geld verdienen kann.

00:03:13: In das Zinsbuch im Sinne der Definition gehören also alle zinstragenden Geschäfte,

00:03:18: der Aktiv- und der Passivseite.

00:03:20: Auf der Aktivseite wäre das das ganze Kreditgeschäft mit Kunden im Privat- und

00:03:25: Firmenkundengeschäft.

00:03:26: Auf der Passivseite das gesamte Depot mit den Einlagen und Fonds.

00:03:31: Und in der Zinsbuchsteuerung würde man diese Geschäfte aufnehmen,

00:03:35: entsprechend mit ihren zinsrelevanten Laufzeiten, also mit ihren Zinsbindungen.

00:03:41: Variables Geschäft geht kurz rein, Festverzinsgeschäft geht lang rein und dann

00:03:45: kommt die ganze Passivseite im Einlagengeschäft dazu mit den Variablen und Festeinlagen

00:03:50: und die ganze institutionelle Refinanzierung.

00:03:53: Ja, also hochgradig spannend, erstmal dieses Zinsbuch sich anzuschauen,

00:03:57: wie ein Detektiv zu gucken, was ist da drin im Zinsbuch und natürlich zu schauen

00:04:02: für ein Haus, wo sind unterschiedliche Fristigkeiten auf der Aktiv- und Passivseite.

00:04:06: Eigentlich geht es oft um aktiv-Passivsteuerung des zinstragenden Geschäftes

00:04:11: und natürlich darum, das Zinsergebnis möglichst gegen Risiken zu schützen,

00:04:17: aber auch Erträge durchzuholen.

00:04:19: Ja, das heißt am Ende des Tages, so wie ich es auch schon zu Beginn sagte,

00:04:24: eines der Kernelemente der Banksteuerung war, wie du richtig sagst,

00:04:27: wenn ich auf der Aktivseite die Kredite mit reinnehme, auf der Passivseite die

00:04:30: Einlagen bei einer klassischen Retailbank, eigentlich der Hauptteil des Gesamtbuchs.

00:04:35: Okay, soweit verstanden.

00:04:37: Lass uns doch, Wilhelm, mal auf die Marktsituation schauen. Denn das Thema ist aktueller denn je.

00:04:45: Aufgrund der Zinsentwicklung der letzten Jahre, nach einer langen Niedrigzinsphase, kam ja die Wende.

00:04:50: Inzwischen sprechen viele schon wieder von der Wende der Zinswende.

00:04:53:

00:04:56: Das heißt, da tut sich sehr, sehr viel.

00:05:00: Vielleicht kannst du uns mal einen kurzen Abriss geben, warum das Thema gerade

00:05:04: vor dem Hintergrund dieser Zinssituation so spannend ist und was dann in Märkten

00:05:07: überhaupt passiert, beziehungsweise in den letzten Monaten passiert ist.

00:05:10: Ja, sehr gerne. Dieses Thema ist ja seit langer Zeit für Banken relevant.

00:05:15: Typischerweise hat man vor dem Jahr 2015 immer eine Zinskurve gehabt,

00:05:20: die nannte man normale Zinskurve mit einer gewissen Steilheit.

00:05:23: Zwischen dem kurzen und langen Ende der Kurve lagen da in Teilen deutlich über

00:05:28: 150 Basispunkte am Zinsunterschied. Auch mal über 200 Punkte.

00:05:32: Und das war für Banken eigentlich typisch, für Retail-Banken,

00:05:37: dass man Geld kurz aufgenommen hat.

00:05:39: Ich sag mal über die gesamte Passivseite, im Kundengeschäft,

00:05:42: über Termingelder, Einlagen, kurze Retail-Einlagen und diese Gelder lang transformiert

00:05:48: hat im Kreditgeschäft oder auch im Einlagengeschäft.

00:05:51: Und das macht eigentlich diese Erfolgsquelle aus, dass man Geld kurz zu niedrigen

00:05:56: Sätzen aufnimmt und bei einer normalen Zinskurve lang zu höheren Zinsen anlegt.

00:06:02: Das nennt man auch Fristentransformation.

00:06:05: Und aus der Fristentransformation konnte man bei einer normalen Kurve immer

00:06:10: relativ gut Geld verdienen.

00:06:11: Dann haben wir in der Vergangenheit vor 2015, eigentlich seit den 90er Jahren,

00:06:17: so einen sehr starken Zinssenkungstrend gehabt.

00:06:20: Das heißt, wer so etwas gemacht hat, hat zum einen aus der Kurve aber aus Geld

00:06:24: verdient, aus kurz nach lang und hat dann mit den Zinssenkungen,

00:06:29: die sukzessive gekommen sind, sich in der Finanzierung immer günstiger eingedeckt.

00:06:35: Also die Passivseite ist nach unten gelaufen, die Aktivseite langsam auch,

00:06:40: aber der Spread hat sich vergrößert.

00:06:42: Das heißt, man hat durch Fristentransformation sehr viel Gewinn gemacht und

00:06:48: über die Zinsspanne realisiert.

00:06:51: Danach kam eine Zinsphase ab 2015, wo die Zinsen auf sehr niedrigem Niveau waren

00:06:56: und dann sogar ins Minus gerutscht sind.

00:06:58: Die Kurve hat sich verflacht und diese Strategie ist mehr oder weniger so ein

00:07:02: bisschen ausgelaufen in diesem Nullzins- und Minuszinsniveau.

00:07:06: Und man hat starke Belastungen im Zinsergebnis gehabt, weil die Anlageerträge

00:07:12: sind nach unten gelaufen.

00:07:14: Die Einlagen haben keine Margenqualität mehr gehabt. Das Fristentrafo ließ sich

00:07:19: relativ wenig verdienen.

00:07:20: Das war eine Phase, die hat angenommen bis 2021, wo man auch dachte,

00:07:25: naja, es wird sich kaum noch verändern.

00:07:28: Resignation war da an den Märkten. Und es gab eigentlich wenig Auguren,

00:07:32: die gesagt haben, da kommt jetzt irgendeine Zinswende und es verändert sich.

00:07:36: Aber durch verschiedenste Faktoren an den Märkten hat es eine starke Inflation

00:07:41: gegeben und die Zinsen sind in sehr kurzer Zeit extrem stark gestiegen,

00:07:46: um fast 400 Basispunkte.

00:07:48: Vor allem am kurzen Ende stark gestiegen und wir haben dann eine Phase gehabt

00:07:53: der Inversion, ja, und sind nach oben geschnägt.

00:07:58: Jetzt haben wir zuletzt in dem letzten Jahr eine Phase gehabt,

00:08:01: wo das Ganze ein bisschen beruhigt hat,

00:08:03: das kurze Ende ist runtergekommen, die Notenbankpolitik hat aufgehört,

00:08:08: gegen die Inflation anzukämpfen und die Kurzfristzins im EZB-Raum sind von 4%

00:08:15: auf 2% nach unten gesenkt worden.

00:08:17: Und das Ganze hat sich im Niveau im Moment wieder leicht normalisiert und zwischen

00:08:22: dem kurzen Ende bei 2% und dem langen Ende bei ungefähr 2,70% im Moment,

00:08:27: da hat sich wieder eine gewisse Steilheit aufgebaut.

00:08:29: Ja und diese Zinskurven dann so zu reiten, so zu managen,

00:08:36: dass eine Bank dort gut durchkommt und idealerweise Risiken vermeidet und Ertragspotenziale

00:08:43: durchholt, das macht eine Zinsbuchsteuerung aus.

00:08:46: Ja, sehr spannend. Vielen Dank, Wilhelm. Ich erinnere mich auch noch,

00:08:49: wir waren ja genau zu der Zeit auch verschiedenen Projekten unterwegs und früher

00:08:54: oder in der Regulatorik immer noch

00:08:55: ist ja der 200-Basispunkte-Zinsschock eigentlich sozusagen ein Risiko,

00:09:00: was man quantifiziert, also die Auswirkungen eines 200-Basispunkte-Zinsschocks.

00:09:04: Und ich glaube, in jedem Dialog mit Kunden haben wir zumindest in der Vergangenheit

00:09:07: immer gesagt, diese 200-Basispunkte, die sind schon extrem und die beobachtet man relativ selten.

00:09:11: Jetzt hast du es gerade sehr schön herausgearbeitet. Und hier waren teilweise

00:09:14: Schocks von 300, 400 Basispunkten zu sehen.

00:09:17: Also doch nochmal ganz andere Sphären, die wir da erreicht haben innerhalb kürzester

00:09:21: Zeit. Also eine sehr, sehr spannende Zeit, um in diesem Thema unterwegs zu sein.

00:09:26: Du, lieber Wilhelm, so habe ich es ja auch zu Beginn schon anmoderiert,

00:09:29: begleitest das Thema Zinsbuchsteuerung jetzt seit mehr als 30 Jahren aktiv am Markt.

00:09:34: Du hast also neben diesen Marktphasen, die wir eben gestriffen haben,

00:09:37: auch schon verschiedene Kundinnen und Kunden erlebt, begleitet in Projekten, gemanagt.

00:09:43: Was hat sich denn deiner Meinung nach in dieser Zeit verändert?

00:09:48: Also sprich, wenn ich jetzt genau auf diese methodischen Grundprinzipien der

00:09:51: Zinsbuchsteuerung schaue, gelten diese Grundprinzipien, wie du sie vielleicht

00:09:56: noch zu Beginn deiner Zeit definiert hast, nach wie vor?

00:10:00: Beziehungsweise was hat sich auch in den Rahmenbedingungen insgesamt verändert?

00:10:03: Denke ich an Regulatorik, ich denke an Daten, aber auch an Strukturen insgesamt.

00:10:08: Vielleicht kannst du dazu ein bisschen ausholen.

00:10:10: Sehr gerne. Das ist ja meine Mission, dieses Thema bei unseren Kunden zu begleiten,

00:10:14: umzusetzen mit unserem Team im Bereich Treasury und ALM.

00:10:19: Und tatsächlich hat sich in den Jahren einiges verändert.

00:10:22: Es gab lange Zeit, ich will nicht sagen so ein Free Lunch, aber es gab halt

00:10:27: diese normale Kurve, diesen Senkungstrend.

00:10:30: Und die Kernstrategie, Basisstrategie, war eigentlich mal kurz mal lang,

00:10:34: mal salopp gesagt, immer die Zinskurve bewirtschaften, um Zusatzerträge zu verdienen.

00:10:40: Dann kam diese Phase, wo man ausgeblutet ist auf dem niedrigen Zinsniveau und die starke Zinswende.

00:10:47: Und das ist natürlich alles auch begleitet worden von den Regulatoren.

00:10:52: Und man hat, als die Zinsen immer weiter runtergingen, immer gesagt,

00:10:57: wenn meine Wände kommen, die Zinsen steigen,

00:11:00: müssen Banken vorbereitet sein und man sollte nicht zu viel mitnehmen an offenen

00:11:07: Positionen, wenn man hier investiert in Zinsänderungsrisiken und hat in der

00:11:11: Regulatorik die Zügel angezogen.

00:11:13: Ja, es gibt verschiedene Kennziffern, die diese Zinsrisiken begrenzen.

00:11:18: Das war früher der Zinsschock, 200 Punkte.

00:11:20: Jetzt ist eine Kennzahl, die nennt sich ShotEath, wo es darum geht,

00:11:24: das barwertige Zinsänderungsrisiko zu begrenzen.

00:11:27: Auch in der Regel mit diesem 200-Punkte-Schock und anderen Szenarien.

00:11:30: Aber es wird schon deutlich restriktiver, gegen 15 Prozent des Haftkapitals

00:11:36: oder Kernkapitals mittlerweile ausgesteuert.

00:11:38: Früher gab es dort mehr Spielraum, da waren 20% des Haftkapitals dort,

00:11:44: jetzt noch 50% des Kernkapitals, was schon sehr deutliche Einschränkung ist,

00:11:48: eigentlich offene Positionen zu fahren.

00:11:51: Auf der anderen Seite hat die Bankenaufsicht sehr stark in eine wertorientierte

00:11:55: barwertige Sicht eigentlich investiert und fordert dort Berichtsgrößen ein.

00:12:01: Das heißt, die Cashflows dürfen nicht sehr offen sein.

00:12:05: Das wird über diese Kennziffern begrenzt. Und seit kurzem gibt es eine zweite

00:12:09: Kennziffer, die auf das periodische Risiko.

00:12:12: Das ist der SOT-NRI, also das Net Interest Income.

00:12:15: Das Zinsergebnis wird dort ausgesteuert und man schaut sich auch die Volatilität an.

00:12:21: Das Zinsergebnis bei starken Zinsveränderungen.

00:12:24: Also die Regulatorik ist da zusammenfassend sehr auf der Hut,

00:12:27: dass die Banken nicht mit Zinsänderungsrisiken in kritische Situationen sich hineinmanövrieren.

00:12:34: Ja, das kann ich auch aus der eigenen Projekterfahrung genauso bestätigen,

00:12:37: Willem, wie du das beschreibst.

00:12:38: Ich glaube, seit 2015 ist das Thema, ich würde sagen, in verstärktem Fokus der

00:12:44: Regulatoren gerückt und genau diese Dualität der beiden Perspektiven.

00:12:47: Also diese barwertige Welt mit dem SOT-IWI, also dem barwertigen Zinsänderungsrisiko

00:12:54: und die periodische, also GUV-orientierte Welt mit dem Net Interest Income SOT.

00:13:00: SOT steht für den Supervisory Outlier Test, also auch eine Art Ausreißertest,

00:13:04: der hier gerechnet wird.

00:13:05: Das ist eigentlich so die neue regulatorische Welt. Die hat sich natürlich auch

00:13:09: jetzt in den MR-Risk manifestiert, auch hier gab es ja jüngst Neuerungen,

00:13:13: also doch schon wesentliche Änderungen,

00:13:15: man kann auch sagen Beschränkungen in den Rahmenbedingungen,

00:13:18: die Regulatorik einem da steckt. Das ist genau so, wie du es beschreibst.

00:13:22: Aber mal weg von der Regulatorik, das Interesse von Kundinnen und Kunden am

00:13:26: Thema, so ist jetzt zumindest meine Wahrnehmung, hat in den letzten zwei bis

00:13:30: drei Jahren wieder deutlich zugenommen.

00:13:33: Korrespondiert natürlich mit den Zinsentwicklungen im Markt,

00:13:35: dass sich da auch wieder was tut.

00:13:36: Und ich würde deswegen auch sagen, dass jede Vorständin, jeder Vorstand dieses

00:13:40: Thema aktuell ganz vorne auf der strategischen Agenda sieht.

00:13:44: Also im Prinzip, dass eigentlich jede oder jeden in einer Bank umtreiben sollte.

00:13:49: Was macht die Zinsbuchsteuerung, die Erfolgsquellen und eine aus deiner Sicht

00:13:54: sauber ausdeklinierte Zinsbuchstrategie denn eigentlich aus?

00:13:56: Und warum ist das auch so wichtig für eine Bank? Also sprich,

00:13:59: warum hat das auch seine Berechtigung, auf einer strategischen Agenda so weit oben zu sein?

00:14:03: Ja, ich glaube, es ist wirklich das Top-Thema auf der strategischen Agenda,

00:14:07: weil die Banken natürlich in den letzten drei Jahren ihre Zinsergebnisse sehr

00:14:12: deutlich verbessern konnten.

00:14:14: Ja, also da ist schon, ich will nicht sagen Champagner-Stimmung in den Häusern,

00:14:18: aber es ist auf jeden Fall so, dass die Zinsergebnisse nach langer Durststrecke

00:14:22: sich deutlich verbessert haben, in Teilen um 30 bis 50 Prozent in den letzten

00:14:28: zwei Jahren sich verbessert haben.

00:14:31: Es ist deshalb auf der Top-Agenda, weil man jetzt natürlich Sorge hat,

00:14:35: wenn die Wende der Zinswende kommt und die Zinsen wieder runterlaufen,

00:14:38: dass auch die Zinsergebnisse schnell nach unten gehen.

00:14:41: Und von daher ist es wichtig, seine Strategie im Moment zu überprüfen und sich

00:14:47: zu wappnen gegen sinkende Zinsen.

00:14:50: Wenn die Zinsen auf diesem Niveau bleiben oder steigen würden,

00:14:53: ist das für die Banken weiterhin ein Erfolgsfaktor.

00:14:56: Wenn aber die Zinsen nach unten gehen, muss man jetzt eigentlich schon Vorkehrungen treffen.

00:15:01: In seiner Strategie und darauf vorbereitet zu sein. Ja, und diese banale Strategie

00:15:05: von früher, buy and hold,

00:15:07: ja, kauf kurz ein, leg lang an und alles wird gut, ist nicht mehr so einfach,

00:15:12: sondern man hat viel differenzierte, dynamischere Strategien im Moment in Häusern, um sich dem zu stellen.

00:15:20: Schaut sich das Einladenportfolio der Erfolgsquelle sehr genau an,

00:15:23: schaut sich die Spread-Entwicklung auf der Aktiesseite sehr genau an,

00:15:27: schaut sich Wiederanlagemöglichkeiten, Chancen und Risiken dort sehr genau an.

00:15:32: Und das macht dieses Thema auch immer noch so spannend,

00:15:36: dass diese Facetten jetzt in den Vordergrund rücken und im Moment dieser Schutz

00:15:41: der guten Zinsergebnisse gegen sinkende Zinsen auf der Agenda ganz oben steht.

00:15:48: Das heißt für mich eigentlich zusammenfassend, die Welt ist komplexer geworden,

00:15:53: auch was das Zinsumfeld angeht.

00:15:55: Und am Ende des Tages muss ich eigentlich für verschiedenste Situationen sagen,

00:15:58: die passenden Spielzüge schon vorbereitet haben, könnte man sagen.

00:16:01: Also eigentlich nicht zu spät sich die Gedanken machen, sondern schon im Vorfeld

00:16:05: eine Art, würde man es vielleicht in Neudeutsch sagen, eine Art Playbook zu

00:16:08: haben, um dann die passende Strategie in der richtigen Situation direkt parat zu haben.

00:16:13: Und ich glaube, ist es wirklich so, dass man mit seiner Ergebnissenbildung jetzt

00:16:17: super zufrieden ist und man jetzt viel mehr an Opportunitäten denken muss, was passiert,

00:16:22: gerade in kritischen Situationen, wo ist meine Achillesferse,

00:16:27: wo ist meine offene Flanke und sich darauf vorbereiten muss.

00:16:30: Weil wenn alles so bleibt, ist es weiterhin ein gutes Zinsumfeld auf diesem

00:16:35: Niveau, was wir jetzt haben, gerade für die Retail-Banken und die deutsche Bankenszene.

00:16:40: Aber wenn die Zinsen sinken, kann man sich jetzt natürlich darauf vorbereiten,

00:16:44: durchgeschickte Schachzüge dem Ding entgegenzuhalten.

00:16:47: Okay, lass uns doch mal, Wilhelm, schauen auf die verschiedenen Bereiche einer

00:16:51: Bank und deren Sicht auf das Thema Zinsbuchsteuerung.

00:16:53: Wenn ich an unsere gemeinsamen Projekte auch denke,

00:16:58: dann ist das Thema ja auch unter anderem deswegen so spannend,

00:17:01: weil die verschiedenen Bereiche einer Bank, sei es jetzt der Vorstand vielleicht

00:17:06: als eine Gruppe mal, der Risikocontroller, der die Risiken managt und den Blick haben muss,

00:17:13: der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin im Treasury oder eben auch in der Gesamtbanksteuerung

00:17:18: doch sehr verschiedene Perspektiven auf dieses Thema haben.

00:17:22: Und gerade dieses Zusammenbringen der verschiedenen Perspektiven,

00:17:25: ist ja dann auch so besonders spannend, macht im Dialog in solchen Projekten

00:17:29: mit den verschiedenen Bereichen zu sprechen.

00:17:31: Lass uns doch mal in jeweils ein bis zwei Minuten pro Perspektive,

00:17:36: also Vorstand, Risikocontrolling,

00:17:38: Treasury und Gesamtbanksteuerung springen und sozusagen deine Punkte mal einfangen,

00:17:45: welche diese einzelnen Stakeholdergruppen bei sich auf der Agenda haben.

00:17:49: Ja, sehr gerne. Ich glaube auch, das ist der Erfolgsfaktor am Ende,

00:17:53: wenn man eine Zinsbruchsteuerung gemeinschaftlich umsetzt, dass man die Logiken

00:17:58: und Sichten und Perspektiven der Bereiche in so einer Strategie zusammenbringt.

00:18:03: Wenn ich mit dem Vorstand mal anfange. Der Vorstand muss natürlich hinter der

00:18:08: Strategie einen Haken machen, die Strategie verstehen,

00:18:10: die Strategie auch vorgeben in Abstimmung mit den Bereichen und auch sein Ambitionsniveau

00:18:16: an das, was will man verdienen, wenn man Risikokapital auch investiert in Zinsänderungsrisiken,

00:18:22: Risikobudget freigibt dafür, dann festlegt.

00:18:26: Dann ist der sogenannte, die Aufsichtgrenze immer Risikoappetit.

00:18:29: Hier natürlich auch zu bewerten, ist die Risikotragfähigkeit da,

00:18:32: passt das in die Allokation der Bank, es gibt auch andere Risiken,

00:18:36: von Kreditrisiken, Liquidrisiken, Risiken in der Asset Allocation.

00:18:40: Und da muss man die richtigen Budgets vorstandsseitig, natürlich,

00:18:44: wenn das ein Top-Thema auf der Agenda ist, auch freigeben, um Spielraum zu haben,

00:18:48: sich dort zu positionieren.

00:18:50: Der Vorstand wird auch typischerweise Basisstrategien mit seinen Bereichsleitern

00:18:55: besprechen und eine sogenannte Benchmark-Vorgabe treffen und sagen,

00:18:59: da sehe ich eigentlich ein ideales Aussteuerungsprofil für mein Haus, ein Zinsbuch,

00:19:04: in dem wir uns strategisch orientieren sollten und wir gemeinsam Leitplanken

00:19:10: rund um dieses Basisprofil festlegen und am Ende auch Entscheidungen treffen,

00:19:16: steuere ich jetzt sehr generisch und regelgebunden mein Haus auf dieses Profil

00:19:20: aus oder gebe ich auch aktiv, je nach Zinsentwicklung und Zinsprognose,

00:19:25: dispositiv Freiräume.

00:19:27: Das ist dann diese Entscheidung für eine aktive oder passive Steuerung.

00:19:30: Das sind alles To-Dos, die ich eigentlich so ein bisschen auf dem Deckel des

00:19:33: Vorstands sehen würde, Richtungsentscheidungen für die Bereiche,

00:19:38: die man mit ihnen abstellt.

00:19:40: Perspektive Vorstand.

00:19:41: Man könnte also sagen, der Vorstand gibt so ein Stück weit den Rahmen vor,

00:19:45: wie du es auch schön umrissen hast, aktiv versus passiv.

00:19:48: Welchen Steuerungsansatz möchte ich fahren? Lass uns weitergehen zum Risikocontrolling,

00:19:53: also im Prinzip die Einheit in der Bank, die die Risiken monitort.

00:19:57: Genau, dem Risikocontrolling kommt jetzt im Zusammenspiel der Bereiche die Funktion

00:20:03: zu, dass dort so ein bisschen die Stelle liegt, true and fair view.

00:20:06: Wie sieht eigentlich der Cashflow aus? Wie ist die Cashflow-Struktur?

00:20:10: Dort ist auch die hohe Debilidaten.

00:20:12: Da wird alles zusammengebaut aus den zinstragenden Aktiva und Passiva.

00:20:17: Es werden Portfoliosichten auch eingestellt, sodass man erstmal genau versteht,

00:20:24: in welchen Laufzeitbändern, über welche Geschäfte,

00:20:27: über welche Bewertungssensitäten sprechen wir, wenn wir uns mit diesem Cashflow-Profil auseinandersetzen.

00:20:33: Eine Aufgabe des Controllings und Risikokontrollings ist jetzt auch die Modellierung

00:20:38: des gesamten variablen Einlagengeschäftes festzulegen.

00:20:42: Das heißt, das variable Einlagengeschäft hat ja keine von vornherein fixierte feste Zinsbindung,

00:20:49: ist variabel, reagiert auch unterschiedlich je nach Produkten,

00:20:53: bei Sichteinlagen, Spareinlagen und auch bei Geldmarktkonten auf Zinsveränderungen

00:20:57: und dieser Modellierung des variablen Geschäftes kommt diese hohe Bedeutung zu.

00:21:01: Und dort wird das Risikokontrolling die Mischungsverhältnisse entsprechend festlegen,

00:21:06: gerade in Abstimmung mit dem Vertrieb und mit dem Pricing der Produkte.

00:21:10: Und das Risikokontrolling hat auch die Aufgabe, Options- und Kündigungsrechte

00:21:14: im Kreditgeschäft entsprechend einzubeziehen in diese Cashflow-Modellierung.

00:21:19: Im Risikocontrolling sind dann natürlich auch die Vorgaben der Regulatorik,

00:21:23: der Risikotragfähigkeit, also interne, externe Vorgaben dann abzubilden.

00:21:30: Dort wird man im Meldewesen diesen ganzen Dingen regelmäßig gerecht werden.

00:21:35: Dort wird man auch die Risikomodelle, die internen Modelle, die Value-to-Rist-Modelle

00:21:40: nennt man, die dort entsprechend auch pflegen und die Risiken messen,

00:21:44: aber auch Risiken gegen Deckungsmassen und Limite einwerten.

00:21:48: Das heißt, dort liegen die ganzen Kontrollfunktionen der Zinsbruchsteuerung

00:21:52: in barwertiger und auch in der periodischen Welt und in der Regulatorik.

00:21:56: Eine sehr wichtige Rolle im Risikokontrolling die Risiken zu messen und natürlich

00:22:01: auch zu sagen, welche Freiräume sind da und welche Budgets und Limite hat man für die Steuerung.

00:22:06: Lass uns im nächsten Schritt zum Treasury kommen. Das passt insofern auch ganz gut.

00:22:11: Gut, das wirst du sicherlich gleich

00:22:13: auch ausführen, dass zumindest meine persönliche Sicht auf die Dinge ist,

00:22:16: dass Risikocontrolling und die Rolle, die du hier eben sehr schön umrissen hast

00:22:21: und Treasury nicht immer mal sozusagen ganz Hand in Hand gehen,

00:22:25: aber gib doch mal gerne deine Sicht auf die Treasury Perspektive.

00:22:29: Genau. Es ist natürlich anzustreben, dass wir in einem Haus ein gutes Zusammenarbeitsmodell

00:22:35: in der Steuerung haben, alle an einem Strang ziehen.

00:22:37: Aber es gibt natürlich immer gewisse Protagonisten und Antagonisten.

00:22:41: Ja, und man könnte so ein bisschen spaßshalber sagen, Risikokontrolle und Treasury

00:22:45: sind natürlich allein von der Funktion in einem Haus ein bisschen die Antagonisten.

00:22:51: Das heißt, Risikokontrolling wird natürlich immer sagen, seid vorsichtig,

00:22:55: ist vielleicht auch ein bisschen mehr Controller und Bremser und muss sich überlegen,

00:23:00: wird Risikokapital, wenn es freigegeben wird, in Limiten auch effizient eingesetzt.

00:23:06: Treasury ist natürlich eher derjenige, der steuert,

00:23:10: der sagt, ich will das Risikobudget natürlich auch so investieren,

00:23:14: dass viel Geld verdient wird und kümmert sich um die Steuerung des Zinsbuchs

00:23:18: und beobachtet Markt- und Zinskurvenentwicklungen,

00:23:22: bezieht Zinsprognosen ein,

00:23:24: bewegt sich natürlich im Rahmen der Limited Budgets und Vorgaben von Rico,

00:23:28: möchte aber immer gerne Freiheitsgrade haben, die möglichst groß sind,

00:23:32: um das Zinsbuch nach seinen Vorstellungen zu steuern.

00:23:36: Im Anlageausschuss kommen diese Bereiche zusammen, entwickeln gemeinsam eine

00:23:40: Strategie und was im Moment im

00:23:42: Treasury sehr oft auch gerade mit uns als Beratern diskutiert wird, ist,

00:23:47: wie sieht ein Zielbild aus, wie kann man Leitplanken in dieses Zielbild einbauen für die Steuerung,

00:23:52: wie geht man mit Value at Risk und Sensibilitäten in der Steuerung um und wie

00:23:56: weit stellt man Zinsrisiken aus dem Kundengeschäft erstmal glatt und nutzt dann

00:24:01: Instrumente im Eigengeschäft oder Swaps,

00:24:03: und dann in der Steuerung die Position so auszutarieren,

00:24:08: dass man diesem Zielbild und der Marktentwicklung gut gerecht wird und auch

00:24:14: sich so positioniert, dass man am Ende auch Geld verdient in die Zinsen.

00:24:17: Das ist die Treasury-Funktion, die Steuerungsfunktion.

00:24:20: Also Steuerung, Überwachung wären diese beiden Bereiche, über die wir jetzt

00:24:24: gerade gesprochen haben.

00:24:25: Und dann zu guter Letzt, Wilhelm, neben Vorstand Risiko Controlling Treasury

00:24:29: Haben wir ja klassischerweise, zumindest würde ich das in den deutschen Regionalbanken

00:24:34: immer so sehen, auch den Bereich Gesamtbanksteuerung.

00:24:38: Also per Definition so wenig gesamthafter Aufgestelltes einen gesamthaften Blick

00:24:43: auf die Dinge haben sollte.

00:24:44: Wie gestaltet sich das bei der Zinsbuchsteuerung aus?

00:24:46: Genau, Gesamtbanksteuerung, Unternehmensteuerung, Finance,

00:24:50: das sind die Funktionen in der Bank, die natürlich eine sehr gesamtheitliche

00:24:55: Brille aufsetzen, was dieses Thema angeht und die natürlich am Ende auch,

00:25:00: gerade wenn ich mal Finance nehme, auch gucken, was passiert in der G&V,

00:25:04: die aber was der Gesamtbanksteuerung ausmacht, auch nicht im Hier und Jetzt

00:25:07: nur leben und steuern und bewerten, sondern auch planerisch unterwegs sind.

00:25:13: Das heißt, eine gute Gesamtbanksteuerung hat immer eine mittelfristige Planungsperspektive vor Augen.

00:25:20: Schaut sich an, wie sieht der Businessplan der Bank aus?

00:25:24: Wie volatil wird der Businessplan bei unterschiedlichen Zinsszenarien?

00:25:29: Und würde aus seiner Sicht immer ein bisschen eine Klammerfunktion einnehmen.

00:25:33: Die Steuerung der Erfolgsquellen des Zinsergebnisses in Summe für die Planung

00:25:37: bewerten und auch Gegenläufigkeiten zwischen diesen Erfolgsquellen aufnehmen

00:25:42: und nach dem Konzept der Marktzinsmethode auch die Geschäftsbereichsrechnung

00:25:48: eines Hauses steuern und schauen, wo verdiene ich an mein Geld?

00:25:53: Ist es im PK-Bereich, im Privatkundengeschäft, im Firmenkundengeschäft?

00:25:56: Kommt es aus Krediten oder Einlagen? Oder kommt es auch aus dem Strukturbeitrag,

00:26:01: der jetzt das Ergebnis kennzeichnet, was vom Treasury erwirtschaftet wird?

00:26:06: Und das sind die Aufgaben, die besonders wichtig sind, dass irgendjemand noch

00:26:10: eine Klammerfunktion übernimmt und den Businessplan in seiner Volatilität bewertet

00:26:16: und aussteuert und gerade im Moment natürlich auch die Risiken wahrnimmt,

00:26:20: Die aus den Szenarien sinkender Zinsen kommen und Input gibt für die Strategie

00:26:24: in die anderen Bereiche hinein, dass man sich dort auch schützt.

00:26:28: Also jeder Bereich hat eine etwas andere Aufgabe im Zusammenspiel der Zinsbuchsteuerung,

00:26:33: sodass Zinsbescheuern auch deshalb für mich immer noch so interessant ist nach 30 Jahren,

00:26:37: weil man mit verschiedensten Gesprächspartnern im Haus der Bank Bereichen fachlichen,

00:26:43: methodischen Anforderungen, Konzepten zu tun hat und natürlich auch immer gucken muss,

00:26:48: wie holt man den Vorstand ab bei diesen Themen, wie oft wir methodisch und fachlich wirken.

00:26:52: Aber natürlich auch in der Kommunikation zu Gremien diese Sachen übersetzt,

00:26:58: möglichst in einer einfachen Übersetzung an Sprache deutlich macht,

00:27:03: wie geht man mit diesen Themen um und auch eine Akzeptanz für diese Themen sicherstellt.

00:27:10: Ja, das deckt sich auch hundertprozentig mit meiner Perspektive,

00:27:14: dass es eigentlich am Ende das Spannendste ist, diese einzelnen Perspektiven,

00:27:19: diese einzelnen Bereiche in der Bank richtig abzuholen, einzubinden.

00:27:22: Du hast es ja sehr schön umrissen, im Grunde mit dem Vorstand,

00:27:25: der sehr übergreifende Rahmenbedingungen gibt.

00:27:28: Ich finde, man könnte auch sagen GBS, also die Gesamtbanksteuerung,

00:27:32: die ihren gesamthaften Blick auf die Dinge hat und da vielleicht auch im Prinzip

00:27:36: sehr nahe am Vorstand dran ist, an den Themen diskutiert und eben Treasury und

00:27:40: Risikocontrolling, die nicht, die im Grunde, wie du sagst, an einem Strang ziehen sollten,

00:27:44: aber eben doch manchmal sehr unterschiedliche Blickwinkel auf das Thema haben.

00:27:48: Willem, lass uns doch zum Abschluss auch mal einen kurzen Blick darauf werfen,

00:27:52: was denn aus deiner Sicht die drei Top-Themen sind,

00:27:57: also die drei Top-aktuellen Herausforderungen in der Zinsbuchsteuerung,

00:28:01: die du für den Bankensektor siehst und die man jetzt in den kommenden Wochen

00:28:06: und Monaten auf dem Schirm haben sollte.

00:28:09: Ich glaube, neben diesem, so als Präambel, dieser guten organisatorischen Verankerung

00:28:14: der Themen im Haus und auch einer guten Kommunikation zwischen diesen Bereichen

00:28:19: und dem Ringen, eine gemeinsame, ja, gute Aufstellung,

00:28:24: ja, wäre aus meiner Sicht das erste Top-Thema, das Thema im Moment Überarbeitung

00:28:29: seiner Zinsbruchstrategie.

00:28:31: Sich als Moment vor allem darauf einzustellen, nach drei Jahren,

00:28:35: in denen die Zinsergebnisse, ich sage mal, durch die Decke gegangen sind,

00:28:38: geboostert sind und man wieder richtig Wasser unterm Kiel hat in den Banken,

00:28:43: dass man sich jetzt schon darauf vorbereitet in seiner Strategie, was passiert,

00:28:48: wenn die Wende der Zinswende kommt und der Ergebnisdruck größer wird und dann

00:28:53: genau überlegt, mit welchen Maßnahmen,

00:28:56: mit welcher dynamischen Steuerung kann ich dem gerecht werden und nicht mehr

00:28:59: im einfachen Buy-End-Hold jetzt an einer passiven Strategie festhält,

00:29:04: sondern wir nennen das aktive Benchmarkstrategie, sich jetzt an diese Marktveränderung

00:29:09: eigentlich relativ agil anpasst.

00:29:11: Also Strategie ist eins der Top-Themen und jedes Haus hat da unterschiedliche

00:29:17: Ausgangssituationen in seiner Struktur im Zinsbuch,

00:29:20: in dem, was jetzt in den vergangenen Jahren auch dort an Positionen abgeschlossen

00:29:26: wurde, an Risiken offen ist und von Und da ist das eines der sehr herausforderndsten

00:29:32: Themen, was ich sehen würde.

00:29:33: Sehr wichtig, Strategie anzupassen, zu bearbeiten, transparent zu haben,

00:29:37: auch gut zu dokumentieren.

00:29:39: Das zweite Top-Thema ist, glaube ich, in diesen Erfolgsquellen der Zinsbruchsteuerung,

00:29:43: der Erfolgsbringer der letzten drei Jahre, das Einlagengeschäft.

00:29:47: Das Einlagengeschäft, die gesamte Passivstruktur des Einlagengeschäftes,

00:29:52: hat in der Margenqualität extrem gelitten in dieser Minus- und Niedrigzinsphase.

00:29:56: Also Kunden erinnern sich noch an Verwahrentgelte, an Gelder,

00:30:00: die im Tresor waren, weil die Einlagen mit Minusverzinsung ja eigentlich keine

00:30:04: Ertragsbringer mehr waren.

00:30:06: Aber die Margenqualität hat sich deutlich verbessert.

00:30:09: Und die Einlagen sind jetzt eigentlich, ja, der Turbo, der Erfolgsfaktor für Retailbanken.

00:30:16: Und das, was heute natürlich auf der Sonnenseite ist, kann natürlich auch in

00:30:20: der Zukunft die Achillesferse werden.

00:30:22: Und darum ist das Monitoring, sagen wir mal, der Performance,

00:30:26: des Ertrags des Einlagengeschäftes ein Riesenthema.

00:30:30: Und das gilt dann nicht nur für den Vertrieb, der ja formal die Ergebnisbeiträge

00:30:36: aus dem Einlagengeschäft zu seinem Deckel hat.

00:30:38: Und es gilt jetzt auch Treasury und Rico dafür zu sensibilisieren,

00:30:42: dass man überlegen muss, mit welcher Strategie kann ich eigentlich mein Einladengeschäft

00:30:48: gegen sinkende Zinsen absichern.

00:30:50: Der dritte Punkt, der wichtig ist, ist, dass Treasury jetzt unter Zinsbuchsteuerung

00:30:56: nicht nur die barwertige Aussteuerung des Zinsbuch-Cash-Shows versteht und das

00:31:02: Eingehen von Fristentransformationen und sagt,

00:31:05: okay, ich stelle das Kundengeschäft glatt und kümmere mich dann um mein Zinsbuchsteuerungsthema,

00:31:10: um offene Positionen,

00:31:12: an dem ich je nach Zinsentwicklung auch gutes Geld verdiene und durchholen kann

00:31:16: für die G&V, sondern dass Treasury

00:31:19: Stärker eine, ich nenne es immer ganz gerne, Libro-Funktion einnimmt in der Bank.

00:31:24: Also wie im Fußball sagt, ich steuere jetzt nicht nur das Zinsbuch für meinen

00:31:29: eigenen Deckel, sondern nehme eine gesamthafte Sicht ein auf Zinsänderungsrisiken

00:31:35: und auf die Ergebnisentwicklung.

00:31:37: Das heißt auch, dass Treasury sollte jetzt sozusagen sich um das Einlagengeschäft

00:31:43: und die Stabilität der Ergebnisentwicklung des Einlagengeschäftes kümmern mit

00:31:48: geeigneten Maßnahmen und mit intelligenten Hedges,

00:31:53: auch wenn am Ende das auf dem Ertragsdeckel des Vertriebs, des Privatkundengeschäftes,

00:32:02: des Firmenkundengeschäftes landet.

00:32:04: Also die Gesamtverantwortung für die Ausstrahlung des Zinsbuchs zu übernehmen,

00:32:09: nicht zu sagen, bei sinkenden Zinsen habe ich gut verdient.

00:32:12: Ich habe im Depot A rechtzeitig lange Laufzeiten abgeschlossen,

00:32:16: mit Coupons gesichert oder auch im Zinsbuch profitiert, ja in so einer eher

00:32:21: statischen Betrachtung,

00:32:23: sondern auch insgesamt nach vorne hin gemeinsam mit der Gesamtbanksteuerung

00:32:27: in Szenarien abgestimmt,

00:32:29: Das Gesamtergebnis versichert gegen das Szenario sinkender Zinsen.

00:32:34: Das wäre vielleicht der dritte Punkt, dass Treasury in seiner Rolle dieser Gesamtverantwortung

00:32:40: gemeinsam mit der Gesamtbanksteuerung, die sowas ja in Szenarien auch rechnet, dann gerecht wird.

00:32:46: Das sind so drei Punkte, neben vielen methodisch-konzeptionellen Dingen,

00:32:51: die ich wirklich für eine Bank im Vordergrund sehen würde, in der jetzigen Situation,

00:32:57: die noch relativ entspannt ist, aber das kann sich sehr schnell auch verändern,

00:33:00: weil der Markt ist manchmal schneller, als man denkt und läuft schneller wieder

00:33:05: nach unten, als am liebsten.

00:33:07: Da muss man jetzt schon eigentlich sich vorbereiten und die richtigen Maßnahmen in Häusern aufsetzen.

00:33:14: Das heißt, wenn ich das nochmal ganz kurz zusammenfassen darf,

00:33:17: Wilhelm, am Ende des Tages ist es jetzt wichtig, die richtige Strategie oder

00:33:22: das richtige Playbook zur Hand zu haben, also in einer gewissen Art und Weise

00:33:25: regelgebunden, aber eben doch dynamisch zu steuern,

00:33:27: bereit zu sein, dann einzugreifen in die Steuerung, wenn es notwendig ist,

00:33:32: gerade von dem Hintergrund der sehr dynamischen Zinsentwicklung.

00:33:35: Also das Einlagengeschäft, das du zu Recht genannt hast, einerseits Ertragsbringer,

00:33:40: andererseits eben auch die Achillesferse, hier ganz klar im Blick zu haben.

00:33:44: Das, was wir, glaube ich, auch ganz häufig unter dem Stichwort Passivstrategie auch angehen.

00:33:49: Und zu guter Letzt eben auch die Rolle des Treasury, wie du es so schön gesagt

00:33:54: hast, als Libero vielleicht auch noch

00:33:57: aktiver zu leben und hier auch das Gesamtergebnis mehr im Blick zu haben.

00:34:01: Also weniger vielleicht aus dem Silo des Treasury herauszuschauen,

00:34:04: sondern die Gesamtbankperspektive einzunehmen.

00:34:06: Das kann ich nur unterstreichen.

00:34:08: Ja, man kann vielleicht da ergänzen, dass wenn man jetzt generell mal sich die

00:34:13: Banken anschaut, die Ergebnissituation der Banken ist immer zinssensitiv.

00:34:18: Man kann ein bisschen vielleicht sehr schwarz-weiß sagen,

00:34:23: steigende Zinsen und steile Kurven, normale Kurven sind für Banken natürlich

00:34:28: immer gut, ja, dann wird das Zinsergebnis nach oben gehen und sich verbessern, ja.

00:34:33: Und sinkende Zinsen sind eher

00:34:35: die bösen und flache Kurven, wenn man dort Belastungen im Ergebnis hat.

00:34:40: Vor allem Zinssägerungsphasen, das hat man ja gelernt jetzt in den letzten Jahren,

00:34:45: dieser Minus- und Negativ- und Niedrigzinsphase sind die Belastungsfaktoren.

00:34:52: Ich glaube, es ist extrem wichtig,

00:34:54: dass man jetzt aus der Managementperspektive heraus genau erkennt,

00:35:01: dass vieles von dem, was jetzt zur Ergebnisverbesserung geführt hat,

00:35:05: man nennt es immer Windfall Profits ganz gerne, natürlich auch ein bisschen

00:35:09: Windfall ist, weil der Markt sich im Zinssivor nach oben bewegt hat.

00:35:13: Jetzt kann man aus meiner Sicht nicht einfach hinnehmen, ja,

00:35:17: der Markt geht wieder runter und es wird schlechter, sondern man muss gerade

00:35:20: in so einer guten Situation,

00:35:22: die man jetzt hat, in einer guten Ausgangssituation, eigentlich jetzt schon

00:35:26: investieren, einen Teil seiner Erfolge in eine Strategie, die einen absichert,

00:35:32: wenn die Sache in eine andere Richtung läuft.

00:35:34: So ein bisschen salopp gesagt, in guten Zeiten, jetzt schon an schlechtere Zeiten

00:35:40: und andere Entwicklungen denken und Vorsorge treffen. Und das ist,

00:35:44: glaube ich, ganz wichtig.

00:35:45: Diesen Grundsatz jetzt zu beherzigen und sich zu überlegen, mit welchen Maßnahmen kann ich dann,

00:35:53: wenn ich vielleicht einen Teil aus den Gewinnen, die ich heute gemacht habe,

00:35:56: rausschneide und in die Zukunft investiere, mich jetzt schon eigentlich absichern

00:36:01: und Niveaus, die ich früher hatte, die nicht gut waren für eine Bank,

00:36:05: zu vermeiden, Betriebsergebnisse nach unten abzusichern,

00:36:09: Zinsüberschüsse nach unten abzusichern und also sehr stark in Opportunitäten

00:36:14: denken. Das ist aus meiner Sicht Gebot der Stunde.

00:36:16: Ja, man merkt, das Thema ist aktueller denn je.

00:36:20: Im Prinzip nochmal vielen Dank, Wilhelm, sehr schöner Schlussakkord, könnte man sagen.

00:36:26: Vielen Dank für das interessante Gespräch, die spannenden Einblicke in das Thema,

00:36:29: das ich, wie gesagt, seit mehreren Jahren ja auch live sozusagen mit dir begleiten darf.

00:36:35: Hat mir sehr viel Spaß gemacht, Wilhelm, das auch nochmal aus diesen verschiedenen

00:36:39: Blickwinkeln mit dir zu beleuchten.

00:36:41: Ja, Timo, vielen Dank. 

00:36:45: Ich hoffe, wir konnten inspirierende Impulse auch senden und danke dir.

00:36:50: Falls es sozusagen im Nachgang noch Meinungen, Kommentare, Feedback gibt,

00:36:55: könnt ihr uns das natürlich gerne über die sozialen Medien oder per E-Mail hinterlassen.

00:37:00: Gehen wir sehr gerne darauf ein. Unsere Kontaktdaten findet ihr wie immer in

00:37:03: der Episodenbeschreibung.

00:37:05: Und wenn euch die Episode gefallen hat, dann abonniert gerne den Podcast,

00:37:09: empfehlt ihn in eurem Netzwerk weiter und lasst uns eine Bewertung da.

00:37:12: Das würde uns sehr freuen.

00:37:13: In diesem Sinne, vielen Dank und bis bald.

00:37:16:

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.