Vom Omnibus überrollt? Die Zukunft der ESG-Regulierung für Banken.

Shownotes

Wie verändern neue ESG-Vorgaben die Finanzbranche – und was bringt das Omnibus-Paket wirklich? In dieser Folge von Sound of Finance spricht unser Kollege Dr. Jan Müller-Dethard mit Johanna Segtrop und Werner Konezny - zwei Regulierungs- und ESG-Experten aus dem zeb - über die komplexen Herausforderungen der ESG-Regulierung: von Datenlücken und Offenlegungspflichten bis hin zu kulturellem Wandel in Banken. Außerdem diskutieren wir, ob die geplanten Vereinfachungen Entlastung schaffen oder wichtige Transparenz kosten – und warum ESG weit mehr ist als nur Compliance.

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Music:

Speaker1: Hallo zusammen, herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Sound of Finance, dem Podcast von ZDB.

Speaker1: Ich freue mich sehr, dass ihr wieder dabei seid. Das Thema Nachhaltigkeit hat

Speaker1: über die letzten Jahre unglaublich an Bedeutung gewonnen.

Speaker1: Die Europäische Union und auch

Speaker1: Deutschland und Österreich haben sich ambitionierte Klimaziele gesteckt.

Speaker1: Die Finanzbranche sollte dabei eine entscheidende Rolle spielen und Kapitalströme

Speaker1: gezielt so umlenken, dass die nachhaltige Transformation der Wirtschaft gelingen kann.

Speaker1: Dazu ist ein komplexes regulatorisches Rahmenwerk entstanden,

Speaker1: das umfangreiche ESG-Anforderungen beispielsweise im Kontext des Risikomanagements,

Speaker1: der Berichterstattung, aber auch von Finanzprodukten an Banken stellt.

Speaker1: Doch wer die Medien verfolgt, beobachtet seit geraumer Zeit eine Bewegung in

Speaker1: die entgegengesetzte Richtung.

Speaker1: Die politische Stimmung zu Nachhaltigkeit hat sich verändert.

Speaker1: Ein Umdenken findet statt.

Speaker1: Immer häufiger ist nun die Rede von Erleichterungen und auch konkreten regulatorischen

Speaker1: Vereinfachungen für Banken. Wir wollen heute gemeinsam diskutieren.

Speaker1: Welche Entwicklungen beobachten wir aktuell beim Thema ESG?

Speaker1: Wie sind diese zu bewerten? Was bedeuten die Vereinfachung der Regulatorik für

Speaker1: Banken und bringen sie wirklich nur Vorteile?

Speaker1: Ich bin Jan Müller-Diethardt und freue mich heute auf meine zwei Gäste im Podcast.

Speaker1: Johanna Sektrop und Werner Konetzny.

Speaker1: Johanna ist Regulatorikexpertin und betreut den ZDB Rec Hub bei uns.

Speaker1: Werner ist Partner bei ZDB und betreut viele unserer Kunden bei ESG-Themen.

Speaker1: Ganz herzlich willkommen, ihr zwei.

Speaker1: Schön, euch heute bei uns im Podcast zu haben. Hallo Jan.

Speaker2: Hallo Jan.

Speaker1: Dann lasst uns direkt mal durchstarten. Ja, wie schon gesagt,

Speaker1: in den letzten drei Jahren hat das Thema ESG bei Banken ja unfassbar an Dynamik gewonnen.

Speaker1: Vor allem getrieben durch die

Speaker1: Regulatorik. Ich glaube, davon können wir ab drei ja auch ein Lied singen.

Speaker1: Was waren hier die großen Themen aus eurer Sicht, mit denen sich Banken beschäftigt

Speaker1: haben, beziehungsweise immer noch beschäftigen? Ja, absolut.

Speaker1: ESG hat in den letzten drei Jahren wirklich eine Fahrt aufgenommen.

Speaker1: Und das liegt in erster Linie an der starken regulatorischen Entwicklung auf EU-Wähne.

Speaker1: Für Banken waren dabei aus unserer Sicht drei große Themen besonders prägend.

Speaker1: Auf der einen Seite einmal die Integration von ESG in das Risikomanagement.

Speaker1: Regulatoren wie die EZB, aber auch die nationalen Aufsichten in Deutschland

Speaker1: und Österreich haben ganz klar gemacht, dass Klima- und Umweltrisiken auch finanzielle Risiken sind.

Speaker1: Und entsprechend mussten die Banken ihre Risikoidentifikation,

Speaker1: Stress, ZEU-Modelle erweitern.

Speaker1: Aber auf der zweiten Seite sind auch die ESG-Offenlegungspflichten ins Spiel gekommen.

Speaker1: Stichwörter wie CSAD, CO2-Accounting, Biodiversität oder aber auch die EU-Taxonie

Speaker1: haben Bank dazu gezwungen, ihre Nachhaltigkeitsberichte ganz nah aufzusetzen,

Speaker1: interne Prozesse umzustellen und Transparenz über ihre ESG-Risiken zu schaffen,

Speaker1: neue Strategien dabei abzuleiten und gegenüber den Kunden, Investoren unter

Speaker1: Aufsicht sich anders aufzustellen.

Speaker1: Und drittens, die Kunden kommen auch noch ins Spiel. ESG im Kreditgeschäft.

Speaker1: Banken mussten sich fragen, wie erfassen wir die ESG-Performance unserer Firmenkunden?

Speaker1: Wie sammeln wir die ESG-relevante Informationen einfach von Privatkunden?

Speaker1: Wie fließt das in die Entscheidungskriterien bei uns ein? Und wie unterstützen

Speaker1: wir unsere Kunden am besten bei der Transformation?

Speaker1: Zusammengefasst kann man schon eines sagen, die Regulierung war ein massiver

Speaker1: Treiber, aber ESG ist längst mehr als ein Compliance-Thema.

Speaker1: Es geht jetzt auch um Chancen, Innovationskraft und die Zustandsfähigkeit des

Speaker1: Geschäftsmodells, die alle Banken mit beeinflussen können.

Speaker1: Herr Werner, da stimme ich dir total zu. Jetzt so deine Erfahrung aus den Projekten,

Speaker1: wo du ja eine unserer Kunden begleiten darfst.

Speaker1: Welche Herausforderungen konntest du denn im Rahmen der Umsetzung der Themen bei Banken sehen?

Speaker1: Könntest du uns da einmal ein paar Beispiele geben? Ja, ich meine,

Speaker1: ich versuche mal ein bisschen auszuholen. Die Herausforderungen bei der Umsetzung

Speaker1: von ESG-Themen in Banken waren mannigfaltig.

Speaker1: Aus unserer Sicht kann man das in drei Kategorien zusammenfassen.

Speaker1: Wir haben einerseits mal die große Thematik rund um Daten, Organisation und Kultur.

Speaker1: ESG-Daten sind oft unvollständig, schwer vergleichbar und schlicht nicht vorhanden.

Speaker1: Ich vergleiche das immer wiederum mit den Anfangszeiten von Basel II,

Speaker1: wo wir uns darüber Gedanken gemacht haben, wie man Ausflusswahrscheinlichkeiten

Speaker1: ermitteln kann und dafür die notwendigen Daten gesammelt haben.

Speaker1: Das heißt, wir haben hier eine große Herausforderung auf der Firmenkunden,

Speaker1: also KMU-Seite, die notwendigen Informationen zu sammeln.

Speaker1: Die Bankenwanderer veranlasst, eigene Rahmenwerke zu bauen, um einfach diese

Speaker1: konkreten Informationen über ihre

Speaker1: Kunden zu erfassen und dann ihre Entscheidungssysteme einbauen zu können.

Speaker1: Zweites großes Thema ist die wirklich große organisatorische Komplexität.

Speaker1: ESG betrifft nahezu alle Bereiche einer Bank, vom Risikomanagement über das

Speaker1: Produktmanagement bis hin zum Vertrieb und alle müssen hier an einem Strang erziehen.

Speaker1: ESG ist kein Nischenthema mehr und schon gar kein Projektthema mehr,

Speaker1: da alle Linienprozesse davon betroffen sind und diese Themen in die Linie zu integrieren sind.

Speaker1: Und drittens, ganz, ganz wichtig, der kulturelle Wandel, der damit verbunden ist.

Speaker1: ESG erfordert ein Umdenken weg von reinen finanzwirtschaftlichen KPIs hin zu

Speaker1: einer ganzheitlichen Perspektive.

Speaker1: Das bedeutet, dass Mitarbeitende in Risiko, Vertrieb oder Analyse lernen mussten,

Speaker1: ESG-Kriterien systematisch mitzudenken.

Speaker1: Und hier ging es ganz, ganz stark auch um das Change Management. Vielen Dank.

Speaker1: Ein Punkt neben den Daten, die du ja erwähnt hast, sind auch die neuen Methoden,

Speaker1: die Banken sich aneignen müssen. Was sind denn hier so die Themen?

Speaker1: Nein, absolut, Jan. Neben der Datenvermöglichkeit war vor allem die methodische

Speaker1: Weiterentwicklung ein echter Kraftakt für viele Banken.

Speaker1: ESG bringt ganz neue Risikodimensionen mit sich, welche in die bestehende Risikologie

Speaker1: integriert werden müssen. Ein Beispiel sind hier die physischen Klimarisiken.

Speaker1: Banken mussten beginnen, Risiken wie Hochwasser, Hitze oder Stürme in ihre Kreditrisikomodelle

Speaker1: zu integrieren. Was eine ganz neue Fragestellung aufgeworfen hat,

Speaker1: wo liegen meine finanzierten Assets geografisch? Wie anfällig sind die Extremwetter?

Speaker1: Welche Schaden, welche Schadenswahrscheinlichkeit entsteht dadurch?

Speaker1: Das war methodisches Neuland und ist es nach wie vor. Es ging plötzlich um Klimamodelle,

Speaker1: Geodaten und deren Verbindung mit Portfoliodaten.

Speaker1: Also wir sind nahezu schon alle Klimaforscher geworden.

Speaker1: Ein zweites großes Thema sind die finanzierten Emissionen. Banken müssen heute

Speaker1: berechnen, wie viele CO2-Emissionen durch ihre Kredit- und Investitionsportfolien entstehen.

Speaker1: Dafür braucht man nicht nur Emissionsfaktoren und sektorale Benchmarks,

Speaker1: sondern auch die Methoden wie den Pickup-Standard, um diese Emissionen standardisiert

Speaker1: zu erfassen und offen zu legen.

Speaker1: Und für viele Institute war das ein steiler Lernprozess, allein schon wegen

Speaker1: der enormen Heterogenät ihrer Kunden.

Speaker1: Ein weiteres großes methodisches Thema, das wir immer wiederum antreffen bei

Speaker1: den Banken, war die EU-Taxonomie.

Speaker1: Ein wirklich sehr systematischer Versuch, wirtschaftliche Aktivitäten danach

Speaker1: zu klassifizieren, ob sie ökologisch nachhaltig sind.

Speaker1: Für Banken heißt das konkret, sie müssen messen und berichten,

Speaker1: in wie viel Prozent ihre Kredite in den Westmains taxonomiekonform sind,

Speaker1: der sogenannten Green Asset Ratio.

Speaker1: Und dieses Regelwerk hat es wirklich in sich.

Speaker1: Und dann natürlich noch einmal die neu aufkommenden Klimastress-Tests und Abbaupfade.

Speaker1: Die EZB hat hier klare Erwartungen formuliert, Banken sollen zeigen,

Speaker1: wie sich Klimarisiken in verschiedenen Szenarien auf ihr Portfolio auswirken.

Speaker1: Dafür müssen Szenarien wie Net Zero 2050 auf einzelne Sektoren und Kreditpositionen

Speaker1: heruntergebrochen werden.

Speaker1: Da fehlen oft nicht nur die Daten, sondern auch die Erfahrungswerte,

Speaker1: wie man zum Beispiel Übergangsrisiken quantifiziert, Sektorpfade modelliert

Speaker1: und das Ganze dann in eine quantifizierbare Aussage bringt.

Speaker1: Ja und last but not least die Transitionspläne, die den Zusammenhang in logische Schritte bringt.

Speaker1: Banken sollen nicht nur Risiken offenlegen, sondern auch zeigen,

Speaker1: wie sie ihr Portfolio aktiv transformieren wollen.

Speaker1: Also wie begleiten wir unsere Kunden in CO2-intensive Branchen in Richtung Dekommunisierung?

Speaker1: Was bedeutet das für unsere Strategie in der Bank? Aber was kann das auch für

Speaker1: die Strategie bei den Kunden bedeuten?

Speaker1: Also eine Vielzahl von Themen, die grundlegend neue Methoden mit sich gebracht

Speaker1: hat, mit denen wir uns alle auseinandersetzen müssen. Ja, das ist wirklich so

Speaker1: aus der Erfahrung auch der Projekte, die ich im Bereich ESG begleite,

Speaker1: wirklich eine Riesenherausforderung.

Speaker1: Also was du alles auflässt, das wäre anders, kann ich absolut so teilen.

Speaker1: Vielleicht mal in deine Richtung, Johanna, die Frage. Was würdet ihr sagen,

Speaker1: liegen einige der Herausforderungen, die wir jetzt so genannt haben,

Speaker1: auch daran, dass die Regulatorik einfach ihre Schwächen hat,

Speaker1: beziehungsweise sagen wir ihre Art Kinderkrankheiten?

Speaker2: Ja, total. Also ich glaube, viele der Probleme, die wir aktuell in den Banken

Speaker2: bei der Umsetzung sehen, hat halt nicht nur mit dem Thema interne Umsetzung

Speaker2: der Thematik zu tun, sondern das liegt vielfach daran,

Speaker2: dass es in der Regulatorik wirklich noch Unschärfen und auch echt Kinderkrankheiten gibt.

Speaker2: Also man darf einfach nicht vergessen, die ESG-Regulierung ist ja ein wirklich

Speaker2: massiver, total ambitionierter Rechtsrahmen, der aber in sehr,

Speaker2: sehr kurzer Zeit aufgebaut werden musste.

Speaker2: Und da musste man einfach an ganz vielen Stellen auch im Gegensatz zu früheren

Speaker2: regulatorischen Entwicklungen Leunland beschreiten, wo es noch keine Blaupause gab.

Speaker2: Und das hat natürlich dazu geführt, dass diese Regelwerke zum Teil halt nicht

Speaker2: vollständig konsistent sind, dass sie sich in Teilen überschneiden oder sogar

Speaker2: widersprechen und auch in der Praxis total viel Interpretationsspielräume lassen.

Speaker2: Und das führt natürlich einfach dazu, dass die Banken da halt aktuell sehr mit kämpfen.

Speaker2: Wenn man da so ein Beispiel sich rauspicken möchte, ist da glaube ich die EU-Taxonomie,

Speaker2: die Werner vorhin erwähnt hat, ein gutes Beispiel.

Speaker2: Das ist im Kern ein total wissenschaftlich fundiertes Werk, eine fundierte Klassifikation,

Speaker2: aber die ist halt total technisch.

Speaker2: Also da gibt es wahnsinnig viele Fragen, die man ohne Spezialwissen in den jeweiligen

Speaker2: Branchen überhaupt nicht beantworten kann. Und dann kommt noch dazu,

Speaker2: dass die Taxonomie auch gar nicht für alle Sektoren ausgearbeitet ist.

Speaker2: Also für große Teile der Realwirtschaft ist diese Taxonomie gar nicht anwendbar.

Speaker2: Und für die Banken, die dann vor der Anforderung stehen, wie Werner vorhin gesagt hat,

Speaker2: ihre Assets danach zu beurteilen, sind die nachhaltig oder nicht auf Basis dieser

Speaker2: Taxonomie, kam jetzt auf einmal der große Gap zwischen diesem hohen Anspruch,

Speaker2: den die Regulierung hat und dann dem, was aber wirklich tatsächlich in der Praxis

Speaker2: auch auf Basis der bestehenden Daten erfasst oder bewertet werden kann.

Speaker2: Und ähnlich ist das zum Beispiel auch bei den Offenlegungspflichten in der CSRD oder in der SFDR.

Speaker2: Da sind hochkomplexe Offenlegungspflichten definiert, aber die Datenlage gibt

Speaker2: das an vielen Stellen einfach gar nicht her.

Speaker2: Also gerade zum Beispiel bei den finanzierten Scope-3-Emissionen oder ESG-Risiken

Speaker2: von Kunden, da gibt es die Daten in dieser Detail-Tief-Hoff noch gar nicht.

Speaker2: Und dann erwarten halt zum einen Aufseher, Investoren belastbare Kennzahlen

Speaker2: und auf der anderen Seite hat aber die Bank die Datenbasis dafür nicht.

Speaker2: Und das hat natürlich dieser Spagat zu viel Unsicherheit geführt und auch einfach

Speaker2: zu einer gewissen ESG-Sättigung oder ESG-Overload. Insofern,

Speaker2: ich finde die Regulierung an der Stelle, wie sie ist, ist schon grundsätzlich notwendig und richtig.

Speaker2: Aber man muss halt einfach dem Ganzen etwas Zeit geben. Also wir sind in vielen

Speaker2: Teilen noch in der Reifephase.

Speaker2: Wir brauchen hier einfach pragmatische Überleitungslösungen oder Übergangslösungen.

Speaker2: Und auch klare Guidance von den Aufsichtsbehörden, wie halt mit Unschärfen,

Speaker2: mit Problemen in der Regulierung umzugehen ist.

Speaker2: Und ich glaube auch, es würde helfen, wenn es einfach mehr Dialog noch in der

Speaker2: Praxis gäbe zu solchen Problemen, damit halt ESG am Ende nicht nur was ist,

Speaker2: was auf dem Papier gut aussieht, sondern in der Praxis auch wirklich funktioniert.

Speaker1: Ich fand den Begriff ESG-Overload, also einfach diese unglaubliche Fülle,

Speaker1: sehr treffend. Und ich glaube, ein weiterer Punkt ist ja auch,

Speaker1: dass oft kritisiert wird, dass die Regulatorik so ein Stück weit inhaltlich

Speaker1: an der Realität vielleicht auch vorbeigeht.

Speaker1: Also so auch dieser Gedanke des Selbstzwecks.

Speaker1: Und ja, wie seht ihr das denn? Weil oftmals ist ja da in Teilen auch eine fehlende

Speaker1: Steuerungs- und Lenkungswirkung der zu berichtenden Daten zu beobachten.

Speaker1: Vielleicht, Werner, wie siehst du das? Kannst du dazu was sagen?

Speaker1: Ja, das ist tatsächlich ein Punkt, der in vielen unserer Gesprächen mit unseren

Speaker1: Kunden immer wiederum sehr klar geäußert wird.

Speaker1: Die bürokratische Belastung durch die ESG-Revolución ist enorm.

Speaker1: Und steht für viele Häuser überhaupt nicht mehr im Verhältnis zur tatsächlichen

Speaker1: Steuerungs- und Lenkungswirkung.

Speaker1: Nehmen wir mal zum Beispiel die auch schon von Johanna zitierten Offenlegungsanforderungen,

Speaker1: sei es SFAD, CSAD, New Taxonomy, Climate Stress.

Speaker1: Allein die Konsolidierung und Prüfung und Aufbereitung dieser Daten erfordert

Speaker1: bei vielen Häusern riesige Ressourcen.

Speaker1: Ganze Projektteams, die sich ausschließlich um Reporting beschäftigen.

Speaker1: Und trotzdem bleibt oftmals die Frage zum Schluss offen, wer liest diese Berichte?

Speaker1: 300, 400 Seiten an Offenlegungsberichten, wo wirklich nur noch ausgewiesene

Speaker1: Spezialisten sich da durchkämpfen können. Das ist wirklich ein riesengroßes Thema.

Speaker1: Und viele Banken empfinden das

Speaker1: inzwischen als reine Pflichterfüllung ohne spürenbaren Steuerungseffekt.

Speaker1: Sie erzeugen diese ESG-Kennzahlen, weil sie es müssen und nicht,

Speaker1: weil sie daraus klare Steuerungsimpulse ableiten wollen für ihr Portfolio.

Speaker1: Und das untergräbt natürlich aus unserer Sicht auch die Akzeptanz in der Organisation.

Speaker1: Ein weiterer Punkt, der natürlich auch noch aufkommt, ist quasi,

Speaker1: dass diese regulatarschen Vorgaben

Speaker1: Oftmals nur noch die reine Pflichterfüllung erfüllen und den substanziellen

Speaker1: Wandel des Klimas überhaupt nicht mehr unterstützen.

Speaker1: Es geht rein darum, dass halt bestimmte Haken gesetzt werden können,

Speaker1: dass die Prüfer bestimmte Vorschriften durchgehen können und den Banken auch

Speaker1: dann quasi ihr Testat geben können, dass das klappt.

Speaker1: Das heißt, es verkommt dann zu einem reinen Compliance-Thema und das wahre Potenzial,

Speaker1: welches eigentlich dann gehoben werden sollte, wird verschenkt und kann nicht gehoben werden.

Speaker1: Deshalb ist es unserer Sicht extrem entscheidend, dass diese Regulierung nicht

Speaker1: nur mehr Klarheit und Konsistenz schafft, sondern dass auch stärker die wirkungsvollen

Speaker1: Hebeln der Transformation adressiert werden.

Speaker1: Durch gezielte Anreize im Kreditgeschäft oder durch effektive Mechanismen zur

Speaker1: Transitionsbegleitung, gerade bei den ganzen CO2-intensiven Sektoren.

Speaker1: Ja, jetzt beobachten wir gerade Initiativen, die in die Richtung gehen,

Speaker1: etwas zu vereinfachen. Das hatte ich ja eingangs auch schon gesagt.

Speaker1: So ein bisschen ist auch schon die Rede von einer Rolle rückwärts beim Thema ESG-Regulierung.

Speaker1: Vielleicht, Johanna, kannst du uns einmal einen Überblick geben,

Speaker1: was regulatorisch aktuell da passiert?

Speaker2: Kann ich gerne machen. Also ich glaube so der erste wesentliche wahrnehmbare

Speaker2: Wandelpunkt war Ende letzten Jahres im November, als die europäischen Regierungs-

Speaker2: und Staatschef im Rahmen der sogenannten Budapester Erklärung angekündigt haben, dass sie planen,

Speaker2: die Nachhaltigkeitsregulierung zu vereinfachen.

Speaker2: Und das kam zu einem Zeitpunkt, wo es auch schon so merklich knirschte im Gebälk.

Speaker2: Also zu dem Zeitpunkt sollte die CSRD bereits in nationales Recht gegossen werden.

Speaker2: Da war es aber so, dass in Deutschland und Österreich das zum Beispiel einfach

Speaker2: nicht fristgerecht erfolgt war.

Speaker2: Also Ende letzten Jahres war immer noch nicht klar, schaffen Deutschland,

Speaker2: Österreich, dass die europäischen Vorgaben wirklich so in nationales Recht umzusetzen,

Speaker2: dass halt auch eine Rechtsklarheit für die Unternehmen, die danach dann zum

Speaker2: Anfang des nächsten Jahres berichtspflichtig wären, gegeben ist.

Speaker2: Und das heißt, das kam halt zum Zeitpunkt, wo das schon einen gewissen Nerv traf.

Speaker2: Dann ist im Februar, hat dann die EU-Kommission aus dieser Erklärung halt die

Speaker2: ersten Vorschläge veröffentlicht.

Speaker2: Das waren die sogenannten Omnibus-Vorschläge. Und kurze Zeit später ist dann

Speaker2: auch in Deutschland im Koalitionsvertrag zum Beispiel beschlossen worden,

Speaker2: dass man das Lieferketten-Sorgfaltspflichtgesetz in der Fassung,

Speaker2: wie es jetzt aktuell in Deutschland umgesetzt ist,

Speaker2: eigentlich aussetzen und so nicht weiterführen möchte.

Speaker2: Dann gab es auf europäischer Ebene im April einen Vorschlag von der AFRAG,

Speaker2: das ist ja der Standardsetzer für die ESRS, das sind die sogenannten European

Speaker2: Sustainability Reporting Standards,

Speaker2: Also die Standards, nach denen diese Nachbehaltigkeitsberichterstattung zu erfolgen hat.

Speaker2: Da gab es eine öffentliche Konsultation mit dem Ziel,

Speaker2: sich das Feedback von den Stakeholdern einzuholen, welche von diesen Berichtspflichten

Speaker2: seht ihr eigentlich als wenig relevant oder vielleicht sogar problematisch an,

Speaker2: mit dem Ziel, dieses Set an ESS einfach nochmal zu überarbeiten und zu verbessern.

Speaker2: Dann haben wir im Mai von der BaFin die Mitteilung bekommen,

Speaker2: dass sie plant, die EBA-Leitlinien zum ESG-Risikomanagement für weniger bedeutende

Speaker2: Institute nicht vollständig anzuwenden.

Speaker2: Und jetzt im Juni kamen dann nochmal ein paar Diskussionen auf EU-Ebene hoch.

Speaker2: Zum einen die Abschaffung der Green Claims Directive. Das ist so ganz plakativ

Speaker2: gesagt, das Verbot Greenwashing zu betreiben. Da stand kurz im Raum,

Speaker2: dass der Vorschlag, den man da schon erstellt hatte, dass der zurückgezogen werden sollte.

Speaker2: Da ist zwar relativ schnell ein Rückzug vom Rückzug gekommen,

Speaker2: im Sinne von nein, so war das natürlich gar nicht gemeint. Und man steht grundsätzlich

Speaker2: hinter dem Thema Greenwashing.

Speaker2: Aber es zeigt ja schon irgendwie, in welche Richtung die ganze Diskussion geht.

Speaker2: Ja, und in den letzten Wochen natürlich große Diskussionen um die Teile,

Speaker2: also um das Omnibus-Paket mit verschiedenen Positionen von Kommission,

Speaker2: Parlament und Rat, die aber in Summe schon auf eine deutliche Verwässerung der

Speaker2: Anforderungen hindeuten.

Speaker1: Johanna, jetzt hast du direkt das Stichwort genannt, wo wir auf jeden Fall nochmal

Speaker1: tiefer einsteigen sollten, das Thema Omnibus-Paket und das Thema Vereinfachung

Speaker1: zu den Nachhaltigkeitsberichtspflichten.

Speaker1: Kannst du uns einmal sagen, worum geht es denn genau bei dem Thema Omnibus-Paket

Speaker1: oder Omnibus-Initiative?

Speaker2: Also Omnibus ist grundsätzlich der Vorschlag oder das Paket ist grundsätzlich

Speaker2: ein Vorschlag der EU-Kommission mit

Speaker2: dem Ziel, massiv bürokrativen Thema Nachhaltigkeitsregulierung abzubauen.

Speaker2: Und das betrifft im Wesentlichen drei große Rahmenwerke, nämlich die CSRD,

Speaker2: die CSDDD, das ist das EU-Lieferkettengesetz und die Taxonomieverordnung.

Speaker2: Und Hauptziel ist halt, dass man in allen diesen drei Rahmenwerken,

Speaker2: die sehr umfangreichen und auch nicht immer zielführende Nachhaltigkeitsberichtpflichten,

Speaker2: halt deutlich reduzieren möchte.

Speaker2: Dieses Omnibus-Paket besteht aus drei Legislativvorschlägen.

Speaker2: Also wir haben zum einen einen Richtlinienvorschlag, mit dem Inhalte in der

Speaker2: CSRD und CSDDD geändert werden.

Speaker2: Dann haben wir die sogenannte Stop-the-Clock-Richtlinie. Das ist eine Richtlinie

Speaker2: zur Verschiebung der Anwendungsfristen in CSRD und CSDDD. und einen Vorschlag

Speaker2: zur Änderung verschiedener Aspekte in der Taxonomieverordnung.

Speaker1: Also ein recht umfangreiches Paket, hört man schon mal, finde ich,

Speaker1: so direkt raus. Was soll denn die Initiative konkret ändern?

Speaker2: Da gibt es verschiedene Aspekte, die mit der Initiative geändert werden sollen.

Speaker2: Also zum einen ist die Idee, dass den Unternehmen einfach mehr Zeit für die

Speaker2: Umsetzung verschafft werden soll.

Speaker2: Mit diesem Omnibus-Paket ist die Erstanwendung der CSDDD, also des Lieferkettengesetzes,

Speaker2: um ein Jahr auf 2028 verschoben worden.

Speaker2: Und bei der CSRD, die ja zum Teil für Unternehmen und Banken mittlerweile schon

Speaker2: anwendbar ist, gab es aber ein gestaffeltes Anwendungsdatum.

Speaker2: Und die Unternehmen und Banken, die jetzt ab dem 01.01.2025 bzw.

Speaker2: 2026 berichtspflichtig geworden wären, für die verschieben sich die Anwendungstermine

Speaker2: jeweils um zwei Jahre nach hinten.

Speaker2: Man muss dazu sagen, dass für Deutschland und Österreich diese Änderungen,

Speaker2: die mittlerweile schon in Kraft getreten sind, gar nicht so großen Umbruch bedeutet

Speaker2: haben, weil, wie ich das ja vorhin eingangs erwähnt hatte, man es ohnehin nicht

Speaker2: geschafft hatte, das hier in nationale Gesetzgebung zu gießen.

Speaker2: Also hier war sowieso alles noch etwas unklar, aber ich meine,

Speaker2: durch die Veröffentlichung dieser Verschiebung der Berichtspflicht ist jetzt

Speaker2: zumindest so weit mehr Rechtssicherheit geschaffen worden, als das jetzt auch

Speaker2: nicht mehr damit zu rechnen ist,

Speaker2: dass da jetzt irgendwie noch nationale Umsetzungsgesetze kommen,

Speaker2: die halt diesen 1.1.2025 oder 26 betreffen würden.

Speaker2: Aber das ist halt der eine Punkt, also diese Verschiebung der Berichtspflichten

Speaker2: ein Stückchen weiter nach hinten, um allen Unternehmen nochmal etwas mehr Luft zu verschaffen.

Speaker2: Dann haben wir das Zweite, dass mit dem Omnibus-Paket der Scope der betroffenen

Speaker2: Unternehmen deutlich enger gefasst werden soll.

Speaker2: Also sollen zukünftig vor allem die Unternehmen in die Pflicht genommen werden,

Speaker2: die aufgrund ihrer Größe auch wirklich einen wesentlichen Impact im Thema Nachhaltigkeit haben.

Speaker2: Da ist es aber so, dass es da aktuell wirklich noch große Unsicherheit oder Unklarheit gibt.

Speaker2: Also ich hatte ja vorhin erwähnt, bisher veröffentlicht ist halt der Vorschlag

Speaker2: der EU-Kommission, der im Februar gekommen ist. Und es gibt auch ein Draft Report

Speaker2: der größten Fraktion im Europäischen Parlament zu diesen Vorschlägen und die Position des Rates.

Speaker2: Und Kommission, Rat und Parlament müssen sich ja dann am Ende auf eine finale Fassung einigen.

Speaker2: Und da gehen aber aktuell die Meinungen noch sehr weit auseinander.

Speaker2: Also bei der CSRD ist es im ursprünglichen Vorschlag der EU-Kommission zum Beispiel

Speaker2: so, dass der Anwendungsbereich davon bisher 250 auf 1000 Mitarbeiter angehoben werden soll.

Speaker2: Das ist eins der Kriterien für den Anwendungsbereich, aber jetzt mal ein wichtiges,

Speaker2: auf das ich mich gerne stützen würde,

Speaker2: weil damit nämlich zum Beispiel ja mehr, gut 80 Prozent der Unternehmen,

Speaker2: die eigentlich bisher berichtspflichtig gewesen wären nach den ursprünglichen

Speaker2: Vorschlägen, aus diesem Anwendungsbereich rausfallen würden.

Speaker2: Und dann muss man sich anschauen, dass die Vorschläge vom Parlament und vom

Speaker2: Rat da sogar noch deutlich weitergehen.

Speaker2: Also in dem Standpunkt vom Parlament zum Beispiel, da ist nicht von 1.000,

Speaker2: sondern von 3.000 Mitarbeitern die Rede.

Speaker2: Wenn man das auf Deutschland mal runter bricht, dann würden halt vielleicht

Speaker2: noch gut 600 Unternehmen in den Anwendungsbereich fallen und damit weit über

Speaker2: 90 Prozent dieses ursprünglich geplanten Kreises an Unternehmen,

Speaker2: die mal berichtspflichtig gewesen wären, wären dann gar nicht mehr im Scope.

Speaker2: Und das ist auch ähnlich beim EU-Lieferkettengesetz.

Speaker2: Da gehen die Positionen auch sehr weit auseinander.

Speaker2: Hier hatte die Kommission vorgeschlagen, den Scope so zu belasten,

Speaker2: wie eigentlich mal geplant, also bei 1000 Mitarbeitern.

Speaker2: Auch da gibt es weitere Faktoren, wann man in das Lieferkettengesetz fällt.

Speaker2: Aber um auch hier wieder den Fokus auf diese Mitarbeiterzahl zu setzen,

Speaker2: da hat das Parlament eine Anhebung auf 3000 Mitarbeiter und der Rat sogar auf

Speaker2: 5000 Mitarbeiter vorgeschlagen. Also auch hier wieder...

Speaker2: Man zieht die Grenzen für die Unternehmen oder schlägt vor, die Grenzen für

Speaker2: die Unternehmen, die dort reinfallen, würden deutlich größer zu ziehen.

Speaker2: Und natürlich muss man sagen, bei 5000 Mitarbeitern würden da auch wirklich

Speaker2: nur noch die größten Unternehmen entsprechend verpflichtet sein,

Speaker2: halt über die Sorgfaltpflichten in ihren Lieferketten Bericht zu erstatten.

Speaker2: Bei der Taxonomie-Berichterstattung haben wir das jetzt nicht ganz so extrem.

Speaker2: Also da ist es grundsätzlich so, dass es auch eine Ausweitung des Anwendungsbereiches geben soll.

Speaker2: Das soll in Zukunft parallel zum CSRD-Anwendungsbereich sein.

Speaker2: Das heißt auch eine Ausweitung auf 1000 Beschäftigte im Unternehmen.

Speaker2: Ja, das sind eigentlich so die Punkte, die ich jetzt gerade beleuchtet habe.

Speaker2: Also der Anwendungshorizont, wann soll das Ganze angewendet werden?

Speaker2: Und dann gibt es natürlich auch, und das war ja eigentlich auch die Intention

Speaker2: der EU, deutliche Erleichterungen bei den Inhalten der Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Speaker2: In der CSRD werden diese Inhalte sehr stark durch die European Sustainability

Speaker2: Reporting Standards, also durch die ESRS definiert.

Speaker2: Und von diesen ESRS gab es bisher ein allgemeines Set an Standards oder Datenanforderungen,

Speaker2: die für alle Unternehmen gleichermaßen galten.

Speaker2: Und Plan war eigentlich, dass nach diesem ersten Set an Informationen,

Speaker2: die für alle gleich gelten, noch sogenannte sektorspezifische Standards entwickelt werden sollten.

Speaker2: Das heißt, je nach Branche, in der das berichtspflichtige Unternehmen tätig

Speaker2: ist, sind dann nochmal bestimmte branchenspezifische Informationen zu berichten.

Speaker2: Und diese Entwicklung der sektorspezifischen Standards, die soll komplett wegfallen

Speaker2: mit dem Hintergrund oder Hintergedanken, dass man hier sagt,

Speaker2: naja, wir fokussieren uns jetzt erstmal auf das, was wir schon entwickelt haben

Speaker2: und machen das erstmal richtig gut, bevor wir die Unternehmen jetzt noch mit

Speaker2: einem neuen Set an Datenanforderungen fluten, wo wir doch mit den alten schon solche Probleme haben.

Speaker2: Das ist so eine wesentliche Änderung. Dann haben wir bei der CSRD noch einen

Speaker2: Punkt, der auch vielfach in der Kritik stand, auch in den deutschen Medien.

Speaker2: Und das ist das Thema, dass die CSRD berichtspflichtige Unternehmen verpflichtet,

Speaker2: von den Unternehmen und vor allen Dingen auch KMU innerhalb ihrer Wertschöpfungskette

Speaker2: weitere Informationen einzuholen und auch zu berichten.

Speaker2: Und das hat zu einem sehr großen Druck auf die nachgelagerten Unternehmen,

Speaker2: auch gerade die kleineren in der Wertschöpfungskette, geführt,

Speaker2: bestimmte ISG-Informationen zu liefern, die diesen Unternehmen aber zum Teil

Speaker2: auch einfach gar nicht vorlag.

Speaker2: Da soll jetzt ein Deckel drauf gezogen werden.

Speaker2: Also es gibt einen sogenannten Cap bei den Informationen, die dort zu berichten sind,

Speaker2: um zu vermeiden, dass halt durch diesen Lieferketten-Effekt halt da für die

Speaker2: KMU so viele Informationen oder den KMU so viele Informationen durchgedrückt werden,

Speaker2: die sie eigentlich gar nicht berichten können, weil sie die Daten auch nicht haben.

Speaker2: Das ist so die wesentlichen Informationen zur CSRD, die sich da ändern.

Speaker2: Bei der CSDDD, also beim EU-Lieferkettengesetz, gibt es auch einige Punkte,

Speaker2: die hier angepasst werden sollen.

Speaker2: Da sind zwei Sachen zu nennen. Zum einen der zivilrechtliche Haftungsmechanismus

Speaker2: und die Transitionspläne.

Speaker2: Der zivilrechtliche Haftungsmechanismus, da ist es so, dass bisher vorgesehen

Speaker2: war, dass es ein einheitliches EU-weites Regime geben soll, unter dem Unternehmen

Speaker2: zivilrechtlich für Verstöße gegen ihre Sorgfaltspflichten verklagt werden können.

Speaker2: Da gab es auch bestimmte Mindestschadenersatzhöhen und diese Vereinheitlichung

Speaker2: wurde aber gekippt und da soll weiterhin in Zukunft einfach auf die einzelnen

Speaker2: Haftungsregelungen der Mitgliedstaaten zurückgegriffen werden.

Speaker2: Und bei den Transitionsplänen, das hatte Werner vorhin schon mal kurz erläutert,

Speaker2: das sind im Endeffekt diese, ja man kann das strategischen Fahrpläne des Unternehmens

Speaker2: nennen, wie man halt das Geschäftsmodell auf ein klimaneutrales,

Speaker2: nachhaltiges Wirtschaften umstellen möchte.

Speaker2: Auch da sind die Anforderungen im EU-Lieferkettengesetz deutlich entschärft worden.

Speaker2: Nach den neuen Entwürfen sollen diese Transitionspläne zwar noch erstellt werden,

Speaker2: aber man verzichtet halt auf das harte Tracking hinsichtlich der Umsetzung dieser

Speaker2: Transitionspläne. Genau und last but not least haben wir halt noch Änderungen

Speaker2: an der Taxonomieverordnung.

Speaker2: Auch da möchte man die regulatorischen Anforderungen, die mit dieser Taxonomieverordnung

Speaker2: kommen, deutlich vereinfachen.

Speaker2: Zum einen über Vereinfachung bei den Templates und auch bei den Datenpunkten,

Speaker2: die da zu melden sind, das soll deutlich reduziert werden.

Speaker2: Und auch die Green Asset Ratio, die Werner vorhin angesprochen hatte,

Speaker2: die soll nochmal optimiert werden.

Speaker2: Also es gab in der Vergangenheit viel Kritik an dieser Green Asset Ratio über

Speaker2: die Aussagekraft und auch die Berechnungslogik,

Speaker2: weil das Verhältnis wie bei der Kennzahl bestimmte Geschäfte in den Zähler und

Speaker2: in den Nenner einfließen, das

Speaker2: war ehrlicherweise einfach nicht so ganz konsistent und nachvollziehbar.

Speaker2: Und da hat die EU nachgeschärft und versucht das einfach ein bisschen logischer

Speaker2: zu machen, sodass die Aussagekraft der Green Asset Ratio damit geschärft werden soll.

Speaker2: Und dann gibt es noch einen wesentlichen Punkt bezüglich des Abdeckungsgrades

Speaker2: der Aktivitäten, die dann hinterher wirklich auf ihre Konformität unter der

Speaker2: Taxonomieverordnung geprüft werden sollen.

Speaker2: Also die Assets, die eine Bank im Portfolio hat, die werden ja anhand der Taxonomieverordnung

Speaker2: geprüft und dann eingestuft, ist das Ganze nachhaltig oder nicht.

Speaker2: Und da soll es in Zukunft Wesentlichkeitsschwellen geben.

Speaker2: Also wenn bestimmte Asset-Typen weniger als 10 Prozent meiner Gesamtaktivitäten

Speaker2: ausmachen, dann bin ich nicht mehr verpflichtet, diese Asset-Typen zu prüfen.

Speaker2: Das trägt auch dem Gedankenrechnung, den ich vorhin erwähnt hatte,

Speaker2: dass halt diese Taxonomie-Prüfung total umfangreich ist, dass man da vielfach

Speaker2: einfach Spezialist sein muss.

Speaker2: Und wenn das dann eher Nischenaktivitäten auf der Bilanz der Bank sind,

Speaker2: Dann möchte man einfach den Banken die Möglichkeit geben, das so ein bisschen

Speaker2: mit Augenmaß zu behandeln und zu sagen, okay,

Speaker2: Hier an der Stelle lohnt sich halt einfach diese super detaillierte Prüfung

Speaker2: nicht, weil das ist sowieso nur ein kleiner Teil meines Portfolios.

Speaker1: Vielen Dank, Johanna, für den wirklich umfangreichen Überblick.

Speaker1: Und ich glaube, es wird auch deutlich, dass dieses Omnibus-Paket jetzt nicht

Speaker1: so ein Mini-Paket ist, sondern schon wahrscheinlich auch große Auswirkungen

Speaker1: einfach haben wird, die ja auch jetzt in Teilen schon kritisch beäugt werden.

Speaker1: Bevor wir dazu kommen, vielleicht nochmal eine Frage vorweg in deine Richtung, Werner.

Speaker1: Was bedeuten denn diese Änderungen jetzt konkret für Banken?

Speaker1: Wer profitiert von den Vereinfachungen? Am meisten, wer eher nicht?

Speaker1: Ja, die Johanna hat das vorher schon sehr, sehr breit ausgeführt zu den Erläuterungen beim Omnibus.

Speaker1: Vor allem die kleineren und mittleren Banken können von den geplanten Vereinfachungen profitieren.

Speaker1: Es ist vorgesehen, dass die ESG-Vorgaben, insbesondere bei CSD-Reporting,

Speaker1: Lieferkettengesetz als auch Taxonomie, nach der Mitarbeiteranzahl,

Speaker1: nach dem Ergebnis und der Bilanzsumme differenziert werden.

Speaker1: Und das soll wiederum verhindern, dass kleinere Häuser mit denselben Anforderungen

Speaker1: überfordert werden, wie systemrelevante Institute, die von den bestimmten Regelungsbereichen

Speaker1: komplett ausgenommen werden.

Speaker1: Wie zum Beispiel dem verpflichtenden CSAT-Reporting und der Taxonomie-Prüfung.

Speaker1: Und das macht natürlich speziell für kleine und mittlere Banken den Großteil der Arbeit aus.

Speaker1: Ja, was jetzt ganz spannend ist, das habt ihr ja beide jetzt auch schon gesagt,

Speaker1: dass wirklich viele Banken, auch viele Unternehmen, einfach aus dem Anwendungskreis

Speaker1: der Nachhaltigkeitsberichterstattung komplett rausfallen werden.

Speaker1: Das heißt, die müssen gar keinen Bericht mehr erstellen. Wie bewertet ihr denn diese Initiative?

Speaker1: Ist das denn der richtige oder falsche Weg?

Speaker2: Ja, ich glaube erstmal grundsätzlich, also diese Forderung, Evaluierung vor

Speaker2: weiterer Regulierung, das finde ich schon sinnvoll.

Speaker2: Also den Ansatz einfach da bestehende Berichtpflichten erstmal zu entschlacken,

Speaker2: neu zu stoppen und den Status Quo zu bewerten, das ist meines Erachtens der richtige Weg.

Speaker1: Ja, und den Punkt von Johanna aufnehmen, aus meiner Sicht geht es auch grundsätzlich

Speaker1: total in die richtige Richtung. mit dem Stop the Clock, die noch ausstehenden

Speaker1: Erstanwendungen zur CSRT und zur CSRT zu verschieben.

Speaker1: Diese ESS-Konsultation und auch der Beendigung dieser Sektors zwischen ESS-Standards,

Speaker1: um erstmal das Feedback zu verarbeiten zu den bestehenden Standards,

Speaker1: das gibt den Banken natürlich viel mehr Zeit, auch dann für ihre Umsetzung.

Speaker1: Und man hat hier erstmal natürlich bei den Inhalten der Berichterstattung auf

Speaker1: die Bremse getreten, es sich neu sortiert und das finde ich grundsätzlich extrem sinnvoll.

Speaker1: Kritisch finde ich aber natürlich dabei, dass dadurch starke Einschränkungen

Speaker1: des Anwenderkreises kommen. Was bedeutet das?

Speaker1: Wir haben vorher erwähnt, wir brauchen ganz, ganz viele Daten,

Speaker1: um quasi unser Reporting, unsere Steuerung aufzubauen.

Speaker1: Je weniger Häuser jetzt davon betroffen sind, diese CSRD-Berichterstattung zu

Speaker1: machen, und Johann hat vorher die Zahlen genannt, wie viele Institute noch betroffen

Speaker1: sind in Deutschland, desto weniger an qualifizierten Material und Daten bekommen wir.

Speaker1: Und das ist mit Sicherheit ein Nachteil, der natürlich durch diese Einschränkung

Speaker1: des Anwenderkreises zum Tragen kommt.

Speaker1: Auf der anderen Seite muss man natürlich auch dazu sagen, dass je größer das

Speaker1: Unternehmen ist, natürlich auch dann wahrscheinlich diese Unternehmen einen

Speaker1: größeren Impact haben, sowohl auf die Umweltverschmutzung als auch auf den positiven

Speaker1: Wandel, wenn es darum geht, Umweltverschmutzung zu beseitigen.

Speaker1: Und insofern sind natürlich diese Einstellungen schon einmal auch zu begrüßen

Speaker1: und gehen aus unserer Sicht in die richtige Richtung.

Speaker1: Ich habe es vorher schon einmal erwähnt, die erschwerte Datenbeschaffung in

Speaker1: dem Zusammenhang, welches den Banken natürlich dann zusehends Erschwerungen

Speaker1: bringen wird, speziell wenn es darum geht, die Berichte zu aufstellen.

Speaker1: Das wird eines der großen Themen sein in Zukunft und was natürlich sehr,

Speaker1: sehr schade ist, dass Informationen zu den KMUs in naher Zukunft so gut wie

Speaker1: nicht verfügbar sein werden,

Speaker1: weil natürlich die KMUs speziell nur freiwilligere Zahlen veröffentlichen und

Speaker1: reporten werden und deswegen natürlich auch dann hier eine große Datenknappheit

Speaker1: bestehen wird aus unserer Sicht.

Speaker2: Genau, und das ist ein Punkt, wo ich auch gerne nochmal einhaken würde.

Speaker2: Also auch wenn ich grundsätzlich der Meinung bin, erstmal Stopp,

Speaker2: ein bisschen rekapitulieren, wo soll es weiter hingehen und das Ganze neu bewerten,

Speaker2: das finde ich richtig, aber diese Thematik mit dem Anwenderkreis,

Speaker2: das finde auch ich schwierig.

Speaker2: Also man muss sich auch überlegen, neben den ganzen Unternehmen aus der Industrie,

Speaker2: die halt jetzt aus dem CSRD-Berichtskreis fallen, fällt ja auch ein Großteil der Banken raus.

Speaker2: Und die EZB hat hier auch ein Paper

Speaker2: veröffentlicht, wo sie das mal selber beleuchtet haben und gesagt haben,

Speaker2: es fallen immerhin noch ein Achtel der bedeutenden Institute und einfach ein

Speaker2: Großteil der weniger bedeutenden Institute mit einer solchen Erhöhung der Berichtspflicht

Speaker2: bei den Mitarbeiterzahlen aus dem Anwendungskreis raus.

Speaker2: Und damit gehen natürlich zum einen den Kapitalmärkten und den Investoren Informationen

Speaker2: verloren, die man ja immer haben wollte, wie nachhaltig die Bankportfolien aufgestellt

Speaker2: sind, aber vor allen Dingen halt auch den Aufsichtsbehörden und der EZB selber.

Speaker2: Und die brauchen diese Informationen ja im Endeffekt, um die Risiken,

Speaker2: also die ISG-Risiken in den Portfolio zu beurteilen.

Speaker2: Und da fand ich auch nochmal ganz spannend den Punkt, den die EZB dann auch

Speaker2: in diesem Paper betont hat, nämlich die Risiken in einem Portfolio,

Speaker2: die sind ja nicht unbedingt zwingend proportional zur Größe des Institutes und

Speaker2: schon mal gar nicht zur Anzahl der Mitarbeiter.

Speaker2: Und das ist ein Punkt, der, wie ich finde, eher ehrlicherweise bei den Entwürfen

Speaker2: so ein bisschen untergegangen ist oder nicht genug berücksichtigt wurde.

Speaker2: Ich finde grundsätzlich dieses Thema Entbürokratisierung zwar richtig,

Speaker2: Aber ich finde, gerade bei dem Anwendungsbereich hat man sich einfach zu stark

Speaker2: vom aktuellen politischen Stimmungsbild treiben lassen.

Speaker2: Und da hätte ich mir einfach weniger harte Deregulierung und dafür mehr Proportionalität gewünscht.

Speaker1: Ja, ich finde eure Gedanken da auch super spannend. Was ich mich auch noch frage,

Speaker1: ist, die Idee von Nachhaltigkeitsberichterstattung war ja auch immer eine Transparenzschaffung.

Speaker1: Also das sozusagen, man sagt ja auch aus einem Stück weit Rechenschaftsbericht, der CSRD-Bericht.

Speaker1: Also auch zu zeigen, welche Ziele ich mir da vorgenommen habe,

Speaker1: wie ich meinen Transformationsplan begehen will.

Speaker1: Und wenn das jetzt wegfällt, finde ich auch mal spannend, was bedeutet das auch

Speaker1: bei vielen, sage ich mal, Instituten oder auch bei Unternehmen hinsichtlich

Speaker1: ihrer Ambitionen beim Thema Nachhaltigkeit auch so weiterzumachen.

Speaker1: Also von daher wird, glaube ich, super spannend sein, die nächsten Jahre dann

Speaker1: zu sehen, was das wirklich für das Thema Nachhaltigkeit bedeutet.

Speaker1: In dem Sinne vielleicht auch nochmal die Frage, so ein bisschen was bleibt jetzt?

Speaker1: Also Vereinfachung hin oder her.

Speaker1: Der Klimawandel, der lässt sich jetzt ja nicht wegwünschen oder wegbürokratisieren, sage ich mal so.

Speaker1: Warum müssen Banken bei dem Thema aus eurer Sicht trotzdem weitermachen?

Speaker2: Ich glaube, wenn man jetzt aus diesen aktuellen Entwicklungen als Bank für sich

Speaker2: mitgenommen hat, ESG, das ist für die Aufsicht und für die Regulierung keine

Speaker2: Priorität mehr, das lasse ich jetzt so laufen, das ist ein Trugschluss.

Speaker2: Also die derzeitigen Anpassungen, die betreffen ja vor allen Dingen Aspekte

Speaker2: von der Berichterstattung und der Offenlegung und da ging es ja auch vor allen

Speaker2: Dingen darum, kleinere Unternehmen zu entlasten. Das bedeutet aber ja nicht,

Speaker2: dass man in dem ganzen ESG-Umfeld jetzt alles studern lassen kann.

Speaker2: Also gerade im Bereich Risikomanagement, was ja ein total wichtiges Thema ist,

Speaker2: sieht man auch, dass da keineswegs ein Abbau der regulatorischen Anforderungen

Speaker2: zu sehen ist, sondern dass es da im Gegenteil halt eine Konsolidierung,

Speaker2: aber auch Weiterentwicklung der Anforderungen gibt.

Speaker2: Und auch da finde ich nochmal spannend, so ein bisschen zu schauen,

Speaker2: wie positioniert sich da auch die Aufsicht zu den Themen.

Speaker2: Und die BaFin hat zum Beispiel erst im Juni die Ergebnisse einer branchenweiten

Speaker2: Umfrage zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsrisiken veröffentlicht.

Speaker2: Und diese Studie trägt den prägnanten Titel, es gibt noch deutlich Luft nach oben.

Speaker2: Und zwar war nämlich das Ergebnis der Studie, man sieht die Risiken des Klimawandels,

Speaker2: gerade die physischen Risiken, Extremwetterereignisse, das wird sich spürbar

Speaker2: in den Kreditportfolien niederschlagen.

Speaker2: Und da sind aber viele Institute einfach noch überhaupt nicht ausreichend vorbereitet.

Speaker2: Und die Bafin hat daher auch nochmal ganz klar betont, ISG-Risiken sind bei

Speaker2: uns auch weiterhin ein zentraler Prüf- und Aufwurfsichtsschwerpunkt.

Speaker2: Ähnlich positioniert sich da auch die FMA. Die hat im März noch ihren überarbeiteten

Speaker2: Leitfaden zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken veröffentlicht.

Speaker2: Und auch da nochmal betont, ESG oder die Integration von ESG-Faktoren,

Speaker2: das ist für uns kein optionales Thema für gut gemeinte Nachhaltigkeit,

Speaker2: sondern das ist einfach ein integraler Bestandteil eines vorausschauenden Risikomanagements.

Speaker2: Und das wird ja auch durch verschiedene wissenschaftliche Modelle,

Speaker2: durch die NGFS-Szenarien nochmal unterstrichen.

Speaker2: Die physischen und transitorischen Risiken, die werden sich über kurz oder lang

Speaker2: in der Realwirtschaft und damit auch in den Bankbilanzen materialisieren und

Speaker2: die Banken tun gut daran, sich damit zu beschäftigen. Das ist so ein Aspekt.

Speaker2: Ich finde aber ehrlicherweise auch, dass die Diskussion da immer so ein bisschen

Speaker2: in die falsche Richtung läuft.

Speaker2: Man sollte das Ganze ja auch nicht nur aus so einer Pflichtperspektive betrachten,

Speaker2: sondern im Endeffekt, es ist nicht nur ein, ich muss ESG-Risiken berichten etc.,

Speaker2: ich muss mich darum kümmern, sondern das eröffnet ja auch ganz neue Chancen

Speaker2: und Perspektiven für die Banken.

Speaker2: Also dieses Thema nachhaltige Transformation der Wirtschaft und der Gesellschaft,

Speaker2: Der ergeben sich ja auch ganz neue Geschäftsfelder und Geschäftsmodelle und

Speaker2: Finanzierungsbedarfe, sei es in energieeffizienten Gebäuden,

Speaker2: in grüner Infrastruktur, nachhaltige Unternehmensinvestitionen.

Speaker2: Es wird ja auch immer wieder betont, in den kommenden Jahren einfach zu einem

Speaker2: strategischen Wachstumsfeld für das Bankgeschäft werden.

Speaker2: Und da muss man sich doch jetzt frühzeitig vernünftig aufstellen,

Speaker2: um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern und am Ende dann auch dazu beizutragen,

Speaker2: dass man auf Dauer halt eine resiliente Bilanzstruktur hat, die halt diese Änderungen

Speaker2: des Klimawandels auch einfach mittragen kann.

Speaker2: Also insofern einfach nochmal zusammengefasst aus meiner Sicht.

Speaker2: Erstens bleibt ESG ein zentrales Aufsichtsthema und schon an.

Speaker2: Deswegen kann man das nicht einfach alles über Bord werfen.

Speaker2: Und es ist halt eben nicht nur eine regulatorische Pflicht, sondern man sollte

Speaker2: das vielmehr aus dieser Perspektive ökonomisch Notwendigkeit unternehmerische Chance betrachten.

Speaker1: Ja, vielen Dank, Johanna. Finde ich auch eine super spannende Einschätzung,

Speaker1: dass du differenzierst zwischen Nachhaltigkeitsberichterstattung,

Speaker1: sieht man jetzt die eine Entwicklung, aber im ganzen Thema Risikomanagement

Speaker1: sieht man eigentlich ein Stück weit die entgegengesetzte Entwicklung.

Speaker1: Da wird es eher schärfer, was ESG-Themen angeht.

Speaker1: Vielleicht auch nochmal in deine Richtung, Werner. Die Frage,

Speaker1: welche Themen bleiben denn aus deiner Sicht weiterhin besonders relevant für Banken?

Speaker1: Ja, die Johanna hat vorher gerade ausgeführt, dass ESG ein zentrales Aufsichtsthema

Speaker1: bleibt und ESG im Risikomanagement umso mehr.

Speaker1: Wir sind fest davon überzeugt, dass das Thema gekommen ist, um zu bleiben.

Speaker1: Speziell der Umgang mit den physischen Risiken, sei es chronisch oder akut und

Speaker1: die Auswirkungen auf den ICAP und in weiterer Folge auf die Steuerung und das

Speaker1: Geschäftsmodell werden fixer Bestandteil bleiben und sich zunehmend jetzt schon

Speaker1: sind im Fokus der aufsichtlichen Prüfungen, die wir quasi auch mitbegleiten.

Speaker1: Ein weiterer Aspekt ist natürlich, dass der Umgang mit den Risiken des Klimawandels

Speaker1: im Risikomanagement und da ein tiefes Verständnis, wie sich diese Risiken auf

Speaker1: die Bank, das eigene Haus und in welchem Ausmaß auswirken,

Speaker1: Das sind hier Themen, wo die Häuser selber noch am Start stehen,

Speaker1: weil das die längerfristige Perspektive auch nochmal beleuchten soll.

Speaker1: Neben den klassischen physischen Risiken wird auch das Thema der Biodiversität

Speaker1: ein weiteres wichtiges Thema, wo auch die Aufsicht der Empfänger mit Sicherheit

Speaker1: in die Wunde legen wird. Aktuell noch etwas stiefmütterlich behandelt.

Speaker1: Aber hier ist schon nochmal wichtig, auch die Zusammenhänge der Biodiversität

Speaker1: auf unseren Lebensraum zu erkennen.

Speaker1: Ein letztes Jahr erschien das Papier der EZB, zeigt, dass im Euro um gut drei

Speaker1: Viertel der Unternehmen von einem hohen Maß, von einer Verschlechterung des

Speaker1: Ökosystems, in dem sie aktiv sind, betroffen werden.

Speaker1: Das heißt, wir können uns hier alle vorstellen, wenn also dieser Klimawandel

Speaker1: so weiter verleucht, wie wir ihn momentan auch wahrnehmen, dass das massive

Speaker1: Auswirkungen nicht nur auf unsere Lebenswelt, sondern auch auf die Bankenwelt

Speaker1: haben wird. Insofern ist es

Speaker1: ganz, ganz wichtig, sich mit diesen Themen intensiv auseinanderzusetzen.

Speaker1: Ein weiterer Aspekt ist natürlich dieser Umgang und die Fähigkeit der Banken,

Speaker1: sich mit Szenarien auseinanderzusetzen und in Szenarien zu denken.

Speaker1: Die Elemente des Stresses sind ja bestens bekannt.

Speaker1: Jetzt geht es aber umso mehr noch einmal für die Banken die Frage zu stellen

Speaker1: und den bewussten Blick zu schärfen.

Speaker1: Wie wirkt sich das kurz- und mittelfristig möglicherweise auf das Ergebnis,

Speaker1: auf die G&V selbst aus, aber auch langfristig auf das Geschäftsmodell der Banken?

Speaker1: Bin ich in einer Region tätig, wo ich möglicherweise meine Kreditnehmer zukünftig

Speaker1: einmal verlieren werde, mangels Biodiversität, weil dort kein Lebensraum mehr

Speaker1: ist oder weil bestimmte Fabriken abwandern müssen, weil man den Wandel verpasst hat.

Speaker1: Also das sind Themen, die hier quasi unter dem Titel des Stresstestings ganz,

Speaker1: ganz neue Fähigkeiten der Banken abfordern werden, um hier in Szenarien denken zu können.

Speaker1: Die schon viel angesprochene Datenverfügbarkeit bleibt natürlich für alle Häuser

Speaker1: eine der obersten Aufgaben, nämlich herauszufinden, wie der Impact der physischen

Speaker1: Risiken auf ihre Assets wirkt und wie das konkret beurteilt werden kann,

Speaker1: Wie sich das auf Betriebsstandorte, finanzierte Immobilien etc. auswirkt.

Speaker1: Das sind ganz, ganz, ganz wesentliche Faktoren, die gekommen sind,

Speaker1: um zu bleiben und die natürlich auch einen Mehrwert darstellen,

Speaker1: auch wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen, ob man einen Kredit gewährt oder nicht gewährt.

Speaker1: Und was natürlich auch nochmal wichtig zu betonen ist, und das sind aus meiner

Speaker1: Sicht auch die Banken in der Pflicht, ihre Modelle, ihre Stressszenarien und

Speaker1: ihre Annahmen regelmäßig zu überprüfen,

Speaker1: weil natürlich auch die historischen Daten, die wir bis dato gesammelt haben,

Speaker1: natürlich noch häufig ungenau sind und wir natürlich aktuell laufend dazulernen

Speaker1: und von den aktuellen Entwicklungen teilweise auch überholt werden.

Speaker1: Das heißt, wir müssen uns immer wiederum hinterfragen, ob das,

Speaker1: was wir tun, nach wie vor richtig ist.

Speaker1: Weitere Aspekte, wir haben es vorher auch schon mal angesprochen,

Speaker1: ist das Thema CO2-Accounting. Eine Maßzahl, die ich für absolut wichtig halte,

Speaker1: mit der sich die Häuser auseinandersetzen sollten, nämlich wie kann ich dann

Speaker1: einmal im Ist-Bestand die finanzierten Emissionen messen, wie kann ich darauf

Speaker1: aufbauen und meine Abbaupfade definieren und welche Maßnahmen muss ich setzen,

Speaker1: damit quasi sowohl mein Haus als auch meine Kunden sich in Richtung Net Zero bewegen können.

Speaker1: Das sind also eine Vielzahl von Themen, mit denen sich die Branche auseinandersetzen

Speaker1: muss und die besichert da sind, um zu bleiben.

Speaker1: Ja, wir haben jetzt auch schon an einer oder anderen Stelle über die Komplexität

Speaker1: des ESG-Regulatorik-Rahmenwerks gesprochen und auch die ganzen Veränderungen,

Speaker1: die jetzt sozusagen zu unnormer Dynamik

Speaker1: auch wieder bei den bestehenden regulatorischen Anforderungen führen.

Speaker1: Da weiß ich aus eigener Erfahrung jetzt bei der Beratung auch von unseren Kunden,

Speaker1: dass es gar nicht so einfach ist, da den Überblick zu behalten.

Speaker1: Was kann man denn da machen? Also wie behält man denn da den Überblick?

Speaker1: Was haben wir da für unsere Kunden, Johanna, in deine Richtung gerichtet?

Speaker2: Ich glaube, man braucht ein gutes Tool. Also ich meine, du hast es ja gerade

Speaker2: selber schon erwähnt, es ist am Ende einfach, es passiert unglaublich viel.

Speaker2: Also es ist einfach total schwierig, selbst wenn man alle Quellen hat,

Speaker2: in denen entsprechend Paper, Kommentare etc.

Speaker2: Veröffentlicht werden, da zu schauen, was sind eigentlich die wesentlichen Informationen.

Speaker2: Was ist jetzt ein Kommentar, was ist eine Position, die es sich lohnt anzuschauen,

Speaker2: wo warte ich lieber erstmal ab? Und man braucht halt einen Filter,

Speaker2: um halt aus dieser Vielzahl von Informationen die wichtigen herauszufiltern.

Speaker2: Und wir machen das im ZDB, weil wir ja als ZDB einfach ein kompetenter Ansprechpartner

Speaker2: für unsere Kunden im Thema ESG Regulatory sein wollen, im Rahmen von Expertengruppen.

Speaker2: Also das heißt, wir gehen da regelmäßig durch, diskutieren die verschiedenen

Speaker2: Paper, werten das auch ein.

Speaker2: Und wir stellen das unseren Kunden aber auch in Form eines Regulatory Monitorings

Speaker2: auf dem Regulatory Hub zur Verfügung.

Speaker2: Das heißt, die Paper, die veröffentlicht wurden mit entsprechenden Weiterentwicklungen,

Speaker2: welche Schritte sind da passiert und auch eine Einwertung, was ist da eigentlich wesentlich?

Speaker1: Ja, ich habe abschließend noch eine Frage und zwar so ein bisschen den Blick nach vorne.

Speaker1: Was glaubt ihr denn, wie geht es bei dem Thema ESG-Regulierung weiter?

Speaker1: Werden wir jetzt noch weitere Vereinfachungen sehen? Also ist das sozusagen

Speaker1: erst der Startschuss mit Omnibus, also ein weiteres Aufweich des Themas oder

Speaker1: wird sich das dann wieder ein Stück weit verändern?

Speaker1: Abbremsen und dann erstmal dabei bleiben?

Speaker2: Ja, ich glaube, ehrlicherweise, so ganz genau kann man das natürlich nicht sagen.

Speaker2: Dafür bräuchte man die Glaskugel, aber ich wage mich jetzt mal an eine persönliche Prognose.

Speaker2: Also ich glaube, wer jetzt mit der ganz harten Deregulierung rechnet,

Speaker2: der wird enttäuscht werden.

Speaker2: Also die EU und die Aufsichtsbehörden, die finden sich natürlich aktuell in

Speaker2: einer sehr schwierigen Lage.

Speaker2: Sie müssen ihre ESG-Ziele halt in einem immer rauer werdenden politischen Klima

Speaker2: mit auch sehr viel Gegenwind umsetzen und müssen daher einfach auch Zugeständnisse

Speaker2: machen. Aber deshalb hat das Thema ja nicht, also per se nicht an Bedeutung verloren.

Speaker2: Ich habe das vorhin auch schon ein paar Mal erwähnt. Man hat in den letzten

Speaker2: Wochen auch immer wieder diese Mahnungen gehört, die Aufsicht nehme die ESG-Ziele weiter ernst.

Speaker2: Das Thema steht nach wie vor im Fokus. Und das zeigt sich auch daran,

Speaker2: dass die Themen auch grundsätzlich weiter bearbeitet werden.

Speaker2: Also es haben ja auch erst letzte Woche die ESAS, die Guidelines zur Integration

Speaker2: der ESG-Risiken ins Stress-Testing zum Beispiel veröffentlicht.

Speaker2: Und ich glaube auch ehrlicherweise, dass bei Omnibus das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.

Speaker2: Also die Position, die ich da vorhin gegenübergestellt hatte,

Speaker2: jetzt auch gerade bei dieser Aufwendung des Anwendungsbereiches,

Speaker2: das ist natürlich das, was jetzt erstmal im Raum steht, auch für die finalen

Speaker2: Verhandlungen des Omnibus-Paketes.

Speaker2: Man hört aber ehrlicherweise auch zum Beispiel ganz andere Positionen,

Speaker2: die sehr hart dagegen schießen, dass dieser Anwendungsbereich so stark aufgeweicht werden soll.

Speaker2: Und das kommt jetzt nicht nur so von den üblichen Verdächtigen,

Speaker2: denen man halt eine besondere Affinität zu dem Thema ESG und Nachhaltigkeit

Speaker2: unterstellen würde, sondern interessanterweise halt auch aus der Industrie.

Speaker2: Also es gibt große Industrieunternehmen und auch große Player in der Finanzindustrie,

Speaker2: die der Meinung sind, dass das nicht der richtige Weg sein kann und dass wir

Speaker2: mit dieser extremen Aufweichung der Regulierung das Ganze untergraben und wir

Speaker2: ja eben, wie wir das vorhin noch schon ein paar Mal gesagt haben,

Speaker2: die Daten brauchen und wir uns ja auch einfach nachhaltig aufstellen müssen

Speaker2: und das Thema ja einfach nicht weggeht.

Speaker2: Also insofern bleibt auch da einfach nochmal spannend zu schauen,

Speaker2: Wo wir das am Ende wirklich bei Omnibus hinlaufen.

Speaker2: Wir sehen jetzt gerade so ein bisschen den Shift in die eine Richtung,

Speaker2: aber es kann natürlich auch genauso gut passieren, dass der Trend ein bisschen wieder zurückrollt.

Speaker2: Und ich finde grundsätzlich, wenn man sich so die weite Arbeit an der Regulatorik

Speaker2: ansieht, würde ich mir hoffen oder fände ich schön, wenn wir da einfach...

Speaker2: Etwas mehr an dem Punkt Konsistenz, Verlässlichkeit in der Regulierung weiterarbeiten würden.

Speaker2: Weil auch schon bevor die Omnibus-Pakete veröffentlicht wurden,

Speaker2: war ja ein wesentlicher Kritikpunkt, auch das hatte ich eingangs schon mal erwähnt,

Speaker2: dass diese bestehenden regulatorischen Rahmenwerke einfach nicht gut untereinander harmonieren.

Speaker2: Also dass es Inkonsistenzen zwischen CRR und CAD und der CSRD und CSDDD zum

Speaker2: Beispiel gibt oder auch der Taxonomie-Verordnung.

Speaker2: Und das wäre natürlich super, wenn man da einfach jetzt den Ball aufnehmen würde

Speaker2: und halt daran besonders weiterarbeiten würde.

Speaker2: Und auch ein wesentlicher Punkt, den ich als wichtig ansehe,

Speaker2: der auch in der Kritik steht, ist das Thema,

Speaker2: Dass ja so im letzten Jahr sehr viel auch über sogenannte Soft Law die Anforderungen

Speaker2: aus diesen ohnehin schon sehr komplexen Rahmenwerken nochmal verschärft wurden.

Speaker2: Also ein ganz prominentes Beispiel waren da zum Beispiel die FAQ der EU-Kommission

Speaker2: zur Taxonomieverordnung, wo einfach viele der Anforderungen,

Speaker2: die in diesen FAQ nochmal eigentlich ja nur erläutert oder beschrieben werden sollten,

Speaker2: ja einfach viel schärfer waren als das, was eigentlich in der Taxonomieverordnung stand.

Speaker2: Und ich hoffe, dass die Aufsicht sich diese Kritik auch nochmal mitnimmt und

Speaker2: da zukünftig stärker darauf achtet, dass das, was man im Rahmenwerk festgelegt

Speaker2: hat, die Basis ist und dass man dann in den Guidelines,

Speaker2: in den Erläuterungen wirklich den Fokus auch auf Erläuterungen setzt und da

Speaker2: nicht noch die Anforderungen verschärft.

Speaker2: Allgemein fände ich es wünschenswert, wenn wir einfach bei der weiteren Weiterentwicklung

Speaker2: mehr das Prinzip weniger, aber verlässlich sehen würden.

Speaker2: Weil ich finde gerade diese wilden Diskussionen in den letzten Wochen um Omnibus

Speaker2: oder auch um die CSRD-Umsetzung etc., das hat zu so einer massiven Verunsicherung

Speaker2: in der Branche geführt. Und das schmälert natürlich auch total die Akzeptanz.

Speaker2: Und da wäre es einfach gut, wenn die Aufsicht da nochmal einmal tief durchatmet,

Speaker2: man im Zweifel vielleicht einen Gang zurückschaltet und einfach versucht,

Speaker2: das, was man dann veröffentlicht, dass das halt wirklich für alle Player die

Speaker2: nötige Sicherheit bringt, die Themen dann auch ansprechend umzusetzen.

Speaker1: Ja, ich glaube, da hast du ganz viele wirklich spannende Themen angesprochen, Johanna.

Speaker1: Auch gerade das Thema Konsistenz und Verlässlichkeit der Regulierung.

Speaker1: Das glaube ich, wenn man spricht den Leuten aus dem Herzen, die sich intensiver

Speaker1: mit dem Thema befassen, dass das wirklich wünschenswert wäre.

Speaker1: Und ich bin auch total gespannt, wie dann das finale Ergebnis jetzt von Omnibus aussieht,

Speaker1: ob wir da die erhoffte Konsistenz und Verlässlichkeit wirklich bekommen und

Speaker1: dadurch auch das Thema vielleicht wieder mehr an Akzeptanz gewinnt und auch

Speaker1: mehr nochmal an Relevanz sozusagen.

Speaker1: Also ganz vielen, vielen lieben Dank an euch beide für das interessante Gespräch

Speaker1: und auch die spannenden Einblicke zu dem Thema.

Speaker2: Ja, danke Jan für die Gelegenheit, uns hier auszutauschen.

Speaker1: Ja, auch danke von meiner Seite, hat Spaß gemacht. Wie ihr wisst,

Speaker1: freuen wir uns immer sehr über eure Meinungen zu dem Thema, gerne per Mail oder Social Media.

Speaker1: Wenn euch die Folge heute mit uns gefallen hat, abonniert doch gerne unseren

Speaker1: Podcast, lasst eine Bewertung da.

Speaker1: Bis zum nächsten Mal bei Sound of Finance.

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