Was macht die “Rückwärts-Zinswende“ mit dem Private Banking in Deutschland?
Shownotes
In unserer heutigen Folge sprechen wir über das Thema „Private Banking“. Anlass ist eine aktuelle Studie unserer Fachkollegen, die untersucht haben, wie sich die Perspektiven für Private-Banking- Anbieter in Deutschland nach der "Wende der Zinswende" darstellen.
- Welche zentralen Erkenntnisse weist die Studie auf?
- Welche Herausforderungen ergeben sich für Private Banking-Anbieter?
- Und welche Themen sollten für Erfolg im Private Banking unbedingt angegangen werden? Über diese Fragen - und mehr - spricht Jonas Schneider mit Tobias Boshof. Beide sind Berater im zeb.
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Music:
Jonas Schneider: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Sound of Finance,
Jonas Schneider: dem Podcast von CDB, der Unternehmensberatung für Finanzdienstleister.
Jonas Schneider: In unserer heutigen Folge sprechen wir über das Thema Private Banking.
Jonas Schneider: Anlass ist eine aktuelle Studie unserer Fachkollegen, die untersucht haben,
Jonas Schneider: welche Perspektiven und Herausforderungen
Jonas Schneider: sich aktuell für Private Banking-Anbieter in Deutschland bieten.
Jonas Schneider: Was bedeutet die Rückwärtszinswende für Private Banking-Anbieter?
Jonas Schneider: Wie und warum sorgen veränderte Kundenbedürfnisse für Handlungsdruck?
Jonas Schneider: Und was bedeutet das für die Wettbewerbsdynamik?
Jonas Schneider: Und welche weiteren Herausforderungen ergeben sich durch Makroökonomie,
Jonas Schneider: Digitalisierung und Regulatorik?
Jonas Schneider: Mein Name ist Jonas Schneider, ich bin Berater im ZDB und ich spreche über diese
Jonas Schneider: und weitere Fragen heute mit Tobias Boshoff.
Jonas Schneider: Er ist ebenso wie ich Berater im ZDB und einer der Studienautoren.
Jonas Schneider: Lieber Tobias, herzlich willkommen bei unserem Podcast.
Tobias Boshof: Hallo Jonas, vielen Dank für die Einladung.
Jonas Schneider: Ja, sehr gerne doch. Und Tobias, lass uns doch gleich zum Einstieg für das bessere
Jonas Schneider: Verständnis auch der Zuhörerinnen und Zuhörer den Private Banking Markt so ein
Jonas Schneider: bisschen vordefinieren.
Jonas Schneider: Also sprich, was versteht man denn unter Private Banking, aus welchen Kundensegmenten
Jonas Schneider: besteht er und wie grenzen sich diese untereinander ab?
Tobias Boshof: Ja, gerne. Also im Grunde ist der Private Banking-Markt ja ein Teil des Privatkundenmarkts
Tobias Boshof: in Deutschland und aus diesem Grund tatsächlich eine Frage der Definition.
Tobias Boshof: Also wie definiere ich unterschiedliche Kundensegmente? Dort gibt es verschiedenste Möglichkeiten.
Tobias Boshof: Manche Institute definieren Kundensegmente auf Basis des Haushaltsnettoeinkommens,
Tobias Boshof: manche auf Basis des liquiden Vermögens und so machen wir es eben auch.
Tobias Boshof: Also wir wählen als Definitionsgröße für das Kundensegment das liquide Vermögen.
Tobias Boshof: Und dort ist es eben so, wenn wir dann über Private Banking sprechen,
Tobias Boshof: dann sprechen wir hier von Kunden mit einem liquiden Vermögen zwischen 500.000 und 3 Millionen Euro.
Tobias Boshof: Wir schauen aber auch immer sozusagen ein Stück nach oben ins Wealth Management.
Tobias Boshof: Dort sprechen wir dann von Kunden, die sozusagen ein liquides Vermögen über
Tobias Boshof: 3 Millionen Euro haben. Wir vernachlässigen aber natürlich auch nicht den Blick
Tobias Boshof: nach unten zu den sogenannten Affluent-Kunden.
Tobias Boshof: Das ist eben ein Kundensegment mit einem liquiden Vermögen zwischen 250.000 und 500.000 Euro.
Tobias Boshof: Das sind also sozusagen die Kunden, die an der Schwelle zum Private Banking
Tobias Boshof: stehen und somit die Private Banking-Kunden von morgen sind.
Tobias Boshof: Und vielleicht noch ein Aspekt zum Private Banking Markt.
Tobias Boshof: Diese Private Banking und Wealth Management Kunden machen zwar nur circa zwei
Tobias Boshof: Prozent des gesamten Privatkundenmarkts in Deutschland aus, verfügen aber über
Tobias Boshof: ein Vermögen in Höhe von circa sieben Billionen Euro.
Tobias Boshof: Und hier muss man auch sagen, hier ist die Tendenz steigend.
Tobias Boshof: Also das Segment wird wachsen und auch das Vermögen, das sich sozusagen in diesem
Tobias Boshof: Segment befindet, wird in Zukunft weiter zunehmen.
Jonas Schneider: Also sprich, ich würde für mich mitnehmen, Private Banking ist der Teil,
Jonas Schneider: den du skizziert hast, aber ihr schaut euch umfassend an, was ist noch über
Jonas Schneider: dem Private Banking-Segment quasi,
Jonas Schneider: was ist unter dem Private Banking-Segment und was du zuletzt gesagt hast,
Jonas Schneider: würde ich eigentlich sagen, ist ja wie in Deutschland bei der Vermögensverteilung
Jonas Schneider: tatsächlich auch schon, ich sag mal, durch Presse bekannt, die Reichen werden
Jonas Schneider: immer reicher so ungefähr, das heißt, das gilt eigentlich für euch hier auch
Jonas Schneider: und ihr könnt das absolut nachvollziehen.
Tobias Boshof: Genau, richtig. Ja, würde ich vollkommen zustimmen.
Jonas Schneider: Ja, interessant. Okay, jetzt ist es ja so, ich habe es eben ja schon angeteasert,
Jonas Schneider: dass ich hier einen der Studienautoren bei mir begrüßen darf.
Jonas Schneider: Das heißt, du und deine Kollegen haben ja kürzlich eine Private Banking-Studie
Jonas Schneider: für Deutschland 2024 verfasst.
Jonas Schneider: Und bezüglich dieser Studie würde es mich natürlich jetzt total interessieren,
Jonas Schneider: auf welchen Grundlagen ihr die überhaupt aufgebaut habt und auf welchen Grundlagen
Jonas Schneider: eben diese Studie basiert, die ihr verfasst habt.
Tobias Boshof: Unsere Studie setzt sich traditionell aus verschiedenen Teilen zusammen.
Tobias Boshof: Und wir haben dort zum einen Input aus unserer Research-Abteilung,
Tobias Boshof: für die ZDB ja auch sehr bekannt ist.
Tobias Boshof: Und hier setzen wir wirklich auf die Erkenntnisse eines Private Banking Wallet
Tobias Boshof: Modells, das die Kollegen entwickelt haben.
Tobias Boshof: Und was machen wir damit? Wir können damit sehr gut Ertragspotenziale im Markt modellieren.
Tobias Boshof: Wir können aber auch natürlich all das, was ich gerade angesprochen habe,
Tobias Boshof: wie groß ist eigentlich der Markt, welches Wachstum sehen wir im Markt,
Tobias Boshof: all das können wir super mit den Kollegen vom Research zusammen modellieren.
Tobias Boshof: Zum anderen analysieren wir aber auch die tatsächlichen Jahresabschlüsse von
Tobias Boshof: Private Banking Anbietern, also vor allem von traditionellen Privatbanken in
Tobias Boshof: Deutschland und schauen uns dort einfach an,
Tobias Boshof: wie ist denn so in der Vergangenheit die Ertragssituation gewesen,
Tobias Boshof: wie sieht es mit Gewinnen aus und wie ist auch die Entwicklung der Assets under Management,
Tobias Boshof: also der betreuten Kundengelder.
Tobias Boshof: Und zu guter Letzt darf natürlich auch unsere Projektexpertise nicht fehlen.
Tobias Boshof: Das heißt, wenn es darum geht, aus den gerade angesprochenen Analysen dann auch
Tobias Boshof: wirklich Handlungsempfehlungen abzuleiten,
Tobias Boshof: dann setzen wir sehr darauf, was wir auch natürlich in unseren Projekten mit
Tobias Boshof: Private Banking Anbietern entwickelt haben und reichern so unsere Studie an,
Tobias Boshof: um dann wirklich ein allumfassend rundes Bild zu bekommen.
Jonas Schneider: Das heißt, ihr habt dort entsprechend eine breite Basis, weil ihr aus verschiedenen
Jonas Schneider: Quellen so ein kleines Best-of zusammenträgt und dort dann auf Grundlage dieser
Jonas Schneider: Basis ja auch zum einen die Studie entwickeln könnt,
Jonas Schneider: aber auch dann entsprechend der breiten Basis ja auch ein umfassendes Bild entwickeln könnt.
Jonas Schneider: Und jetzt haben wir über diese Basis gesprochen und jetzt wäre natürlich der
Jonas Schneider: nächste Schritt, was uns hier interessieren würde.
Jonas Schneider: Was sind denn aus deiner, aus eurer Sicht jetzt diese zentralen Erkenntnisse,
Jonas Schneider: die ihr mithilfe der Studie gewinnen konntet?
Tobias Boshof: Ich kann gerne mal so die Top-Erkenntnisse sozusagen zusammenfassen.
Tobias Boshof: Das wäre zum einen, wie wir es gerade schon angesprochen haben,
Tobias Boshof: man sieht wirklich deutlich, dass liquide Vermögen von Private Banking-Kunden wächst und wächst.
Tobias Boshof: Das bedeutet jetzt aber nicht, dass der Profitabilitätsdruck,
Tobias Boshof: der sozusagen schon seit längerem auf der Branche lastet, dass der dadurch verschwindet. Warum?
Tobias Boshof: Das liegt ganz einfach daran, dass diese hervorragenden Gewinn- und Ertragsmargen,
Tobias Boshof: die wir vor allem auch in den letzten ein, zwei Jahren sehen,
Tobias Boshof: dass die vor allem zinsgetrieben waren.
Tobias Boshof: Das heißt, durch die Zinssituation am Markt fallen die Ergebnisse sehr,
Tobias Boshof: sehr positiv aus, obwohl wir ganz eindeutig sehen, wenn wir aufs Provisionsergebnis
Tobias Boshof: zum Beispiel schauen, dann ist das in unseren untersuchten Banken tatsächlich eher rückläufig.
Jonas Schneider: Okay.
Tobias Boshof: Das bedeutet dann natürlich auch, dass sozusagen die Suche nach nachhaltigen,
Tobias Boshof: zinsunabhängigen Ertragsquellen wie dem Erschließen neuer Kundensegmenten oder
Tobias Boshof: der Verbesserung des Provisionsergebnisses,
Tobias Boshof: dass das einfach wieder Fahrt aufnehmen muss bei den untersuchten Banken und
Tobias Boshof: natürlich auch im gesamten Markt.
Tobias Boshof: Und wenn wir da noch einen Blick auf die Kunden werfen, dann merken wir ganz
Tobias Boshof: eindeutig, wir haben aktuell wieder so eine Phase, in der sich die Kundenbedürfnisse
Tobias Boshof: wirklich sehr stark wandeln, was unter anderem auch daran liegt,
Tobias Boshof: dass wir jetzt wieder vor so einem Generationenwechsel stehen.
Tobias Boshof: Das heißt, in Zukunft wird sehr, sehr viel Vermögen von einer auf die nächste
Tobias Boshof: Generation übergeben werden.
Tobias Boshof: Und vielleicht noch ein letzter Punkt mit Blick auf die Wettbewerber, die Anbieter im Markt.
Tobias Boshof: Dort sehen wir ganz eindeutig, dass die Wettbewerbsdynamik in letzter Zeit wieder zunimmt.
Tobias Boshof: Was dann dazu führt, dass zum einen diese klassischen, traditionellen deutschen
Tobias Boshof: Privatbanken tatsächlich eher aus dem Markt verschwinden, Marktanteile verlieren.
Tobias Boshof: Auf der anderen Seite aber Regionalbanken, die ja in der Vergangenheit eher
Tobias Boshof: immer so ein bisschen unter dem Radar im Private Banking geflogen sind,
Tobias Boshof: die man gar nicht so auf dem Schirm hatte, dass die sich ja auch um Private
Tobias Boshof: Banking Kunden kümmern.
Tobias Boshof: Die punkten aktuell mit sehr starken Initiativen.
Tobias Boshof: Also seien es Sparkassen, aber auch Volks- und Raiffeisenbanken investieren
Tobias Boshof: wirklich aktuell sehr, sehr stark in diesen Markt und das zeigt sich dann natürlich
Tobias Boshof: auch in den Marktanteilen.
Tobias Boshof: Ähnlich ist es bei den ausländischen Privatbanken, die aktuell wieder sehr stark
Tobias Boshof: den deutschen Private Banking Markt ins Visier genommen haben und wir haben
Tobias Boshof: hier auch eben wieder vermehrt Markteintritte, können wir eben vermehrt beobachten.
Jonas Schneider: Okay, interessant. Also sprich ja doch eine breite Palette von Erkenntnissen,
Jonas Schneider: die ihr gewinnen konntet.
Jonas Schneider: Also ich würde einmal nochmal zusammenfassen. Zum einen dieser Profitabilitätsdruck,
Jonas Schneider: der nicht nachlässt, wie du schön gesagt hast.
Jonas Schneider: Also dort ist auf jeden Fall Handeln erforderlich. in Hand und Hand eigentlich
Jonas Schneider: mit dem Thema nachhaltige zinsunabhängige Erträge, die generiert werden müssen,
Jonas Schneider: um dort profitabel wirtschaften zu können.
Jonas Schneider: Dann das Thema Kundenbedürfnisse, die sich einfach wandeln aufgrund der von
Jonas Schneider: dir skizzierten Inhalte und zu guter Letzt dann aber auch die Wettbewerbsdynamik,
Jonas Schneider: die dort hoch ist und hoch bleibt und auch hoch bleiben wird, sagen wir mal so.
Jonas Schneider: Jetzt stellt sich natürlich für einen Private Banking Anbieter so im nächsten
Jonas Schneider: Schritt die Frage, ich habe hier eine Studie vorliegen, ich habe hier zentrale
Jonas Schneider: Erkenntnisse gewonnen.
Jonas Schneider: Was heißt das jetzt für mich als Private Banking Anbieter? Was müsste ich denn
Jonas Schneider: angehen und was sind hier so die zentralen Herausforderungen für mich?
Tobias Boshof: Also neben den Herausforderungen, die du gerade auch hier nochmal super zusammengefasst
Tobias Boshof: hast, bieten sich auch noch weitere Punkte, die man eben als Private Banking
Tobias Boshof: Anbieter gerade beachten muss, denen man sich einfach stellen muss.
Tobias Boshof: Das ist zum einen ein Punkt, den wir vermehrt sehen, die Diversifikation von
Tobias Boshof: Vermögensstrukturen. Das heißt, Vermögensstrukturen von Private Banking-Kunden
Tobias Boshof: werden immer komplexer.
Tobias Boshof: Da spielt mit rein, dass zum Beispiel Digital Assets immer attraktiver werden für Kunden.
Tobias Boshof: Da spielt aber auch rein, dass illiquide Assets auch wieder an Bedeutung gewinnen.
Tobias Boshof: Von dem her braucht es hier einfach Expertise, um diese komplexeren Vermögensstrukturen
Tobias Boshof: auch bedienen zu können. Zum anderen, ich möchte es auch mal aufgreifen,
Tobias Boshof: weil es einfach so ein wichtiges Thema ist, dieser demografische Wandel, den wir haben.
Tobias Boshof: Wir sehen hier jetzt wirklich einen Übertrag von Vermögen auf die nächste Generation.
Tobias Boshof: Und was hier auch noch ganz stark mit reinspielt, ist die Beschleunigung der
Tobias Boshof: Digitalisierung. Klar, Digitalisierung, schon oft gehört, wird immer als Herausforderung genannt.
Tobias Boshof: Wir haben jetzt hier nochmal zwei neue Aspekte.
Tobias Boshof: Zum einen haben wir ja gerade einfach eine sehr starke Weiterentwicklung in
Tobias Boshof: den Bereichen KI und natürlich auch Machine Learning. Zum anderen diese Verbindung
Tobias Boshof: mit dem Generationenwechsel.
Tobias Boshof: Die neue Generation, die dieses Vermögen aufnehmen wird, die hat natürlich auch
Tobias Boshof: ganz andere digitale Affinitäten als die vererbende Generation.
Tobias Boshof: Von dem her kann man hier durchaus sagen, dass der Generationenwechsel auch
Tobias Boshof: schon nochmal so ein Katalysator für die Digitalisierung ist und das Ganze nochmal
Tobias Boshof: anheizt. Und zu guter Letzt auch ein Dauerbrenner Regulatorik.
Tobias Boshof: Das wird uns wahrscheinlich auch die nächsten Jahre immer weiter begleiten.
Tobias Boshof: Dieser Anstieg regulatorischer Anforderungen.
Tobias Boshof: Zum Beispiel auch im Nachhaltigkeitsbereich, das stellt einfach weiterhin eine
Tobias Boshof: große Herausforderung für Private Banking Anbieter dar.
Jonas Schneider: Wie du sagst, Digitalisierung, das ist schon eine Zeit lang ein Thema,
Jonas Schneider: das wird wahrscheinlich auch nur noch ein Zeit lang Thema bleiben.
Jonas Schneider: Ich kann mir das gut vorstellen, das ist ja auch generell im Bankensegment so,
Jonas Schneider: dass wenn es nur die normale Banken-App in Anführungszeichen ist,
Jonas Schneider: die immer mehr nachgefragt wird, gerade wie du sagtest bei dem Generationenwandel
Jonas Schneider: auf jüngere Generationen, die möchten das halt alles mit einem Klick sehen und
Jonas Schneider: dort am besten auch handhaben können und nicht immer in die Filiale kommen müssen.
Jonas Schneider: Von daher kann ich es gut verstehen, dass das auch hier im Private Banking ein
Jonas Schneider: Thema ist und dann auch hier der demografische Wandel so Hand in Hand geht mit
Jonas Schneider: dem Thema Digitalisierung und dort die Herausforderung nicht unbedingt kleiner macht. Genau.
Tobias Boshof: Und wenn ich da noch ergänzen darf, was im Private Banking natürlich auch nochmal
Tobias Boshof: die Herausforderung rund um Digitalisierung verstärkt, ist einfach das Thema,
Tobias Boshof: dass im Private Banking die persönliche Beziehung zum Berater durchaus nochmal
Tobias Boshof: eine größere Bedeutung auch für die Kunden hat.
Tobias Boshof: Von dem her befinden sich Private Banking-Anbieter hier immer so im Zwiespalt,
Tobias Boshof: wie viel Digitalisierung will ich, kann ich machen und wie viel persönlichen
Tobias Boshof: Kontakt will ich eigentlich meinen Kunden noch anbieten und das gibt dem Ganzen
Tobias Boshof: dann natürlich auch nochmal so eine spezielle Note, die man beachten sollte.
Jonas Schneider: Absolut richtig, kann ich nachvollziehen den Punkt.
Jonas Schneider: Gut, dass du den auch nochmal einwirfst. Wenn so ein großes Vermögen verwaltet
Jonas Schneider: wird, willst du ja auch ein gewisses Vertrauensverhältnis mit deinem Berater
Jonas Schneider: aufbauen und das ist dann natürlich auch irgendwo auf einem anderen Niveau,
Jonas Schneider: wie bei dem Filialkunden beispielsweise und dann muss das auch in einem anderen
Jonas Schneider: Ausmaß gepflegt werden und dann ist wahrscheinlich nur die App oder nur der
Jonas Schneider: digitale Zugang nicht das Mittel der Wahl und das den entsprechenden Erfolg dann verspricht.
Jonas Schneider: Wenn wir jetzt einmal diese Erkenntnisse, diese Herausforderungen,
Jonas Schneider: die du gerade schon schön dargelegt hast, im Hinterkopf behalten und dann einfach
Jonas Schneider: auch mal einen Schritt weiter gehen und einen Blick in die Zukunft beispielsweise richten.
Jonas Schneider: Welche Themen sollten denn für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung im Private
Jonas Schneider: Banking im Fokus stehen und wie würdest du solche Themen denn charakterisieren?
Tobias Boshof: Also wir haben uns in unserer Studie auf vier zentrale Themen festgelegt.
Tobias Boshof: Das heißt natürlich nicht, dass das jetzt die einzigen Themen sind,
Tobias Boshof: mit denen sich Private Banking-Anbieter beschäftigen sollten,
Tobias Boshof: aber wir haben für uns beschlossen, auch im Hinterkopf immer die aktuelle Projektarbeit, die wir machen,
Tobias Boshof: dass das einfach vier Themen sind, die für einen Großteil der Anbieter von großer Relevanz sind.
Tobias Boshof: Das sind zum einen das Generationenmanagement, wie gerade schon angesprochen,
Tobias Boshof: die Absicherung bestehender Kundenvermögen in eben diesem jetzt anstehenden
Tobias Boshof: Übergabeprozess von Kundenvermögen.
Tobias Boshof: Wir haben dann das Thema Affluent Banking.
Tobias Boshof: Ganz am Anfang hatte ich ja die unterschiedlichen Kundensegmente angesprochen
Tobias Boshof: und wir sehen hier eben, dass dieses Segment der Affluent Kunden noch stärker
Tobias Boshof: in den Fokus auch von Private Banking Anbietern rücken sollte.
Tobias Boshof: Wir haben dann als drittes Thema das Thema Pricing,
Tobias Boshof: also wie setze ich eigentlich richtige Preise und hier fokussieren wir uns darauf,
Tobias Boshof: wie sollte ich eigentlich meine Preisstrategie in Zukunft ausgestalten,
Tobias Boshof: um weiter profitabel wirtschaften zu können.
Tobias Boshof: Und dann blicken wir aber auch noch auf die andere Seite, auf die Kostenseite
Tobias Boshof: und haben hier eben ein paar Ansätze entwickelt,
Tobias Boshof: wie Private Banking-Anbieter eigentlich ihre Kostensituation optimieren können,
Tobias Boshof: um eben auch diesem Wettbewerbsdruck in der Branche standhalten zu können.
Jonas Schneider: Jetzt hast du gerade mit deinem letzten Satz mich schon ein bisschen neugierig
Jonas Schneider: gemacht, weil du sagtest, ihr habt dort was entwickelt, wie die Private Banking
Jonas Schneider: Anbieter erfolgreich sein können und generell sagtest du,
Jonas Schneider: ihr habt euch diese vier zentralen Themen rauskristallisiert und jetzt würde
Jonas Schneider: es mich nochmal interessieren, dass wir vielleicht dort nochmal so ein bisschen
Jonas Schneider: tiefer einfach reingehen, wenn du magst.
Jonas Schneider: Denn was sollte denn bei diesen von dir genannten vier Fokusthemen beachtet
Jonas Schneider: werden, um auch das Ganze erfolgreich umzusetzen und erfolgreich gestalten zu können?
Tobias Boshof: Da würde ich direkt mal mit dem Thema Generationenmanagement starten.
Jonas Schneider: Gerne.
Tobias Boshof: Also es ist tatsächlich so, dass aktuell fast die Hälfte des Vermögens in Deutschland
Tobias Boshof: über 60-Jährige besitzen.
Tobias Boshof: Und dieses Vermögen wird eben in
Tobias Boshof: den nächsten circa 25, 26 Jahren an die Folgegeneration übergeben werden.
Tobias Boshof: Und genau hier besteht jetzt eben die Gefahr, dass im Zuge dieses Übergabeprozesses das Kundenvermögen
Tobias Boshof: Vom Institut abgezogen wird. Warum ist das so?
Tobias Boshof: Die Nachfolgegeneration lebt vielleicht inzwischen ganz woanders in Deutschland,
Tobias Boshof: hat deswegen gar keinen Bezug mehr zum Heimatinstitut.
Tobias Boshof: Möglicherweise spielen hier eben auch, wie vorhin schon angesprochen,
Tobias Boshof: Digitale Affinitäten eine Rolle.
Tobias Boshof: Man schätzt gar nicht mehr so die stationäre Beratung, setzt da eher auf digitale
Tobias Boshof: Anbieter und zieht somit das Vermögen vom Private Banking Anbieter ab.
Tobias Boshof: Und deswegen ist es eben essentiell, dass man genau in diesem Moment Strategien
Tobias Boshof: entwickelt, wie verhindere ich denn eigentlich, dass das Geld abfließt?
Tobias Boshof: Und einer der zentralsten Punkte ist hier wirklich,
Tobias Boshof: die Nachfolgegeneration abzuholen und schon zu Lebzeiten des Vererbenden dann
Tobias Boshof: eben auch beide Seiten an einen Tisch zu holen, um somit auch einfach Mehrwerte
Tobias Boshof: rüberbringen zu können.
Tobias Boshof: Warum solltest du als Erbender dein Geld hier bei mir verwalten lassen?
Tobias Boshof: Welche Mehrwerte kann ich dir bieten?
Tobias Boshof: Und das ist eben einer der wichtigsten Punkte und eine Herausforderung dabei
Tobias Boshof: stellt sicherlich dar, dass das Thema Vererben, Tod, da spricht man ja nicht
Tobias Boshof: so gerne drüber. Das ist einfach so.
Tobias Boshof: Man muss aber auch sagen, in den Endkundeninterviews, die wir teilweise ja führen,
Tobias Boshof: merkt man schon, die Kunden sind dankbar darüber.
Tobias Boshof: Wenn der Berater dieses Thema mit Fingerspitzengefühl anspricht,
Tobias Boshof: dann blocken die nicht ab, sondern sind eigentlich froh, dass das Thema jemand
Tobias Boshof: auf dem Schirm hat und auch einfach mal zur Sprache bringt, weil irgendwann
Tobias Boshof: muss man sich damit beschäftigen.
Tobias Boshof: Und hier ist es dann eben, wie so oft im Leben, lieber zu früh als zu spät dann.
Jonas Schneider: Ja, ich glaube, wenn ich da kurz einhaken darf, das ist auch so was,
Jonas Schneider: was den Kunden eher positiv vielleicht auffällt, weil da kümmert sich jemand
Jonas Schneider: um mich, da hat jemand das Big Picture, sagen wir mal,
Jonas Schneider: im Blick und es hilft vielleicht auch in der familiär-internen Kommunikation,
Jonas Schneider: weil vielleicht der Erbe das nicht unbedingt ansprechen will,
Jonas Schneider: weil es dann so rüberkommt, ah, ich warte jetzt nur, bis du stirbst und ich
Jonas Schneider: endlich dein Geld bekomme.
Jonas Schneider: Also ist vielleicht auch aus der Sicht des Erben dann positiv zu sehen.
Tobias Boshof: Ja, durchaus, durchaus. Dann würde ich als zweites jetzt mal auf das Thema Affluent
Tobias Boshof: Banking zu sprechen kommen.
Tobias Boshof: Ist mir einfach selbst auch eine Herzensangelegenheit, ich halte das für ein
Tobias Boshof: sehr, sehr wichtiges Thema, sich eben mit den Affluent-Kunden zu beschäftigen.
Tobias Boshof: Grund dafür ist, wenn wir uns anschauen, wie ist eigentlich so der Wettbewerb
Tobias Boshof: strukturiert im Private Banking Markt, dann sehen wir,
Tobias Boshof: dass der Wettbewerbsdruck oder die Wettbewerbsdichte, viel besser gesagt,
Tobias Boshof: im Bereich der Kunden mit einem liquiden Vermögen zwischen einer Million und
Tobias Boshof: zehn Millionen Euro am stärksten ist. Hier tummeln sich die meisten Anbieter.
Tobias Boshof: Ausländische Privatbanken, die
Tobias Boshof: neu in den Markt eintreten, befinden sich meistens auch in diesem Segment.
Tobias Boshof: Wo wir aber wirklich eine wesentlich geringere Wettbewerbsdichte sehen,
Tobias Boshof: ist eben genau dieses Affluent-Segment.
Tobias Boshof: Die Kunden mit einem Vermögen zwischen 250.000 und 500.000 Euro.
Tobias Boshof: Und aus diesem Grund haben wir eben genau hier gerade die Möglichkeit,
Tobias Boshof: Markteinteile zu gewinnen und dann eben auch die Chance, diese jetzt noch Affluent-Kunden
Tobias Boshof: durch eine kluge Strategie weiterzuentwickeln und sie irgendwann zu klassischen
Tobias Boshof: Private-Banking-Kunden zu machen.
Tobias Boshof: Die Herausforderung hierbei, und das ist eben auch der Grund,
Tobias Boshof: warum wir jetzt dieses Thema ansprechen, ist, dass Affluent-Kunden in der Vergangenheit
Tobias Boshof: sehr oft wie Retail-Kunden behandelt wurden.
Tobias Boshof: Es wurde also gar nicht darauf Rücksicht genommen, dass diese Kunden ja direkt
Tobias Boshof: an der Schwelle zum Private Banking stehen und somit durchaus auch ganz andere
Tobias Boshof: Kundenbedürfnisse haben als klassische Retail-Kunden.
Tobias Boshof: Und das ist eben einer der Punkte, der sich in Zukunft ändern muss.
Tobias Boshof: Hier müssen eben durch die Private Banking Anbieter kluge Strategien gefunden
Tobias Boshof: werden und das ist gar nicht so einfach,
Tobias Boshof: denn wenn ich, ja, weil wir haben uns das auch mal angeschaut,
Tobias Boshof: weil wir uns gefragt haben, wer ist denn eigentlich so ein typischer Affluent-Kunde?
Tobias Boshof: Und haben dabei festgestellt, hier ist die Variation an Kundentypen,
Tobias Boshof: an Kundencharakteren unglaublich groß.
Tobias Boshof: Wir haben nämlich auf der einen Seite relativ junge Kunden, sogenannte Henrys,
Tobias Boshof: also High Earning, Not Rich Yet.
Tobias Boshof: Das können zum Beispiel Akademiker sein, die am Anfang ihres Berufslebens stehen,
Tobias Boshof: aber schon relativ gut verdienen. Die treiben natürlich Themen um wie Familiengründung, Hausbau.
Tobias Boshof: Auf der anderen Seite haben wir aber in diesem Segment auch Kunden,
Tobias Boshof: die sich schon kurz vor der Rente oder im Rentenalter befinden.
Tobias Boshof: Wo dann eben ganz andere Themen eine Rolle spielen, wie die Sanierung eines
Tobias Boshof: Hauses oder gerade angesprochen, wie gebe ich eigentlich mein Vermögen an die
Tobias Boshof: Nachfolgegeneration weiter.
Tobias Boshof: Also du siehst, die Spreizung von Kundenbedarfen ist in diesem Affluent-Segment sehr, sehr groß.
Tobias Boshof: Das stellt natürlich eine Herausforderung dar, bietet aber natürlich auch die
Tobias Boshof: Chance für Private Banking Anbieter, dass man einfach sehr viele Lebensereignisse
Tobias Boshof: bei diesen Kunden hat, die man mit begleiten kann,
Tobias Boshof: die Anspracheanlässe bieten und die eben die Chance bieten, sich so zu platzieren,
Tobias Boshof: dass diese Kunden dann auch letztendlich mal zu Private Banking Kunden entwickelt werden können.
Jonas Schneider: Also als du sagtest, es ist ein Herzensthema von dir, war ich tatsächlich mal
Jonas Schneider: gespannt, was kommt denn jetzt wirklich da raus.
Jonas Schneider: Ich muss sagen, ich kann es jetzt wirklich ein Stück weit nachvollziehen schon
Jonas Schneider: nach deiner Antwort, weil ich glaube, es ist wirklich ein total interessantes
Jonas Schneider: Segment aus vielerlei Hinsicht. Wie du sagtest, die stehen so an der Schwelle
Jonas Schneider: zu den Private Banking Kunden.
Jonas Schneider: Auf der anderen Seite grenzen sie sich aber auch gegenüber Retail-Kunden ab.
Jonas Schneider: Das heißt, du hast dort schon, ich sag mal, auf der quantitativen Unterscheidung,
Jonas Schneider: wenn wir es so nennen wollen, schon eine Trennung oder ein klares Kundensegment hier.
Jonas Schneider: Auf der anderen Seite, gerade so was du zum Schluss gesagt hast,
Jonas Schneider: sind sie innerhalb dieses Kundensegments quantitativer Abgrenzungen so divers
Jonas Schneider: ja eigentlich, dass du nicht mit einer Lösung da ankommen kannst und sagst,
Jonas Schneider: die Kunden kann ich jetzt genau so betreuen.
Jonas Schneider: Sondern gerade der Unterschied, den du gesagt hast zwischen diesen jungen,
Jonas Schneider: gut verdienenden Kunden, die in dieses Private Banking Segment möglicherweise
Jonas Schneider: noch hereinwachsen werden im Laufe ihres Lebens,
Jonas Schneider: aber auch so die, die schon in der Rente sind und die halt eben ihr Vermögen
Jonas Schneider: irgendwie schützen oder auch vererben wollen, das sind ja doch komplett andere
Jonas Schneider: Personen und Menschen hinten dran.
Jonas Schneider: Und dort dann wirklich über das Kundensegment einen guten Antritt zu finden,
Jonas Schneider: ich glaube, das ist schon definitiv eine Herausforderung.
Tobias Boshof: Das ist definitiv eine Herausforderung und aus meiner Sicht einfach super spannend,
Tobias Boshof: sich damit zu beschäftigen.
Jonas Schneider: Ja, also wirkt auf mich auch absolut spannend, kann ich verstehen,
Jonas Schneider: warum du dich damit gern beschäftigst.
Tobias Boshof: Dann würde ich gerne noch die letzten beiden Themen ansprechen.
Tobias Boshof: Das ist zum einen das Thema Pricing. Und hier ist es tatsächlich so,
Tobias Boshof: dass die Preisgestaltung im Private Banking für viele Kunden,
Tobias Boshof: teilweise aber auch für die Private Banking-Anbieter selbst,
Tobias Boshof: relativ undurchsichtig ist.
Tobias Boshof: Das liegt auch daran, dass für Kunden, die sehr große Volumen haben,
Tobias Boshof: oftmals teilweise horrende Sonderkonditionen vereinbart werden,
Tobias Boshof: was dann natürlich auch dazu führt, dass die Bank oftmals gar nicht für die
Tobias Boshof: Dienstleistung, die sie erbringt, angemessen entlohnt wird.
Tobias Boshof: Und wenn wir uns jetzt nochmal zurückerinnern, ich meinte ja vorhin,
Tobias Boshof: Kundenbedürfnisse wandeln sich, Anforderungen steigen.
Tobias Boshof: Wenn wir uns dann daran zurückerinnern, was ich vorhin gesagt hatte,
Tobias Boshof: Kundenbedürfnisse wandeln sich, Anforderungen steigen,
Tobias Boshof: dann hat das natürlich zur Folge, dass ich als Private Banking Anbieter immer
Tobias Boshof: mehr in die Kundenbeziehung investiere, um diese steigenden Anforderungen zu erfüllen.
Tobias Boshof: Auf der anderen Seite habe ich aber Angst, meine Preise anzupassen,
Tobias Boshof: weil ich Angst habe, den Kunden zu verlieren.
Tobias Boshof: Somit lasse ich die Preise lieber so, wie sie sind und werde deswegen nie entsprechend
Tobias Boshof: entlohnt werden für diese Anstrengungen, die ich unternehme.
Tobias Boshof: Und du siehst, das kann so in Zukunft nicht weitergehen.
Tobias Boshof: Also die Situation muss sich irgendwie ändern. Von dem her ist es unglaublich
Tobias Boshof: wichtig, dass Private Banking-Anbieter jetzt unterschiedliche Hebel nutzen,
Tobias Boshof: um sozusagen ihre Preisstrategien auch zukunftssicher auszurichten.
Tobias Boshof: Und das kann zum Beispiel sein, dass man sich mit performanceabhängigen Preismodellen beschäftigt.
Tobias Boshof: Dort gibt es schon erste Ansätze, die aber auf jeden Fall intensiviert werden können.
Tobias Boshof: Unterstützt kann das Ganze werden durch digitale Pricing-Tools,
Tobias Boshof: die natürlich schon mal eine relativ große Transparenz schaffen können und mich
Tobias Boshof: dann eben auch automatisiert dabei
Tobias Boshof: unterstützen können, wie setze ich denn jetzt am besten meine Preise.
Tobias Boshof: Der verstärkte Fokus auf Vermögensverwaltungsmandate kann auch eben dabei helfen,
Tobias Boshof: Transparentere Preise und eben dann auch höhere Preise durchzusetzen.
Tobias Boshof: Und zu guter Letzt sollte man auch dieses Thema Sonderkonditionen sich nochmal anschauen.
Tobias Boshof: Also es wird aus unserer Sicht für die Zukunft nicht die Lösung sein,
Tobias Boshof: einmal Sonderkonditionen zu vergeben und die bleiben dann so,
Tobias Boshof: sondern hier ist eben auch so ein aktives Management einfach notwendig für die Zukunft.
Jonas Schneider: Ja, und ich glaube gerade so beim Thema Sonderkondition, wie du schon sagtest,
Jonas Schneider: eine einmal gewährte Sonderkondition jetzt bis in aller Ewigkeit vorzuschreiben,
Jonas Schneider: sollte vielleicht auch nicht so der weißer letzter Schluss sein.
Jonas Schneider: Nur ich glaube, da ist halt auch ein bestimmtes Fingerspitzengefühl einfach
Jonas Schneider: vonnöten, dem Kunden zu sagen, ja, pass mal auf, die hattest du.
Jonas Schneider: Jetzt müssen wir mal schauen, wie wir das neu strukturieren,
Jonas Schneider: weil das könnte ja auch auf ein gewisses Missfallen stoßen, um es mal so zu formulieren.
Tobias Boshof: Ja, definitiv.
Jonas Schneider: Ja, ich würde sagen, bei dem generellen Thema Pricing ist wahrscheinlich das,
Jonas Schneider: was übereinsteht, so das Thema Preis-Leistungsverhältnis.
Jonas Schneider: Das hast du ja irgendwie überall und das ist ein Thema, wo du dann auch wahrscheinlich
Jonas Schneider: als Private Banking-Anbieter einfach sagen musst, ich biete einen gewissen Service,
Jonas Schneider: der hat auch ein gewisses Niveau und deswegen hat er halt auch einfach einen gewissen Preis.
Jonas Schneider: Und diesen Preis dann aber zu finden, zu kommunizieren und auch durchzusetzen,
Jonas Schneider: auch in diesem Wettbewerb, Das ist natürlich wahrscheinlich so der Kasus-Knaxus
Jonas Schneider: und das Thema, was eigentlich entscheidend ist für die Umsetzung.
Tobias Boshof: Ja, durchaus. Also da kann ich dir nur zustimmen. Das sehen wir auch in unseren Projekten gerade.
Tobias Boshof: Das sind genau diese Knackpunkte, die es einfach gilt durchzusetzen und festzuzurren.
Jonas Schneider: Ja, genau. Und dann hattest du noch das Thema Kosteneffizienz,
Jonas Schneider: wenn ich mich richtig erinnere.
Tobias Boshof: Genau. Das Thema Kosteneffizienz habe ich noch mitgebracht. Finde ich auch super
Tobias Boshof: spannend, sich eben nicht nur mal anzuschauen, wie verdiene ich eigentlich Geld,
Tobias Boshof: durch welche Leistung und welche Preise, sondern mir auch mal anzuschauen,
Tobias Boshof: was kostet mich das eigentlich und wie gehe ich als Private Banking Anbieter mit meinen Kosten um.
Tobias Boshof: Und wir haben hier eben unsere Sample-Banken mal analysiert und haben festgestellt,
Tobias Boshof: über unser gesamtes Sample hinweg sind die Kosten deutlich überproportional
Tobias Boshof: zur Entwicklung der Assets under Management gestiegen und tatsächlich auch oberhalb
Tobias Boshof: des durchschnittlichen Inflationsniveaus.
Tobias Boshof: Das bedeutet also, im Vergleich zu vor ein paar Jahren, die ungefähr gleiche
Tobias Boshof: AOM-Basis muss sich deutlich teurer bewirtschaften.
Tobias Boshof: Und wir haben aber auch festgestellt, anders als in früheren Jahren,
Tobias Boshof: Liegt das tatsächlich weniger an Investitionen in Technologien,
Tobias Boshof: in Kernbanksysteme und so weiter?
Tobias Boshof: Dieser Kostenblock, der ist tatsächlich abgehakt. Also an sich sollten die Systeme
Tobias Boshof: jetzt effizienter arbeiten.
Tobias Boshof: Aktuell liegt diese Kostensteigerung vor allem an Personal sowie an Sachkosten
Tobias Boshof: und da aber auch gleichermaßen. Also man kann jetzt gar nicht sagen,
Tobias Boshof: dass eins von beiden irgendwie ausschlaggebender wäre, sondern das hält sich
Tobias Boshof: schon ungefähr die Waage.
Tobias Boshof: Man könnte natürlich jetzt ganz einfach sagen, Kosten müssen runter und dann wird alles gut.
Tobias Boshof: So einfach ist es aber leider nicht.
Jonas Schneider: Das habe ich mir gedacht.
Tobias Boshof: Ja, wir haben tatsächlich nochmal
Tobias Boshof: genauer reingeschaut in unterschiedliche Banken und mal analysiert, ja,
Tobias Boshof: wie sieht es denn da eigentlich genau aus und haben festgestellt,
Tobias Boshof: es gibt im Grunde drei unterschiedliche Gruppen, würde ich fast sagen.
Tobias Boshof: Also das sind zum einen Banken, die haben es geschafft, ihr AOM-Wachstum zu
Tobias Boshof: steigern und zwar stärker, als ihre Kosten gewachsen sind.
Tobias Boshof: Das ist zum Beispiel dadurch zu begründen, dass es zu Fusionen kam und diese
Tobias Boshof: Anbieter es tatsächlich geschafft haben, diese immer erhofften Synergiepotenziale
Tobias Boshof: auch wirklich zu realisieren.
Tobias Boshof: Hier stellt sich jetzt gar nicht die Frage, wie kriege ich diese Kosten unbedingt
Tobias Boshof: runter, sondern vielmehr müsste man sich hier fragen, wie schaffe ich es eigentlich
Tobias Boshof: zukünftig weiter zu wachsen?
Tobias Boshof: Und mein Kostenwachstum auch
Tobias Boshof: ungefähr in diesen Bahnen, wie es jetzt gerade ist, einfach zu halten.
Tobias Boshof: Anders sieht es aus bei der Gruppe von Banken, die ein ungefähr gleich ausgeprägtes
Tobias Boshof: Kosten- und AOM-Wachstum haben.
Tobias Boshof: Dort geht es jetzt auch nicht darum, auf Teufel komm raus die Kosten zu senken,
Tobias Boshof: sondern hier sollte man sich eher mit der Frage beschäftigen,
Tobias Boshof: wie schaffe ich es eigentlich effizienter zu werden?
Tobias Boshof: Wie schaffe ich es, skalierungsfähiger zu werden, statt ein reines Kostenreduktionsprogramm zu fahren?
Jonas Schneider: Ja, verstanden.
Tobias Boshof: Und zu guter Letzt schauen wir nochmal auf die dritte Gruppe.
Tobias Boshof: Das sind dann tatsächlich die Banken, wo wir am meisten Handlungsbedarf haben.
Tobias Boshof: Das sind nämlich die, bei denen die Kosten deutlich stärker angestiegen sind
Tobias Boshof: als die Assets under Management.
Tobias Boshof: Und wir haben auch festgestellt, das sind meist kleinere Häuser und die haben
Tobias Boshof: typischerweise eben einfach ein Komplexitätsproblem.
Tobias Boshof: Das heißt, oftmals zu viele Geschäftsfelder, zu kleinteilig organisiert und
Tobias Boshof: das treibt dann natürlich einfach die Kosten.
Tobias Boshof: Von dem her geht es dann hier schon darum, das ganze Geschäftsmodell nochmal
Tobias Boshof: auf den Prüfstand zu stellen und sich anzuschauen, an welchen Stellschrauben
Tobias Boshof: kann ich denn wirklich drehen,
Tobias Boshof: um sozusagen die Entwicklung rumzureißen und zu sagen, meine AOM wachsen wieder
Tobias Boshof: stärker als meine Kosten.
Tobias Boshof: Also du siehst, Kostenthema wichtig, aber gar nicht so leicht zu beantworten,
Tobias Boshof: da sich einfach am Markt ganz unterschiedliche Situationen darstellen.
Jonas Schneider: Ja, gerade der letzte Satz, du sagst es eigentlich, dass das Thema Kosten,
Jonas Schneider: Kosten senken, ja, das will ja irgendwie auch jeder, egal wie hoch oder niedrig die Kosten sind.
Jonas Schneider: Aber es ist natürlich auch die Frage, wie ist der aktuelle Status?
Jonas Schneider: Das hast du ja ganz schön beschrieben mit der Eingliederung in diese drei Gruppen.
Jonas Schneider: Und zum anderen, was muss ich denn auch dafür bewirken? Die Kosten,
Jonas Schneider: die senken sich ja nicht irgendwie einfach so und über Nacht,
Jonas Schneider: sondern du musst ja auch dort entsprechend Arbeit reinstecken und dann ist es
Jonas Schneider: schon nachvollziehbar,
Jonas Schneider: je kritischer eigentlich das Thema ist und je nach der Einteilung in die von
Jonas Schneider: dir aufgezeigten Gruppen, ist es dann entsprechend mit einer Brisanz verbunden
Jonas Schneider: oder auch mit einem, ich sag mal, nice to have, wenn es auch noch passiert.
Jonas Schneider: Ja, Tobias, dann danke ich dir nochmal für diesen Deep Dive in die ursprünglich
Jonas Schneider: aufgezeigten Fokusthemen.
Jonas Schneider: Ich glaube, also für mich hat es auf jeden Fall das Ganze nochmal ein bisschen
Jonas Schneider: greifbar gemacht und auch nochmal aufgezeigt, was so hinten dran steckt und
Jonas Schneider: dass diese Fokusthemen als Fokusthemen sind aus gutem Grund und weil sie halt
Jonas Schneider: eben nicht so einfach und schnell zu beantworten sind.
Jonas Schneider: Von daher hat es mir auf jeden Fall nochmal geholfen, dass du da tiefer eingestiegen
Jonas Schneider: bist. Vielen Dank dafür.
Tobias Boshof: Gerne.
Jonas Schneider: Dann würde ich auch schon sagen, Tobias, wir sind quasi so ein bisschen am Ende angekommen.
Jonas Schneider: Ich danke dir herzlich für das interessante Gespräch und die vielen und auch
Jonas Schneider: spannenden Einblicke in das Thema, wo ich auf jeden Fall was lernen durfte und
Jonas Schneider: was für mich mitnehmen durfte.
Jonas Schneider: Ich hoffe, den Zuhörerinnen und Zuhörern geht es genauso.
Tobias Boshof: Danke, dass ich bei dir sein durfte.
Jonas Schneider: Ja, sehr gerne. Hat mich sehr gefreut. Wenn ich jetzt an der Stelle nochmal
Jonas Schneider: einmal die zentralen Erkenntnisse des Gesprächs mit Tobias zusammenfassen darf,
Jonas Schneider: ist es so, dass das liquide Vermögen von Private Banking Kunden stetig weiter wächst.
Jonas Schneider: Durch die angesprochenen neuen Kundenbedürfnisse entsteht insbesondere auch
Jonas Schneider: für traditionelle Anbieter durch eine hohe Wettbewerbsdynamik ein gewisser Zugzwang.
Jonas Schneider: Da die Gewinn- und Ertragsmargen der letzten zwei Jahre vor allem zinsgetrieben
Jonas Schneider: waren, lässt der Profitabilitätsdruck in der Branche allerdings nicht nach.
Jonas Schneider: Deshalb müssen zinsunabhängige Erträge, etwa Einnahmen durch höhere Gebühren
Jonas Schneider: oder das Erschließen neuer Kundengruppen, gewonnen werden.
Jonas Schneider: Insbesondere eine passgenau bedarfsgerechte Kundenansprache soll helfen,
Jonas Schneider: Verdiebstpotenziale bei hochvermögenden Kunden zu heben.
Jonas Schneider: Neben diesen Herausforderungen stellen insbesondere die Themen Makroökonomie,
Jonas Schneider: demografischer und gesellschaftlicher Wandel, Digitalisierung und Regulatoren
Jonas Schneider: Herausforderungen dar.
Jonas Schneider: Aus den genannten Gründen sollten deshalb insbesondere die eben von Tobias genannten
Jonas Schneider: und auch nochmal tiefer ausgeführten Themen Generationenmanagement, Affluent Banking,
Jonas Schneider: Pricing und Private Banking sowie auch die Kosteneffizienz für eine erfolgreiche
Jonas Schneider: Geschäftsentwicklung angegangen werden.
Jonas Schneider: Wie ihr wisst, freuen wir uns immer sehr über eure Meinung zu dem Thema,
Jonas Schneider: zum Beispiel per Mail oder Social Media. Wenn euch die Folge gefallen hat,
Jonas Schneider: abonniert gerne den Podcast, lasst eine Bewertung da und empfehlt ihn gerne in eurem Umfeld weiter.
Jonas Schneider: Vielen Dank und bis zum nächsten Mal bei Sound of Finance.
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