Personalstrategie: ein Erfolgsfaktor bei Fusionen

Shownotes

In dieser Episode unseres zeb-Podcasts "Sound of Finance" wird die Personalstrategie in Fusionen, insbesondere im genossenschaftlichen und öffentlich-rechtlichen Sektor der Finanzdienstleistungsbranche, thematisiert. Angesichts des Rückgangs der Genossenschaftsbanken und des drohenden Fachkräftemangels wird deutlich, dass Fusionen notwendig werden, um Synergien zu schaffen. Bis 2030 wird ein Drittel der Arbeitskräfte in diesem Sektor in den Ruhestand gehen, was die Dringlichkeit solcher Maßnahmen erhöht. Unsere Experten Laura Klempau und Dr. Jörk Jarick diskutieren mit unserem Kollegen Dr. Martin Wolfslast die Herausforderungen, die Unternehmen bei Fusionen begegnen, und betonen die Notwendigkeit einer durchdachten Personalstrategie. Sie weisen darauf hin, dass Fusionen nicht nur kurzfristige Lösungen sein sollten, sondern auch Möglichkeiten bieten, die Unternehmenskultur zu überdenken. Transparente Kommunikation ist entscheidend, um Unsicherheiten abzubauen und Vertrauen zu schaffen. Zudem werden Kennzahlen wie "Time to Hire" und kulturelle Indikatoren zur Erfolgsmessung von HR-Strategien nach Fusionen angesprochen. Abschließend wird die Bedeutung eines partizipativen Prozesses bei der Personalplanung hervorgehoben, um die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu integrieren und deren Akzeptanz für die Veränderungen zu fördern. Die Episode bietet wertvolle Einblicke und praktische Ansätze für Führungskräfte in der Finanzbranche, die sich auf Fusionen vorbereiten möchten. podcasts@zeb.de https://zeb-consulting.com/de-DE/podcasts https://zeb-consulting.com/de-DE/genossenschaftsbanken/fusionen https://www.linkedin.com/in/laura-klempau-7a659b169/ https://www.linkedin.com/in/joerk-jarick/ https://www.linkedin.com/in/dr-martin-wolfslast-680ba618a

Transkript anzeigen

00:00:00: Music.

00:00:06: Hallo und herzlich willkommen zum ZEB-Podcast Sound of Finance.

00:00:10: In der heutigen Episode beschäftigen wir uns mit dem Thema Personalstrategie in Fusionen.

00:00:15: Die Entwicklung der Fusionen im genossenschaftlichen und öffentlich-rechtlichen

00:00:18: Sektor ist beeindruckend.

00:00:20: Von einst über 7.000 Genossenschaftsbanken im Jahr 1970 sind heute nur noch rund 700 übrig.

00:00:26: Das sind nur noch 10%. Bei den Sparkassen hat sich die Anzahl auf weniger als

00:00:31: die Hälfte verringert, von über 830 auf knapp 350.

00:00:36: Doch was bedeutet das für die Zukunft? Der Mangel an Fachkräften zwingt viele

00:00:40: Institute dazu, ihre personellen Ressourcen durch Fusionen zu bündeln und dadurch Synergien zu schaffen.

00:00:46: Bis 2030 wird außerdem mehr als ein Drittel der Beschäftigten in der Finanzdienstleistungsbranche

00:00:51: in den Ruhestand gehen, was die Notwendigkeit für Zusammenschlüsse weiter verstärkt.

00:00:55: Doch dabei wird oft übersehen, wie wichtig eine durchdachte Personalstrategie

00:00:59: für den Erfolg dieser Prozesse ist.

00:01:01: Wie sehen unsere Experten die zukünftige Rolle der HR-Abteilungen in Bezug auf

00:01:05: Fusionen und Übernahmen?

00:01:07: Welche Trends zeichnen sich schon jetzt ab?

00:01:09: Mein Name ist Martin Wolfslast und über diese Fragen spreche ich heute mit Laura Klempau und Jörg Jarek.

00:01:15: Laura ist Senior Consultant im ZEB und bringt Expertise insbesondere in den

00:01:19: Themen Performance Management, der Entwicklung von Vergütungsmodellen und der

00:01:23: Arbeitgeberattraktivität mit.

00:01:25: Jörg ist Senior Manager und unterstützt Unternehmen dabei, ihre Personalressourcen

00:01:29: optimal zu nutzen und zukunftssichere Strategien zu entwickeln.

00:01:32: Hallo ihr beiden. Hallo Martin. Hallo.

00:01:36: Ja, dann erläutert doch bitte zum Einstieg erstmal, worin sich dieser Fachkräftemangel,

00:01:39: den ich in der Einleitung erwähnt habe, konkret äußert und warum das jetzt für

00:01:43: Unternehmen der Finanzdienstleistungsbranche, also beispielsweise Banken oder

00:01:46: Versicherungen, überhaupt ein Problem ist.

00:01:49: Das ist ja mittlerweile irgendwie ein Thema, was uns alle betrifft,

00:01:53: denn der Fachkräftemangel insbesondere, jetzt reden wir ja über die Finanzdienstleistungsbranche,

00:01:59: ist ja mittlerweile nicht mehr nur ein lästiges Problem,

00:02:03: sondern er ist halt einfach mittlerweile wirklich ein richtiges Alarmsignal.

00:02:07: Und wir sehen es einfach überall.

00:02:11: Unternehmen in der Finanzdienstleistungsbranche kämpfen darum,

00:02:14: offene Stellen zu besetzen, während gleichzeitig aber die Anforderungen an Mitarbeitende

00:02:18: immer komplexer werden.

00:02:21: Und insbesondere auch in spezialisierten Bereichen wie zum Beispiel Compliance,

00:02:26: IT oder eben qualifizierter Beratung wird das Ganze immer schwerer.

00:02:29: Und insbesondere in einer Zeit, in der technologische Entwicklung und Kundenanforderungen

00:02:33: sich einfach immer schneller ändern,

00:02:36: kann man es sich einfach nicht mehr leisten, talentierte Mitarbeitende zu verlieren,

00:02:40: nicht zu identifizieren oder eben gar nicht erst zu finden.

00:02:44: Das Ganze geht so weit, dass es nicht nur einen Mangel an Auszubildenden und

00:02:48: an Fachkräften gibt, das heißt über alle Hierarchie-Ebenen.

00:02:51: Es geht ja sogar so weit, dass Fusionen tatsächlich auch getrieben sind durch

00:02:54: den Fachkräftemangel, dass manche Banken bestimmte Spezialistenfunktionen gar

00:02:59: nicht mehr besetzen können und tatsächlich aus Personalmangel heraus tatsächlich

00:03:04: in eine Fusion rein müssen.

00:03:05: Von daher wird der Personalmangel wirklich zum Treiber auch von Fusionen.

00:03:09: Aus meiner Sicht kann man auch

00:03:11: eigentlich ganz klar sagen, wenn Finanzdienstleister jetzt einfach warten,

00:03:15: dann sind sie eigentlich auf dem besten Weg ins Abseits, weil es ist wirklich

00:03:18: höchste Zeit, da radikal umzudenken, sowohl im Hinblick auf die Personalarbeit,

00:03:24: aber natürlich auch im Hinblick auf die Unternehmenskultur selbst.

00:03:28: Okay, das heißt, wir haben immer komplexere Anforderungen, die sich darüber

00:03:31: hinaus auch noch immer schneller ändern.

00:03:32: Und eigentlich eine der möglichen Reaktionen darauf von Unternehmen sind Fusionen oder Übernahmen.

00:03:38: Was sind denn jetzt konkrete Herausforderungen im Hinblick auf die Personalstrategie,

00:03:42: wenn sich jetzt zwei Unternehmen, beispielsweise zwei Banken,

00:03:45: dazu entschließen oder dazu getrieben werden, zu fusionieren?

00:03:49: Zum einen ist es so, aus einer personalwirtschaftlichen Perspektive ist das

00:03:53: nur ein kurzfristiges Pflaster, dass ich plötzlich mehr Ressourcen zur Verfügung

00:03:56: habe in einem fusionierten Haus.

00:03:59: Das heißt, die Herausforderung auch in einer Fusion ist, dass ich diese Fusion

00:04:02: als Chance nutzen muss, mich auch in der personalwirtschaftlich auf die neue

00:04:06: Situation einzustellen.

00:04:07: Ich gewinne im Grunde genommen erstmal Zeit, habe aber trotzdem natürlich einen

00:04:11: Handlungsbedarf, tatsächlich meine

00:04:12: Personalwirtschaft und damit auch meine Personalstrategie anzupassen.

00:04:16: Das heißt, die Herausforderung ist aus meiner Sicht zweifach.

00:04:19: Durch eine Fusion ergibt sich sowieso eine neue Geschäftsstrategie für das große

00:04:23: fusionierte Haus und eine Personalstrategie muss ich immer ableiten aus der

00:04:26: Geschäftsstrategie. Das heißt, ich muss sowieso überprüfen, was diese neue Geschäftsstrategie

00:04:31: bedeutet in der personalwirtschaftlichen Umsetzung.

00:04:33: Und das ist das Nächste. Es ist auch wichtig, dass eine Personalstrategie einen

00:04:37: Rückkanal in die Geschäftsstrategie hat.

00:04:38: Ich muss mir dann natürlich überlegen, wie kann ich auch die Zukunftsfähigkeit

00:04:42: des Hauses mit Hinblick auf die Personalausstattung tatsächlich sicherstellen.

00:04:46: Das heißt, ich habe im Grunde genommen zwei Trigger aus einer Fusion raus,

00:04:49: eine Personalstrategie anzupassen.

00:04:51: Erstens als Folge auf die angepasste Geschäftsstrategie und zweitens,

00:04:55: um die Zeit, die ich gewonnen habe, diesen Fachkräftemangel zu begegnen,

00:04:59: auch tatsächlich aktiv zu nutzen und Maßnahmen einzuleiten.

00:05:02: Also man kauft sich im Prinzip ein bisschen Zeit, muss aber dann dennoch eben

00:05:06: seine Strategie insgesamt anpassen.

00:05:09: Personal oder HR, Human Resources, lässt sich ja im Großen und Ganzen mehr auf

00:05:13: Daten und Strategien herunterbrechen, als man es vielleicht zuerst so denken

00:05:16: würde. Es geht ja um Menschen.

00:05:18: Aber genau im Kern ist eben die Arbeitsleistung ja immer noch stets an Menschen gebunden.

00:05:22: Deswegen frage ich mich, was sind denn jetzt typische Probleme,

00:05:24: die man im Hinblick auf die Mitarbeiter, also auf die Menschen bei einer solchen

00:05:27: Fusion lösen muss? Ich glaube, was man wirklich niemals außer Acht lassen darf,

00:05:32: ist wirklich die emotionale Komponente.

00:05:35: Mitarbeitende können sich unsicher fühlen, die haben teilweise Ängste um ihre

00:05:41: Position und eine transparente Kommunikation über die Ziele der Fusion,

00:05:47: die Rolle der Einzelnen, die helfen einfach, Ängste abzubauen und Vertrauen aufzubauen.

00:05:54: Ich finde aber nichtsdestotrotz ist es natürlich irgendwie das große Ganze.

00:05:59: Also klar sind die Emotionen total wichtig. Da sind aber dann auch so Sachen

00:06:03: noch mit dem Spiel wie Vergütung, unterschiedliche Gehälter und unterschiedliche

00:06:08: Bonusstrukturen, die können einfach schnell zu Unmut führen.

00:06:11: Und da ist es dann natürlich auch wichtig, die Vergütung im Rahmen dieser Fusion

00:06:17: fair und transparent anzupassen,

00:06:19: um einfach das Vertrauen der Mitarbeitenden zu gewinnen und sicherzustellen,

00:06:23: dass sie sich einfach gleichermaßen auch gewertschätzt fühlen.

00:06:28: Und um auf dem aufzubauen, was Laura gesagt hat, was auch noch ein Aspekt ist, den ich wichtig finde.

00:06:34: Ein fusioniertes Haus bedeutet einen Größensprung, den ich auch als Mitarbeiter

00:06:38: mache mit dem Unternehmen, in dem ich arbeite.

00:06:40: Mit diesem Größensprung geht auch ein Sprung üblicherweise in Komplexität einher,

00:06:45: ein Sprung in Verantwortung.

00:06:46: Das heißt, es gibt neue Aufgaben, eine neue Aufgabentiefe und gegebenenfalls

00:06:51: auch eine Aufgabenbreite.

00:06:52: Und es ist wichtig in der Fusion, die Mitarbeiter tatsächlich auch zu befähigen.

00:06:56: Nicht nur sie emotional mitzunehmen, dass sie Lust haben auf das neue Haus und

00:07:00: dass sie ihre Chancen sehen, sondern sie natürlich auch in die Lage versetzen,

00:07:04: dass sie ihre Aufgaben in dem neuen großen Haus tatsächlich gut bewältigen können.

00:07:08: Also ist es durchaus üblich, wenn ich jetzt Mitarbeiter in der Bank bin,

00:07:11: die fusioniert, dass sich meine Aufgabe komplett ändern wird,

00:07:14: dass ich ganz neu vielleicht angelernt werden muss für irgendwas,

00:07:17: was ich vorher gar nicht gemacht habe?

00:07:19: Das ist eher unüblich. Also es ist schon so, wenn ich jetzt im alten Haus in

00:07:23: der Marktfolge aktiv war, dann

00:07:24: werde ich vermutlich nicht im Firmenkundenvertrieb im neuen Haus landen.

00:07:28: Aber, um jetzt beim Beispielmarktfolge aktiv zu sein, es können sich natürlich

00:07:32: Risikorelevanzgrenzen verschieben.

00:07:34: Es kann natürlich irgendwie auch eine stärkere Automatisierung geben im nicht

00:07:40: risikorelevanten Geschäft, gibt einen höheren Bedarf an Votierern.

00:07:44: Das heißt, es steigen qualitative Anforderungen, sodass ich nicht komplett aus

00:07:48: meinem Bereich rauskomme, aber dass ich natürlich tatsächlich mit neuen Aufgaben,

00:07:52: mit neuer Komplexität und neuen Herausforderungen mich konfrontiert sehe.

00:07:56: Und gleichzeitig muss man natürlich auch sagen, insbesondere wenn man mal einen

00:08:01: Blick auf die Führungsebene wirft,

00:08:03: auch da gibt es den Größensprung und auch da gibt es natürlich gerade durch

00:08:08: das vergrößerte Haus mehr Abstimmungsschleifen,

00:08:12: andere Prozesse und zum einen ist es dann natürlich wichtig,

00:08:17: die richtigen Führungskräfte auszuwählen, die auch in dieser veränderten Welt richtig führen können.

00:08:22: Und zum anderen ist es dann natürlich

00:08:24: außerdem wichtig, dass man diese unterschiedlichen Ebenen abbildet.

00:08:29: Und ich glaube, da kommt gerade so ein eignungsdiagnostisches Auswahlverfahren

00:08:33: irgendwie zum Tragen, dass man Führungskräfte dabei hat,

00:08:38: die führen können, die fachlich gut sind und aber auch in der Lage sind,

00:08:43: diese Veränderung der Fusion mitzutreiben.

00:08:46: Da spricht Laura gerade ein total wichtiges Thema an, weil was wir sehen in

00:08:51: Banken ist, dass die oftmals tatsächlich quantitativ getrieben sind.

00:08:54: Die zählen ab, wie viele Sollstellen haben sie, wie viele Iststellen haben wir

00:08:57: und identifizieren eine Lücke.

00:08:59: Was dabei außer Acht gelassen wird, auch im Kampf um Fachkräfte,

00:09:03: ist die Dimension Qualität.

00:09:04: Ich brauche nicht nur eine bestimmte Anzahl von Mitarbeitern,

00:09:06: ich brauche genau die richtigen Mitarbeiter.

00:09:08: Und so wie Laura das jetzt gesagt hat, natürlich insbesondere auf der Führungsebene

00:09:12: ist es von daher von elementarer Bedeutung in dem Fusionsprozess auch richtige

00:09:17: Auswahlentscheidungen zu treffen, insbesondere bei der Besetzung von Führungspositionen.

00:09:22: Okay, das heißt, ich habe eine Menge auf dem Tisch als Bank.

00:09:24: Ich habe Ängste der Mitarbeiter, denen ich irgendwie helfen muss zu überwinden.

00:09:29: Ich habe die Kommunikation, die damit einhergeht, die ich bewerkstelligen muss.

00:09:32: Ich habe diesen Größensprung, der mit der gesteigerten Komplexität einhergeht

00:09:35: und ich habe die Schwierigkeit, dann die richtige Qualität an Mitarbeitern sicherzustellen.

00:09:39: Das klingt für mich jetzt so, als könnte das zwar sehr gut laufen,

00:09:43: könnte aber potenziell auch sehr in die Hose gehen, je nachdem,

00:09:45: wie ich mich da anstelle.

00:09:47: Deswegen meine Anschlussfrage, gibt es denn eine Möglichkeit oder welche Möglichkeiten

00:09:50: gibt es denn, den Erfolg einer solchen HR-Strategie nach Fusionen zu messen?

00:09:55: Also welche Kennzahlen sind hier vielleicht besonders relevant?

00:09:58: Die Antwort ist aus meiner Sicht zweigeteilt. Zum Ersten ist tatsächlich den

00:10:02: Erfolg der Fusion Messen und

00:10:03: der bemisst sich ganz klassisch in betriebswirtschaftlichen Kennzahlen.

00:10:07: Das heißt, die Ertragssituation des fusionierten Hauses folgt dem Planpfad,

00:10:13: der bei der Fusion aufgemacht wurde, ist das Haus tatsächlich wirtschaftlich erfolgreich.

00:10:17: Für den wirtschaftlichen Erfolg wiederum ist es natürlich ganz entscheidend,

00:10:20: dass man tatsächlich die richtigen Mitarbeiter hat und zwar in ausreichender

00:10:23: Zahl und in der richtigen Qualifikation.

00:10:25: Und von daher, da kommen jetzt die HR-Kennzahlen ins Spiel und da würde ich

00:10:29: sagen, nach einer Fusion würde ich sagen, gibt es so drei Kategorien von Kennzahlen,

00:10:34: auf die ich besonders schauen würde. Das Erste sind prozessuale Kennzahlen.

00:10:38: Ich darf in meinen personalwirtschaftlichen Prozessen nicht schlechter sein als vorher.

00:10:42: Ein Beispiel für eine Kennzahl wäre zum Beispiel sowas wie Time to Hire.

00:10:46: Wie lange dauert es, bis eine identifizierte und freigegebene Stelle tatsächlich besetzt ist?

00:10:51: Das ist eine Kennzahl, wo ich natürlich auch einen Effizienzgewinn erwarte in

00:10:54: einer Fusion und wo ich einfach auch überprüfen kann, habe ich meine Prozesse im Griff.

00:11:00: Eine zweite Kennzahl aus meiner Sicht, das ist dann schon sehr klassisch,

00:11:03: das erwarte ich eigentlich in jedem HR-Reporting, ist beispielsweise sowas wie

00:11:07: Personalkosten-Kennzahlen.

00:11:10: Das heißt, meine Personalkostenquote bezogen auf eine Ertragskennziffer,

00:11:13: um zu sehen, ob ich tatsächlich auch mit der Personalausstellung und den Personalkosten,

00:11:18: die ich produziere, wirtschaftlich haushalte und meine Ziele erfülle.

00:11:22: Und das Dritte, und das zahlt auch wieder darauf ein, was Laura gesagt hat,

00:11:25: ist, ich würde auch immer sogenannte kulturelle Kennziffern erheben.

00:11:28: Das heißt, das ist Mitarbeiterzufriedenheit, Mitarbeiterengagement.

00:11:32: Das sind Rückmeldungen in Mitarbeiterbefragungen oder wir arbeiten immer gerne

00:11:37: mit dem ENPS, dem Employer Net Promoter Score,

00:11:40: der abgewandelt ist von dem Net Promoter Score, der ja aus dem Vertrieb gut bekannt ist,

00:11:45: der auch misst die Weiterempfehlungsquote von Mitarbeitern hinsichtlich ihres

00:11:49: Arbeitgebers, die ja einfach die Bindung und das Engagement zum Haus ausdrückt.

00:11:53: Ich gehe schon mal kurz rein. Also ich glaube, die betriebswirtschaftlichen

00:11:56: Kennzahlen, da können sich die meisten was darunter vorstellen,

00:11:58: also Kosten geteilt durch Ertrag pro Mitarbeiterkapazität oder so.

00:12:02: Aber dieser Net Promoter Score, ich glaube, viele haben das Wort schon mal gehört,

00:12:05: aber was besagt das jetzt genau?

00:12:07: Oder Employee oder was war das? Employee Net Promoter Score?

00:12:10: Employee Net Promoterscore. Laura, das ist dein Thema. Ja, genau.

00:12:13: Also der misst quasi die Mitarbeiterzufriedenheit.

00:12:18: Den kann man erheben unter anderem durch Umfragen.

00:12:23: Wie man den aber natürlich auch

00:12:25: erheben kann, ist durch so regelmäßige Kurzabfragen, nenne ich es mal.

00:12:29: Da werden dann beispielsweise Sachen abgefragt wie, bist du in zwölf Monaten

00:12:35: noch im Unternehmen oder würdest du das Unternehmen weiterempfehlen?

00:12:39: Und anhand dessen berechnet sich dann einfach dieser Employee-Net-Promoter-Score.

00:12:45: Und was Arbeitgeber damit erfassen wollen, ist eigentlich, wie engagiert sind Mitarbeiter,

00:12:52: wie loyal sind sie und was man dann auch einfach mitmessen kann,

00:12:56: ist die Führungsqualität, wobei natürlich ist es auch so,

00:13:02: dass dafür irgendwie ein 360-Grad- oder 270-Grad-Feedback im Unternehmen etabliert

00:13:06: sein muss, weil ansonsten kann man Führungen einfach nicht so gut messen und

00:13:12: dann bietet sich der Net Promoter Score einfach anders.

00:13:15: Simpler abzufragen. Jetzt gleich nochmal für die Hörer, die nicht ganz so versiert sind.

00:13:19: 360 oder 270 Grad Feedback bedeutet was genau?

00:13:23: Das bedeutet Feedback von unterschiedlichen Personen zu bekommen,

00:13:28: mit denen man in seinem Arbeitsalltag agiert.

00:13:30: Wenn wir mal bei einem Mitarbeitenden bleiben, dann kann man beispielsweise

00:13:35: Kundenfeedback einholen.

00:13:37: Das muss nicht unbedingt nur der Endkunde sein. Das kann auch,

00:13:40: wenn Jörg vorhin das Beispiel der Marktfolge aktiv genannt hat,

00:13:44: kann es beispielsweise auch der Vertriebler als Kunde sein.

00:13:49: Dann ist das noch Feedback von Kollegen und von Vorgesetzten.

00:13:52: Und so bildet man einfach unterschiedliche Dimensionen ab, woraus sich dann

00:13:57: ein Gesamtbild einer Leistungsbeurteilung ergibt.

00:14:00: Das heißt, man wird aus verschiedenen Richtungen sozusagen metaphorisch bewertet,

00:14:04: deswegen 360 oder 270 Grad.

00:14:06: Die Theorie hinter diesen eher Kultur- oder personalbezogenen Kennzahlen ist

00:14:10: dann angenommen, die Kommunikation ist jetzt nicht gut gewesen und ich als Mitarbeiter

00:14:14: habe meine Ängste vielleicht in Bezug auf die Fusion oder meine Unzufriedenheit

00:14:18: mit den potenziellen Gehaltsänderungen nicht überwinden können,

00:14:20: dann wäre ich irgendwann nicht mehr motiviert und wäre nicht mehr zufrieden,

00:14:23: würde vielleicht darüber nachdenken, zu wechseln, zu kündigen und dann würde

00:14:26: dieser Employee Net Promoter Score, sofern er anonym erhoben wird,

00:14:30: bei mir dann einfach schlechter ausschlagen, weil ich vielleicht dann anklicke.

00:14:33: Ja nee, ich glaube in einem Jahr bin ich weg.

00:14:34: Das heißt, man versucht das zu quantifizieren, was eigentlich schwerer quantifizierbar

00:14:38: ist als sowas wie Kosten und Erträge, richtig?

00:14:40: Richtig. Okay, und wenn ich jetzt als Bank diffusioniert möchte,

00:14:44: dass sowohl die wirtschaftlichen als auch diese personalbezogenen Kennzahlen

00:14:48: nach der Fusion alle schön oben bleiben, könnt ihr uns vielleicht Beispiele

00:14:51: erfolgreicher HR-Strategien in Fusion nennen?

00:14:54: Also wie haben diese Banken dann die Strategien erarbeitet und was können wir

00:14:57: vielleicht von deren erfolgreichen Vorgehen lernen?

00:15:00: Also ein ganz zentrales Element ist, und Jörg hat es vorhin schon genannt,

00:15:05: die Personalstrategie muss einfach klar abgeleitet werden aus der neuen Geschäftsstrategie

00:15:12: und Banken, die fusionieren, die müssen dann sicherstellen,

00:15:15: dass die Personalstrategie eng mit den übergeordneten Zielen des neuen Unternehmens verknüpft sind.

00:15:20: Das bedeutet, dass die einzelnen Maßnahmen im HR-Bereich auch darauf abzielen,

00:15:26: die strategischen Ziele zu unterstützen.

00:15:28: Und gleichzeitig muss es aber auch, wenn die Personalabteilung feststellt,

00:15:34: dass bestimmte Maßnahmen einfach notwendig sind, um beispielsweise mit dem Wettbewerb

00:15:39: mitzuhalten, in der Region auch irgendwo mitzuhalten,

00:15:42: muss das auch einen Rückkanal zu der Geschäftsstrategie bilden.

00:15:46: Das geht also in beide Richtungen. Ein weiteres Erfolgsrezept ist der partizipative

00:15:52: Prozess bei der Erarbeitung dieser Personalstrategie.

00:15:56: Was heißt das genau? Banken haben dann einfach Workshops, Feedbackrunden mit

00:16:02: Mitarbeitenden aus verschiedenen Ebenen und Abteilungen durchgeführt.

00:16:06: Diese Einbeziehung sorgt dann nämlich nicht nur dafür,

00:16:10: dass natürlich unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt werden und natürlich

00:16:14: dementsprechend auch unterschiedliche Interessen in diese Gesamtpersonalstrategie

00:16:19: einfließt, sondern fördert natürlich auch das Gefühl der Zugehörigkeit,

00:16:24: weil man hat es mitgestaltet und somit auch die Akzeptanz, weil am Ende ist

00:16:30: das Ganze natürlich auch kein Selbstzweck, sondern es sind die Mitarbeitenden,

00:16:34: die diese Strategie umsetzen müssen, die sie leben müssen und mit Leben füllen müssen.

00:16:40: Und da diese interne Kundensicht mit einzubeziehen, das ist einfach Gold wert.

00:16:46: Das ist nicht nur richtig, das ist auch wichtig, was Laura gerade sagt,

00:16:49: um ein ganz plastisches Beispiel zu geben, wie wir das wirklich mit der Hand am Arm machen.

00:16:53: Wir suchen uns für die Erarbeitung einer Personalstrategie Leute,

00:16:57: die daran mitarbeiten wollen und die kommen nicht nur noch nicht mal überwiegend

00:17:00: aus dem Personalbereich,

00:17:01: sondern dann nehmen wir die Marktfolge aktiv, den Vertrieb, den Stab,

00:17:05: Mitarbeiter, um genau das sicherzustellen, dass es halt breit getragen ist.

00:17:08: Und das Zweite ist, auch um das zu erläutern, was es bedeutet,

00:17:12: aus einer Geschäftsstrategie etwas abzuleiten.

00:17:14: Eine der ersten Aufgaben in so einem Workshop ist, die bekommen die Hausaufgabe,

00:17:18: die Geschäftsstrategie einmal zu lesen.

00:17:20: Überraschenderweise machen das ganz viele zum ersten Mal und sind überrascht,

00:17:23: was da alles für kluge Sachen drinstehen. Und dann sollen sie markieren,

00:17:26: welche dieser Punkte haben eine Relevanz für das Thema Personalwirtschaft.

00:17:31: Und dann sind alle immer extrem überrascht, wie viel in der Geschäftsstrategie

00:17:36: drinsteht, das personalwirtschaftlich ganz entscheidend ist.

00:17:39: Das fängt an mit solchen abstrakten Aussagen im Sparkassensektor,

00:17:43: wir verstehen uns als Standardsparkasse.

00:17:44: Das heißt, das Thema Verbandstreue bedeutet personalwirtschaftlich,

00:17:48: ich benutze auch die HR-Systeme des Verbandes.

00:17:51: Dann, wir sind eine Flächensparkasse oder aber wir sind eine Sparkasse,

00:17:55: die halt ausgeprägter Risikoappetit hat und mit dem Depot A tatsächlich viel Geld verdienen will.

00:18:01: Das bedeutet, wenn ich eine Filialsparkasse bin, ich brauche personenbesetzte

00:18:05: Filialen, die ich auch entsprechend ausstatten muss versus, ich brauche das

00:18:09: möglicherweise nicht, Aussagen zu den Geschäftsfeldern.

00:18:12: Wir verstehen uns als Motor der Wirtschaft und finanzieren die Transformation

00:18:15: unserer regionalen Wirtschaft.

00:18:17: Das heißt, ich brauche Firmenkundenberater, die Transformationsfinanzierung

00:18:20: können. Es gibt extrem viel, was da tatsächlich abzuleiten ist.

00:18:23: Und das ist genau dieses Praktische.

00:18:25: Das gehen wir mit einem Querschnitt der Mitarbeiter durch und erarbeiten mit

00:18:30: denen wirklich, was ist in der Geschäftsstrategie drin, das wir in der Personalstrategie

00:18:34: weiterverarbeiten müssen.

00:18:36: Ja, spannend. Das ist halt genau, was ich eben meinte mit die Arbeitskraft ist an Menschen gebunden.

00:18:40: Also was auch immer meine Strategie ist, letzten Endes ist das an Menschen gebunden

00:18:43: alles, was nicht vielleicht ein Computer ist, aber auch der muss bedient werden.

00:18:46: Das heißt, eigentlich ist fast alles personalwirtschaftlich relevant,

00:18:50: weil in der Wirtschaft das meiste machen halt Menschen mit anderen Menschen.

00:18:53: Und ja, genau darauf wollte ich eben hinaus. Letzte Frage, so aus eurer Sicht

00:18:57: als Unternehmensberater.

00:18:59: Angenommen, ich bin jetzt eine Bank und plane in der Zukunft womöglich eine

00:19:04: Fusion und hätte die Möglichkeit, euch eine Frage zu stellen.

00:19:07: Was würdet ihr euch wünschen? Was ist die top-relevante Frage,

00:19:10: also von euch beiden jetzt jeweils aus eurer Sicht, die top-relevante Frage,

00:19:13: die ich euch als erstes stellen sollte?

00:19:16: Das ist auf jeden Fall eine spannende Frage. Ich bin gespannt,

00:19:19: ob wir beide in eine ähnliche Richtung antworten.

00:19:22: Ich würde sagen, es geht ja immer darum, Synergien zu schaffen und irgendwo

00:19:26: auch das Beste aus beiden Welten zu vereinen.

00:19:28: Deshalb wäre die Frage, die ich zuallererst jetzt im Kopf hätte, wäre,

00:19:33: wie kann man als beide Banken eigentlich sicherstellen, dass die Personalstrategie

00:19:40: die unterschiedlichen Stärken von beiden Banken auch optimal nutzt?

00:19:45: So, jetzt muss ich mir noch was einfallen lassen. Das anders ist, aber ähnlich gut.

00:19:50: Ich glaube, ich hätte eine relativ simple Frage, über die ich mich freuen würde.

00:19:54: Einfach, wenn ich gefragt würde, was müssen wir jetzt tun, um für unser Fusionshaus

00:19:58: die Ausstattung mit den richtigen Mitarbeitern für die Zukunft abzusichern?

00:20:02: Da merkt man, du machst strategische Personalplanung.

00:20:07: Ja, ich finde, es sind beides spannende und relevante Fragen.

00:20:10: Wenn sich jemand berufen fühlt, die Frage in der Realität beantwortet zu bekommen,

00:20:13: dann findet ihr unsere Kontaktdaten wie immer in der Episodenbeschreibung.

00:20:16: Wir hoffen, ihr habt insgesamt wertvolle Einblicke in die Welt der Personalstrategien

00:20:19: bei Fusionen gewonnen und seid inspiriert,

00:20:21: über die Zukunft der Finanzdienstleistungsbranche nachzudenken.

00:20:24: Vielen Dank an euch beide für das spannende Gespräch. Danke dir.

00:20:27: Sehr gerne. Dankeschön. Feedback, Meinungen, Kommentare könnt ihr uns gerne

00:20:31: über die sozialen Medien hinterlassen.

00:20:33: Und wie immer, wenn es euch gefallen hat, dann abonniert den Podcast und lasst

00:20:35: uns gerne eine gute Bewertung da. Vielen Dank und bis zum nächsten Mal.

00:20:39: Music.

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