Sommerpause? Von wegen! Unser aktueller Blick auf Wirtschaft und Banken in unsicheren Zeiten.
Shownotes
Die Sommermonate sind in Politik und Wirtschaft bekanntlich eher die ruhigeren Monate. Viele Menschen genießen ihren Urlaub, das politische Berlin ist in einer Sommerpause und für gewöhnlich nimmt die Nachrichtendichte auch ab. Dieses Jahr scheint dies jedoch nicht unbedingt der Fall zu sein. Die hohe Dynamik in Wirtschaft und Politik, vor allem auch durch die gestiegenen globalen Unsicherheiten, begleitet uns auch durch den Sommer. Die Nachrichtendichte ist ungebrochen hoch. Ein guter Zeitpunkt, um die aktuellen Entwicklungen und die der letzten Monate zu sortieren und einzuordnen. • Wo steht die Konjunktur in Europa und Deutschland? • Wie beeinflussen die anstehenden Wahlen in den USA und die stattgefundenen Wahlen in der EU die Wirtschaft? • Und wie lief das erste Halbjahr für die Banken und was kommt im zweiten Halbjahr auf sie zu? Über diese Themen – und mehr – spricht Jan Müller-Dethardt, Berater bei zeb, mit Heinz-Gerd Stickling. Gerd ist Partner im zeb, verantwortlich für den Bereich Research und ordnet für Sie und uns in unserem Podcast regelmäßig die volkswirtschaftlichen Zusammenhänge ein.
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00:00:00: Music.
00:00:06: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Sound of Finance,
00:00:09: dem Podcast von ZDB. Schön, dass ihr wieder dabei seid.
00:00:13: Die Sommermonate sind bekanntlich in Politik und Wirtschaft eher die ruhigeren Monate.
00:00:18: Viele Menschen genießen ihren wohlverdienten Urlaub, das politische Berlin ist
00:00:21: in einer Sommerpause und für gewöhnlich nimmt die Nachrichtendichte auch ab.
00:00:25: Dieses Jahr scheint dies jedoch nicht unbedingt der Fall zu sein.
00:00:28: Die hohe Dynamik in Wirtschaft und Politik, vor allem auch durch die gestiegenen
00:00:33: globalen Unsicherheiten, begleitet uns auch durch den Sommer.
00:00:36: Die Nachrichtendichte ist ungebrochen hoch.
00:00:38: Ein guter Zeitpunkt, um die aktuellen Entwicklungen und die der letzten Monate
00:00:42: zu sortieren und einzuordnen.
00:00:44: Wo steht die Konjunktur in Europa und Deutschland?
00:00:47: Wie beeinflussen die anstehenden Wahlen in den USA und die stattgefundenen Wahlen
00:00:52: in der EU die Wirtschaft?
00:00:54: Und wie lief das erste Halbjahr für die Banken und was kommt im zweiten Halbjahr auf sie zu? zu.
00:00:59: Mein Name ist Jan Müller-Dethardt, ich bin Berater bei ZDB und freue mich heute,
00:01:03: Heinz-Gerd Stickling bei uns im Podcast als Gast begrüßen zu dürfen.
00:01:06: Er ist Partner bei ZDB und verantwortlich für den Bereich Research.
00:01:10: Heinz-Gerd, du warst ja auch schon öfter bei uns. Herzlich willkommen,
00:01:13: ich freue mich, dass du wieder dabei bist.
00:01:15: Ja, vielen Dank Jan und danke für die Einladung. Ja, sehr gerne.
00:01:20: Lass uns direkt mal starten mit ein paar Zahlen zu den Themen,
00:01:23: die wir heute diskutieren möchten.
00:01:24: Wie viel die Wirtschaftsleistung in Deutschland im ersten Halbjahr 2024 aus
00:01:29: und wo stehen wir beim Thema Inflation?
00:01:32: Ja, hast du gleich die wichtigsten Makrodaten abgefragt.
00:01:36: Vielleicht, dass wir ein Bild bemühen, was wir auch beim letzten Mal schon hatten.
00:01:41: Ich glaube, wir sind immer noch im Soft Landing Szenario.
00:01:46: Aber hier schon mit unterschiedlichen Nuancen. Das heißt, Deutschland ist bereits gelandet und in den USA.
00:01:53: Hier haben wir jetzt gerade in den letzten Wochen die Kommode Reiseflughöhe
00:01:59: verlassen. Das heißt, auch in
00:02:01: den USA befinden wir uns jetzt konjunkturell wahrscheinlich im Sinkflug.
00:02:06: Konkret, Deutschland schwankt um die Nulllinie. Das heißt, im letzten Jahr hatten
00:02:11: wir ja bekanntlich ein Wachstum von minus 0,2.
00:02:14: Jetzt erwarten die Analysten ein Wachstum für 24 von plus 0,2.
00:02:21: Das heißt, wir sind am Boden und auch für 2025 wird erwartet,
00:02:26: dass wir den 1%-Wachstumskorridor jetzt hier nicht durchbrechen können.
00:02:31: In den USA sieht das sehr viel freundlicher aus.
00:02:34: Hier hatten wir ein Wachstum von 2,5% im letzten Jahr und werden wahrscheinlich
00:02:38: in diesem Jahr eine ähnliche Größenordnung erreichen.
00:02:41: Allerdings, und das hat ja auch mit jetzt hier die Burden-Turbulenzen in den
00:02:46: letzten Tagen ausgelöst, sind die Perspektiven für 2025 etwas negativer.
00:02:51: Also hier glauben wir schon oder glauben die Analysten, dass wir hier deutlich unter 2% bleiben.
00:02:58: Neu an dieser ganzen Entwicklung ist, Deutschland hebt nicht ab, klebt am Boden.
00:03:02: Und neu auch, die USA wechseln jetzt vom No-Landing-Szenario,
00:03:07: wie es so schön hieß, doch auf einen Landeanflug.
00:03:11: Für die Inflation können wir es kürzer machen. Hier sind wir eigentlich gefangen
00:03:15: zwischen 2,5% und 3%. Das gilt sowohl für die USA als auch für Europa.
00:03:22: 2,5% in der Headline Inflation, das heißt die Gesamtinflation und 3% ungefähr
00:03:29: hier in der Kerninflation.
00:03:32: Das heißt, wir sind hier noch nicht am Ziel.
00:03:35: Ja, das heißt sozusagen konjunkturell so um die 0%, Inflation zwischen 2 und
00:03:41: 3%, wenn ich das mal zusammenfasse.
00:03:43: Wie lassen sich denn diese Zahlen einordnen? Was sind denn so die Gründe dafür?
00:03:48: Erstmal die Einordnung heißt, wir sind immer noch im Soft Landing Szenario.
00:03:54: Zunächst ist noch keine Rezession in Sicht.
00:03:57: Ich glaube, das ist sehr, sehr wichtig, weil das Rezessionsschlagwort tauchte
00:04:03: gerade in den letzten Tagen vermehrt auf.
00:04:07: Aber wir haben eine höhere Unsicherheit, was ja auch an den Kapitalmarken abzulesen ist.
00:04:14: Die Gründe sind banal. Es ist einmal die Weltkonjunktur, die nicht richtig unter Dampf kommt.
00:04:20: Das trifft uns als Exportnation relativ stärker.
00:04:24: Das ist die hohe geopolitische und allgemeine Unsicherheit, das bremst Investitionen.
00:04:30: Und das sind die spezifischen Standortbedingungen in Deutschland,
00:04:33: die sich ja bekanntermaßen eher in das Negative bewegt haben.
00:04:39: Das sind die Punkte, die uns konjunkturell am Boden halten.
00:04:43: Das heißt, für Deutschland hier brauchen wir meines Erachtens eine Wachstumsagenda,
00:04:48: die die drei Kernpunkte dann auch adressiert. Das ist Energie,
00:04:51: das ist Fachkräfte und das ist Infrastruktur.
00:04:54: Auf der Inflationsseite war voraussehbar, dass die letzte Meile in der Inflationsbekämpfung
00:05:03: die hartnäckigste wird.
00:05:04: Und das, was uns jetzt noch hindert, hier Richtung zwei Prozent zu kommen,
00:05:09: ist die Inflation im Dienstleistungsbereich und natürlich bei den Löhnen.
00:05:13: Das ist aber auch schnell erzählt. Ja, du hattest ja gerade schon etwas gesagt
00:05:17: zu den Rahmenbedingungen, dass die in Deutschland nicht ideal sind.
00:05:20: Wie steht denn Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern da?
00:05:23: Das kann man kurz beantworten. Beim Wachstum sind wir leider hinten,
00:05:27: das heißt sowohl im europäischen Vergleich als auch im OECD-Vergleich.
00:05:31: Bei der Inflation sind wir sehr unauffällig. Hier sind wir exakt im Durchschnitt der Euro-Länder.
00:05:40: Okay, vielleicht nochmal eine Frage in Bezug auf die Inflation,
00:05:44: weil es ja nach wie vor ein Thema ist, was doch ordentlich beschäftigt.
00:05:47: Die EZB hat im Juni ja die Leitzinsen dann erstmalig wieder um 0,25 Prozent
00:05:53: gesenkt. Im Juli blieben sie dann unverändert.
00:05:56: Was können wir für das weitere Halbjahr erwarten? Das scheint schon relativ
00:06:00: gut voraussehbar zu sein.
00:06:04: Bei der EZB und bei der FED erwarten wir im September die nächsten Zinsdenkungen.
00:06:10: Bei der EZB 0,25 Prozent, erneut 0,25 Prozent und bei der FED wird diskutiert,
00:06:17: ob hier vielleicht sogar ein größerer Zinssenkungsschritt von 0,5 Prozent denkbar ist.
00:06:24: Aber wir kommen natürlich am unterschiedlichen Niveau.
00:06:29: Bekanntlich ist der Eigenlagensatz der EZB derzeit 3,75% und in den USA sind
00:06:36: die Leitzinsen 5,25%. Und die Inflationsentwicklung ist vergleichbar.
00:06:42: Die Märkte erwarten eventuell noch eine weitere Zinssenkung,
00:06:46: sowohl im Euroraum als auch hier bei der FED.
00:06:50: Ja genau, wir kommen später auch nochmal, wenn wir über die Banken sprechen, zurück zur Inflation.
00:06:54: Jetzt würde mich ganz gerne ein bisschen mehr das Geschehen aktuell in den USA interessieren.
00:06:59: Wir hatten ja eingangs gesagt, dass es gerade doch eine recht hohe Nachrichtendichte
00:07:02: gibt und diese kommt vor allen Dingen aus den USA.
00:07:05: Also der Wahlkampf ist ja in vollem Gange. Welche Themen im aktuellen Wahlkampf
00:07:10: haben direkten Einfluss auf Europa und Deutschland? Ja Jan, also hier sehe ich drei Bereiche.
00:07:16: Zunächst die Handels- und Industriepolitik, dann die Sicherheitspolitik und
00:07:21: schließlich die Finanzpolitik.
00:07:23: Bei der Handels- und Industriepolitik sind das die Stichworte wie Zölle,
00:07:27: Freihandel und auch Subventionswettbewerb. Hier sind wir dann betroffen mit
00:07:32: unserer Exportwirtschaft, aber auch das Thema direkte Investitionen.
00:07:36: Das ist ja gerade ein Hype, dass viele Unternehmen, deutsche Unternehmen in
00:07:39: den USA investieren, um dann auch hier an den Subventionstöpfen teilhaben zu
00:07:46: können. Das zweite Thema ist die Sicherheitspolitik.
00:07:49: Die USA hat einen stärkeren Fokus gerichtet auf die Pazifikregion.
00:07:54: Europa verliert an Relevanz und hier sind wir dann gefordert,
00:07:59: eine eigenständigere europäische Sicherheitspolitik zu entwickeln und dann auch zu finanzieren.
00:08:05: Beim Stichwort Finanzpolitik ist es ein großes Thema aus meiner Sicht,
00:08:10: das Thema Verschuldung und damit auch das Thema Finanzstabilität und dann zu
00:08:16: einem gewissen Grad auch das Thema Dollarwechselkurs.
00:08:20: Weil es ja bekannt ist, dass Trump, insbesondere Trump, gerne sehen würde,
00:08:24: wenn der Dollarwechselkurs schwächer werden würde, also abwerten.
00:08:29: Und hier könnten sich Stabilitätsrisiken allgemein entwickeln.
00:08:33: Also das sind die großen drei Themen aus meiner Sicht, wo die US-Wahl Auswirkungen
00:08:39: hat auf Europa und auf Deutschland.
00:08:42: Ja, interessant. Und wie würde jetzt ein Sieg von Trump und wie würde ein Sieg
00:08:46: von Harris die Wirtschaft in Europa beziehungsweise Deutschland beeinflussen?
00:08:51: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, die US-Wahl wird als erstes wirklich die
00:08:55: USA beeinflussen wesentlich.
00:08:58: Hier sind die großen Unterschiede natürlich.
00:09:01: Vielleicht sogar weniger die Unterschiede des konkreten Wahlausgangs sind vielleicht
00:09:06: weniger relevant für die EU als allgemein angenommen.
00:09:10: Denn der Kurs in diesen drei Punkten zwischen Demokraten und Republikanern ist
00:09:17: grundsätzlich nicht unterschiedlich. Die sind hier sehr nah beieinander.
00:09:21: Und wahrscheinlich ist der größte Unterschied zwischen einer Trump-Administration,
00:09:27: einer zweiten Trump-Administration und einer Harris-Administration,
00:09:30: dass letztere deutlich verlässlicher wäre und im Ton natürlich freundlicher.
00:09:35: Das ist ein großer Unterschied, aber materiell in diesen drei großen Themen
00:09:41: Handels- und Industriepolitik, Sicherheitspolitik und Finanzpolitik wird sich Europa bewegen müssen.
00:09:46: Ja, super interessant finde ich auch gerade diese Ausführungen,
00:09:49: dass es gar nicht so einen großen Unterschied machen würde von den generellen, sage ich mal,
00:09:55: Entwicklungen, ob jetzt Demokraten oder Republikaner gewinnen würden mit Blick
00:09:59: auf den Einfluss der Wirtschaft Richtung Deutschland, Europa.
00:10:02: Aber trotzdem die Frage, wie kann sich Europa Deutschland vorbereiten?
00:10:06: Gegebenenfalls auch mit Blick darauf, dass man ja 2016 zum Amtsantritt von Trump
00:10:11: ja nicht so gut vorbereitet war.
00:10:14: Also spezifisch können wir wahrscheinlich sehr relativ wenig tun,
00:10:18: außer dass wir die Netzwerke in den USA auch zu den Politikern der Republikanischen
00:10:24: Partei, die maßgeblichen pflegen und so einen Zugang sichern.
00:10:27: Und ansonsten müssen wir unsere Hausaufgaben machen in den schon genannten Bereichen.
00:10:33: Okay, dann lass uns als nächstes mal ein bisschen genauer auf die EU schauen.
00:10:38: In der EU wurde ja kürzlich bekannterweise gewählt.
00:10:41: Was bedeutet denn der Wahlausgang für die nächsten Jahre für die EU allgemein
00:10:46: und die Wirtschaft im Besonderen? Aus meiner Sicht zweimal Stabilität.
00:10:51: Wenn wir die Ergebnisse der Wahlen jetzt sehen und auch in der Konsequenz,
00:10:55: dann hat sich ja gezeigt,
00:10:57: dass die Kräfte der Mitte gestärkt wurden gegen viele Erwartungen und das hat
00:11:04: zur Konsequenz, dass die Kommissionspräsidentin von der Leyen jetzt einer zweiten
00:11:08: Amtsperiode sich hier dafür gewählt wurde.
00:11:12: Und auch das ist ein Thema, was auf Stabilität einzahlt.
00:11:17: Und die großen Themen, die aufgerufen wurden, sind aus meiner Sicht drei.
00:11:22: Das erste ist, dass wir hier einen pragmatischen Wachstumskurs fahren,
00:11:28: denn der Mangel an Virtual Dynamics ist allgemein erkannt.
00:11:34: Das Zweite auch nicht unwesentlich, weil das war ein großes Thema,
00:11:37: gerade auch der ersten von der Leyen-Administration und kennzeichnend Europa,
00:11:43: ist, dass der Green Deal aus meiner Sicht gerettet wurde.
00:11:46: Wir werden ihn vielleicht anders interpretieren, ein bisschen marktwirtschaftlicher,
00:11:50: weniger regulatorisch, aber der Kern ist gerettet.
00:11:55: Und das dritte Thema, die Steuerung der Migration, auch hier wird man mehr Profil
00:12:01: zeigen, wo alle drei Themen zahlen auch wiederum auf Tabilität ein.
00:12:06: Ja, was ich vor allen Dingen spannend finde, ist ja auch das Thema,
00:12:08: dass man jetzt dieses Thema Nachhaltigkeit weiter forciert und weiter treibt,
00:12:13: aber trotzdem auf das wirtschaftliche Wachstum halt stärker achten möchte.
00:12:17: Das war ja, glaube ich, auch ein wichtiger Punkt, den Frau von der Leyen ja
00:12:21: auch mit berücksichtigen musste, um da erfolgreich zu sein.
00:12:24: Ja, also die beiden Punkte heißen zusammengefasst nachhaltiges Wirtschaftswachstum
00:12:29: und dann auch eine bessere Steuerung der Migration.
00:12:33: Ich glaube, das sind die großen Themen und insgesamt wird es noch mehr Kraft
00:12:39: kosten, die EU zusammenzuhalten.
00:12:41: Und ein neues Thema kommt vielleicht auch auf die EU zu,
00:12:45: ist hier eine stärkere Rolle zu spielen im Kontext europäischer Verteidigung,
00:12:49: also das Stichwort europäischer Verteidigungskommissar und vielleicht auch die Chancen zu nutzen,
00:12:55: doch wieder stärker an Großbritannien heranzurücken in allen drei Themen,
00:13:02: Binnenmarkt, Migration, aber auch gerade Sicherheitspolitik,
00:13:05: weil hier können die Briten sehr viel anbieten.
00:13:07: Ja, jetzt hast du schon einige der Herausforderungen genannt,
00:13:10: die der neuen EU-Kommission bevorstehen.
00:13:15: Gibt es da noch weitere, an die du so denkst? Ich glaube, das sind exakt diese
00:13:19: und das ist ja auch schon ein sehr großes Pflichtenheft.
00:13:23: Aufgabenbuch, ja, das stimmt.
00:13:26: Okay, abschließend würde ich
00:13:28: ganz gerne nochmal einen Blick auf die Banken werfen und den Bankensektor.
00:13:32: Wie lief das erste Halbjahr für europäische und deutsche Banken?
00:13:36: Ja, im Prinzip ähnlich gut wie das Jahr 2023.
00:13:41: Zur Erinnerung, das Jahr 2023 war ja ein positives Ausnahmejahr.
00:13:46: Die Bankbilanzen waren in Gold gekränzt oder mit Gold gekränzt und aus jetziger
00:13:53: Sicht, auch wenn man sich die Halbjahresergebnisse anschaut,
00:13:56: dann haben wir eine gute Chance,
00:13:58: dass wir auch hier, wir sind ja jetzt gerade in der Olympia-Zeit,
00:14:02: dass wir wieder auf die Medaillenränge kommen.
00:14:04: Also wir sehen weder beim Zinsüberschuss noch bei den sonstigen Ertragskomponenten
00:14:10: hier große Einbrüche, sondern das ist gut stabil auf einem sehr,
00:14:15: sehr, sehr hohen Niveau.
00:14:16: Die Kosten sind einigermaßen im Griff und erstaunlicherweise auch noch die Risiken.
00:14:21: Und das sind ja die großen, großen Parameter.
00:14:24: Also bislang war das erste Halbjahr wirklich positiv.
00:14:29: Ja genau und jetzt mit Blick auf das zweite Halbjahr, du hast ja eingangs schon
00:14:32: gesagt, ich sag mal geopolitische, geoökonomische Unsicherheiten und Risiken
00:14:37: bestehen. Was sind denn die größten Unsicherheiten, Risiken für das zweite Halbjahr für Banken?
00:14:44: Für das zweite Halbjahr bin ich persönlich auch relativ optimistisch.
00:14:49: Der Knackpunkt wird eher sein 2025 fortfolgende, vor allen Dingen aber auch 2025 direkt.
00:14:57: Das große Thema ist, was passiert mit den Bankerträgen, wenn wir jetzt eine
00:15:03: Zinswende sehen, wo die Zinsen wieder sich ermäßigen, also wirklich zurückgehen.
00:15:08: Das wird jetzt gerade aktuell diskutiert.
00:15:12: Diese Effekte werden sich in diesem Jahr, im 24er Jahr aber noch kaum bemerkbar
00:15:17: machen, sondern das sind Dinge, die dann eher in 25 schlagend werden.
00:15:23: Heißt im Ergebnis, 24 wird noch wirklich gut, 25 wird eine größere Herausforderung.
00:15:32: Auch gerade wenn wir hier auf das Thema Zinsüberschuss schauen.
00:15:36: Was wir hier sehen ist, dass sich die Zinsen am langen Ende eigentlich kaum bewegt haben.
00:15:43: Das wird oftmals übersehen. Wir haben in Deutschland ein Zinsniveau von ungefähr
00:15:48: zweieinhalb Prozent am langen Ende.
00:15:50: Hier war wenig Bewegung auf Sicht von einem halben Jahr oder auf Sicht von zwölf
00:15:55: Monaten. Wo sich was getan hat, war dann im Zweijahresbereich am deutlichsten.
00:16:01: Hier haben wir heute einen Zinssatz von 2,4 Prozent und vor einem Jahr waren
00:16:07: das 3,1, das heißt ein Delta von 70 Basispunkten, das ist schon merklich.
00:16:11: Und hier werden dann Analysten immer dann hellhörig.
00:16:17: Wir haben, wenn man zwei Jahre gegen zehn sieht, eigentlich jetzt eine flache Zinsstruktur.
00:16:23: Das heißt, die Inversität hat sich an dieser Stelle aufgelöst.
00:16:26: Wenn wir das vergleichen. Und das wird ja auch diskutiert im Sinne von Konjunkturperspektiven,
00:16:32: weil die Situation in den USA auf einem anderen Niveau, aber ansonsten ist sie spiegelbildlich.
00:16:38: In den USA haben wir am langen Ende einen Zinssatz von 4, im Zweijahresbereich ditto.
00:16:48: Das heißt, auch hier haben wir jetzt eine flache Zinstrukturkurve.
00:16:51: Und hier gibt es die Erkenntnis der Analysten, empirisch belegt über Jahrzehnte,
00:16:57: dass die Konjunktur dann wirklich rückläufig ist oder auch in Richtung einer Rezession laufen kann,
00:17:04: wenn die Inverte-Zinnstruktur beginnt, sich aufzulösen.
00:17:08: Und das ist auch der Hintergrund, warum jetzt in jüngster Zeit,
00:17:13: in den letzten Tagen, das Thema Rezession wieder ein geflügeltes Wort ist,
00:17:18: weil man auch auf diesen Zusammenhang blickt.
00:17:20: Wenn uns das ereilen würde, das wäre dann aber eher Mitte 25,
00:17:26: wobei die meisten Analysten davon ausgehen, dass weiterhin das Soft-Landing-Szenario
00:17:33: realistisch ist und keine Rezession, also kein Hard-Landing.
00:17:37: Und für die Banken heißt das dann einmal auf der Zinsseite, der Zinsüberschuss
00:17:44: wird tendenziell zurücklaufen und vor allem auch die Margen im Einlagengeschäft
00:17:48: werden rückgängig sein.
00:17:49: Aber im Vergleich zu dem Zeitraum und zu den Jahren in der Negativzinsphase
00:17:55: werden wir auf einem komod hohen Niveau bleiben bei den Zinsüberschüssen.
00:18:00: Spannender ist dann die Risikoseite im Sinne von, wenn die Konjunktur wirklich
00:18:04: stärker rückläufig wäre als jetzt erwartet, dann hätten wir wahrscheinlich auch
00:18:10: Einschläge im Bereich Corporate Risk.
00:18:12: Derzeit sehen wir erhöhte Risiken eher im Immobilienbereich,
00:18:17: vor allen Dingen im Commercial Real Estate.
00:18:19: Die sind hoffentlich schon in großen Teilen verarbeitet und wenn die Zinsen
00:18:24: wirklich rückläufig sind oder zumindest am langen Ende nicht mehr steigen,
00:18:28: dann müsste das unter diesen Aspekten ja auch beim Real Estate Marketing vielleicht
00:18:34: eine gewisse Beruhigung geben.
00:18:36: Corporate Risk ist dann anders geartet und das ist dann selbstverständlich sehr
00:18:41: stark abhängig von der Konjunkturentwicklung und das war bislang noch nicht im Fokus.
00:18:47: Ja, vielleicht abschließend noch die Frage, hat man jetzt ja auch gesehen,
00:18:51: dass die letzten Tage ja auch die Märkte enorm unruhig waren.
00:18:56: Vielleicht, wie können sich denn Banken mit Blick auf diese Unsicherheit und
00:19:00: auch die Veränderung auf der Ertragsseite fürs nächste Halbjahr,
00:19:03: das nächste Jahr vorbereiten?
00:19:05: Ach, gute Frage. So, eigentlich müssen sie auch wieder ihre Standardhausaufgaben machen.
00:19:10: Und das bedeutet, dass wenn wir weiterhin in einer Wachstumsschwäche sind,
00:19:18: auf der Vertriebseite versuchen,
00:19:21: Marktanteile zu gewinnen und vor allen Dingen im Kreditgeschäft,
00:19:24: hier natürlich unter Risikoaspekten, aber die höheren Kompons einzuwerben und
00:19:32: das Kreditgeschäft entsprechend zu weiterhin auch zu forcieren.
00:19:36: Beim Provisionsgeschäft, glaube ich, sind die Banken gut unterwegs.
00:19:41: Das ist auch stabil auf hohem Niveau mit moderatem Wachstum.
00:19:45: Hier einfach weitermachen und die Handelsgeschäfte und all die Geschäfte,
00:19:51: die der Risikoabsichtung dienen,
00:19:53: Hier könnten Banken sogar entsprechende Ersteigerungen realisieren,
00:19:57: weil wir die Kunden einen hohen Bedarf haben an Risikoabsicherung.
00:20:03: Das ist die Ertragsseite, wo wir dann weiterhin unterwegs sein müssen.
00:20:08: Die Kostenseite muss es gelingen, hier den Kostenauftrieb, den wir haben, den zu begrenzen.
00:20:15: Das haben die Lab-Banken bislang ganz ordentlich gemacht.
00:20:18: Das heißt, es bleibt spannend. Gerd, vielen lieben Dank für das interessante
00:20:22: Gespräch und die vielen spannenden Einblicke und Einsortierungen der Themen.
00:20:27: Ich glaube, das war super hilfreich. Ganz lieben Dank. Sehr gerne.
00:20:30: Genau, vielleicht abschließend nochmal der Hinweis, wie gesagt,
00:20:33: es ist ein dynamisches Thema und somit nur eine Momentaufnahme.
00:20:36: Wie ihr wisst, wir freuen uns immer sehr über eure Meinungen zu dem Podcast
00:20:39: per Mail oder Social Media.
00:20:42: Wenn euch die Folge gefallen hat, abonniert doch gerne unseren Podcast,
00:20:45: lasst eine Bewertung da.
00:20:47: Vielen Dank und bis zum nächsten Mal bei SciShow.
00:20:49: Music.
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